Der Sudan ist eine islamische Republik, in der die Scharia gilt, was für die an die zwei Millionen Christen im Land bedeutet, immer wieder Repressalien ausgesetzt zu werden, die beinahe an eine Politik ethnischer Säuberungen erinnern.
Bereits im Juni 2016 gab die Behörde für Landentwicklung, Umwelt und Straßen verschiedenen Kirchengemeinden bekannt, dass mindestens 25 Kirchengebäude abgerissen werden müssten, weil sie sich in Zonen befänden, die für andere Zwecke vorgesehen seien.
Grundsätzlicher Angriff gegen das Christentum
Der Sprecher der Presbyterianischen Kirche des Sudan, Reverend Yahia Abdelrahim Nalu, erklärte, dass diese Anweisung ein grundsätzlicher Angriff gegen das Christentum durch die islamische Regierung sei. Auch weil der Abbruchbefehl sich gegen alle sudanesisch-christlichen Konfessionen, von der katholischen bis zur den Pfingstgemeinden, richtet.
In der Anordnung heißt es, dass Kirchen abgerissen werden müssen, die an Wohnzonen und öffentliche Spielplätze grenzen. Moscheen, die in den gleichen Stadt- und Ortsvierteln liegen, sind allerdings von dem Abbruchsbefehl nicht betroffen.
Kirchenabrisse seit 2012
Der sudanesische Kirchenrat hat nun am 11. Februar auf einer Pressekonferenz die Regierung in Khartum dazu aufgerufen, den Abbruchbefehl rückgängig zu machen oder wenigstens den Kirchengemeinden alternative Grundstücke bereitzustellen. Denn seit man von diesem Abbruchsbescheid weiß, leben die Christen der betroffenen Kirchen in ständiger Angst, dass der Abbruch jederzeit beginnen kann.
Und diese Angst ist nicht unbegründet, denn seit dem Jahr 2012 sind im Sudan viele Kirchen mit Bulldozern niedergerissen worden, weil man argumentierte, dass diese Kirchen Ausländern gehören würden. Diese Ausländer sind die Süd-Sudanesen. Der mehrheitlich christliche Südsudan hat sich 2011 von der islamischen Republik Sudan abgespalten.
In dieser gilt seit der Abspaltung eine besonders strenge Auslegung der Scharia. Neue Kirchen werden nicht mehr bewilligt und man erkennt nur mehr die islamische Kultur und die arabische Sprache im Sudan an.
Weltverfolgungsindex: Platz 5
So gilt es als unwahrscheinlich, dass der Abbruchbefehl rückgängig gemacht wird, weil – wie in allen Staaten, in denen die Scharia gilt (siehe auch „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“) – das Christentum sukzessive ausgerottet wird. Deswegen führt auch das internationale überkonfessionelle christliche Hilfswerk „Open Doors“ den Sudan auf Platz 5 im Weltverfolgungsindex 2017, der aufzeigt, in welchem Maße Christen in verschiedenen Ländern der Welt (mehrheitlich islamischen) verfolgt werden.
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