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SPÖ-Politiker Omar Al-Rawi an vorderster Front bei Anti-Israel-Demonstration am 4. Juni 2010 in Wien. Dort spricht er allerdings nicht Jiddisch, sondern Arabisch.

8. Jänner 2017 / 07:23 Uhr

Mohammedaner Al-Rawi zeigt Kenntnisse jiddischer Sprache bei seiner Kritik an Sebastian Kurz

Die SPÖ-Staatsekretärin für Diversität und Öffentlichen Dienst, Muna Duzdar, zeigt sich wenig glücklich darüber, dass man das Thema Kopftuch im öffentlichen Dienst thematisiert. Die palästinensisch-stämmige Politikerin und Moslemin erklärte am Samstag: „Wenn man schon über religiöse Kleidungssymbole spricht, kann man sich nicht eine Religion 'rauspicken'.“

Kurz schließt sich Integrationsexperten an

Grund für diese Äußerung war, dass Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) mit der Meinung Dr. Heinz Faßmanns (unzensuriert.at berichtete) d’accord geht und ebenfalls ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und da vor allem im Schulbereich fordert.  

Muna Duzdar möchte, bevor sich irgendetwas in Österreich bewegt, ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) abwarten, wo derzeit wegen einer mohammedanischen Frau aus Belgien verhandelt wird, ob man als Staatsdienerin verschleiert sein darf. Denn für die Staatssekretärin ist es hauptsächlich relevant, wie Europa mit dem Thema umgeht.

Leider keine anderen religiösen Symbole auf Lager

Prinzipiell allerdings, meinte Muna Duzdar, würde sie sich nicht der Kopftuch-Debatte verschließen. Allerdings müsse man dann über alle Kleidungssymbole mit allen Religionsgemeinschaften diskutieren, weil sie ja auf einen Dialog mit allen setze.

Über welche anderen religiösen Kleidungsstücke man noch diskutieren könne, wisse Staatssekretärin Duzdar freilich im Moment nicht. Denn andere religiöse Symbole, die durch Kleidung ausgedrückt werden, seien „vielleicht nicht so einfach und oft“ wie das Kopftuch, allerdings ist sich die SPÖ-Politikerin sehr sicher, „es gibt welche“.

Nachhilfe für die Frau Staatssekretärin

Zur Nachhilfe: In nahezu keiner Religion – außer dem Islam – sind gerade in der Öffentlichkeit so rigide Kleidungsordnungen geboten, wie die in verschiedenen Varianten auftretende Verschleierung der Frau. Dadurch ist das Kopftuch nicht nur religiöses, sondern in erster Linie politisches Symbol, weil für den Islam Religion und Politik nicht zu trennen sind. Die meisten Kleidungsvorschriften für Angehörige anderer Religionen beziehen sich hauptsächlich auf liturgische Verwendung und erheben auch keinen religiösen Öffentlichkeitsanspruch.

Eine der wenigen Ausnahmen nicht-islamischer Kleidungsvorschrift mit streng religiösem Charakter ist der Turban der männlichen Anhänger der Sikh-Religion, der bei strengen Glaubensrichtungen in der Öffentlichkeit nie abgenommen werden darf.

Allerdings sind in Österreich bisher keine Fälle von Sikhs bekannt, die sich Turban-tragend für den Lehrer- oder sonstigen Staatsdienst beworben haben, was auch damit zusammenhängen könnte, dass die Sikh-Religion keinen Absolutheitsanspruch an die Welt stellt und die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft meist friedlich und völlig unauffällig im Gastland leben und arbeiten.

Al-Rawi sieht gleich mohammedanische Opferrolle

Ebenso meldete sich ein weiterer mohammedanischer Glaubensbruder aus den Reihen der SPÖ zur Kopftuch-Debatte zu Wort. Es handelt sich dabei um den Wiener Gemeinderat und Integrationsbeauftragten der IGGiÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich), Omar Al-Rawi, der Sebastian Kurz vorwirft, dass diesem die Rolle gefalle, „sich auf dem Rücken der Musliminnen und Muslime politisch profilieren zu wollen.“

Zusammenarbeit mit Kurz von Mohammedanern ausgesetzt

Al-Rawi kündigte auch an, sich solch eine Ungeheuerlichkeit nicht gefallen zu lassen. Denn nach seinen „unrühmlichen Agitationen“ gegen den Islam (Islamgesetz, Kontrollforderung mohammedanischer Kindergärten) komme Kurz nun erneut mit dem „diskriminierenden Vorschlag“ gegenüber moslemischen Frauen im öffentlichen Dienst, echauffierte sich Al-Rawi, der eine weitere Zusammenarbeit mit dem ÖVP-Politiker äußerst in Frage stellt.

Bis dahingehend mit den islamischen Verbänden nicht alles abgeklärt ist, sollen laut Al-Rawi alle Gespräche und Projekte mit Kurz ausgesetzt werden, denn „immer über Medien uns Muslimen auszurichten, was er von uns denkt, ist nicht mehr tragbar“.

Jiddisch-Kenntnisse von Al-Rawi: Tacheles reden!

Zu guter Letzt allerdings zeigte Al-Rawi, dass er vielleicht doch nicht so antisemitisch angehaucht ist, wie ihm seinerzeit die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) vorgeworfen hat, als diese den der Muslimbruderschaft nahestehenden Politiker nach mehreren antiisraelischen Vorfällen aufforderte „Konsequenzen zu ziehen und sich aus dem politischen Leben zurückzuziehen“. Denn um seine Glaubensbrüder (und verschleierten Schwestern) aufzufordern, mit Sebastian Kurz ein ernstes Wörtchen zu reden, befleißigte sich Al-Rawi sogar der jiddischen Sprache: „Als Musliminnen und Muslime sollten wir mit ihm endlich Tacheles reden.“

Anmerkung: Das Wort „Tacheles“ ist eine Entlehnung aus dem westjiddischen ??????‎ (takhles: Ziel, Zweck) und kommt auch in der unmittelbaren Redewendung ?????? ???? (takhles redn) vor.

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