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2. April 2009 / 14:20 Uhr

“How to keep cool” – Entspannte Flughafen-Manager trotz Skylink-Debakel, AUA-Krise und Passagierschwund

Der Jahresbericht 2008 der Flughafen Wien AG ist eine erstklassige Verhöhnung der Aktionäre. "How to keep cool" haben die Manager das Werk betitelt, obwohl sie nicht den geringsten Grund haben, sich entspannt zurück zu lehnen. Zwar hat der Flughafen im abgelaufenen Jahr noch gut verdient, doch dafür kommt s jetzt wohl umso dicker.

Für heuer wird offiziell ein Passagierschwund von 5 Prozent erwartet – allerdings sollen die Zahlen demnächst neu überprüft werden, und somit wird s dabei wohl nicht bleiben. Die AUA-Dauerkrise zeichnet ein ganz übles Bedrohungsbild, auf das das Management einmal vorsichtshalber gar nicht reagiert. "Wir gehen davon aus, dass die EU den Verkauf an die Lufthansa genehmigt", ist die offizielle Linie. Einen Plan B für einen möglichen Kollaps der AUA, die immerhin fast die Hälfte der Flüge in Schwechat bestreitet, gibt es nicht. Doch selbst wenn die Verschenkung an die Lufthansa wie geplant über die Bühne geht, wer garantiert denn, dass die AUA dann weiterhin den Flughafen wie im bisherigen Umfang nutzen wird? Der Billigste soll Schwechat von den Gebühren her ja nicht gerade sein.

Noch viel schwerer wiegt jedoch das sich ankündigende Finanzdebakel um den geplanten neuen Terminal "Skylink". Von ursprünglich 400 Millionen Euro budgetierter Kosten sind wir mittlerweile angelangt bei verbürgten 657 Millionen, circa 730 Millionen, die so zwischen den Zeilen aus dem Geschäftsbericht herauszulesen sind, und gerüchteweise zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Euro bis zur Fertigstellung. Der neue Finanzvorstand Ernest Gabmann lässt die Sache jetzt vorsichtshalber einmal evaluieren. Apropos Fertigstellung: Die war ja einmal geplant anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Wien. Zwei Jahre länger wird s wohl dauern, da darf s halt auch ein bisserl mehr kosten.

Wer aber meint, dieser Mega-Flop hätte Konsequenzen, der irrt. Der bisherige Finanzvorstand Christian Domany ist Ende letzten Jahres eher zur Überraschung des Aufsichtsrats als auf dessen Wunsch hin zurückgetreten. Und wegen der Nachbesetzung wurde das Aufsichtsgremium dann erst gar nicht lange gefragt, denn der schwarze NÖ-Landeshauptmann Pröll hatte seinen Vize und Wirtschaftslandesrat zu entsorgen. Neuer Finanzexperte im Vorstand ist also Ernest Gabmann, stolzer Inhaber eines Handelsschul-Abschlusses (immerhin aus der Zeit vor der Pisa-Studie) und jahrzehntelang braver Diener seines Herrn. Gleichzeitig wurden noch die Mandate der beiden übrigen Vorstände Kaufmann und Schmid um fünf Jahre verlängert.

Da wird einerseits – auch von mir – zu Recht gefordert, dass der Staat wieder mehr Kontrolle über die Wirtschaft ausübt. Zumindest bei den Banken ist das unerlässlich, wie ihr globales Versagen deutlich zeigt. Doch wo die öffentliche Hand noch mitbestimmt, sieht s um nichts besser aus. 20% des Flughafens gehören der Stadt Wien, 20% dem Land Niederösterreich. Die Capos Häupl und Pröll sind beste Kumpane, haben den Aufsichtsrat mit höchst "verlässlichen" Freunden besetzt (Vorsitzender Johannes Coreth von der NÖ Versicherung) und schauen dem Treiben völlig kommentarlos zu. Wenn dieser neuer Terminal eine Milliarde Euro kostet, dann ist das mehr als das Siebenfache des Jahresgewinns 2008, den es 2009 sowieso nicht mehr annähernd geben wird.

Hier bahnt sich nach AUA und Kommunalkredit der nächste Fall für den Staatsanwalt an. Immerhin munkelt man im Zusammenhang mit der Skylink-Planung auch von Bestechungsgeldern. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Kostenevaluierung, die gerade ein Ziviltechnikbüro ausarbeitet. Auch wenn dort Ernest Gabmanns langjährige Geschäftspartner aus seiner Zeit im St. Pöltner Landhaus sitzen, werden sie den Skandal nicht ganz zudecken können.

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