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Bezirksblatt-Phantasien: Ohne jeden Grund steht Kottan plötzlich mit gezogener Pistole vor HC Straches Tür.

13. März 2017 / 13:06 Uhr

Soll er HC Strache verhaften oder gleich erschießen? Comic-Kottan reist im Bezirksblatt in die Zukunft

„Kottan ermittelt“ ist den Österreichern als legendäre Krimiserie aus dem Fernsehen bekannt. Weniger populär sind die Kottan-Comics. Seit 2010 sind mehrere Hefte erschienen, und etwa alle zwei Wochen findet sich ein Comic-Strip im Wiener Bezirksblatt, das gratis an alle Haushalte verteilt wird.

In der jüngsten Ausgabe (auf Seite 49) können wohl nur wenige über die Texte von Jan und Tibor Zenker sowie Zeichnungen von Reinhard Trinkler lachen. Eine Zeitmaschine will Major Kottan entdeckt haben. Schremser fragt ihn, wohin die Reise gehe. Dann sieht man Kottan im Jahr 2018 mit gezogener Waffe vor einer Türe stehen, auf der steht: „H.C. Strache, Bundeskanzler“. Ende.

Strache verhaften oder gleich erschießen?

Was lernen wir daraus, wenn wir schon nicht lachen können? Die Macher dieser Bildergeschichte mögen Strache eher nicht und würden es wohl begrüßen, wenn er als Kanzler (wovon sie anscheinend fix ausgehen) mit gezogener Waffe verhaftet würde – mindestens.

Vielleicht schwingt auch die Hoffnung mit, dass ein 2018 abgewähltes, altes Regime die Polizei in Marsch setzen werde, um die Machtübernahme durch den Wahlsieger zu verhindern, wie das immer wieder in Staaten mit wenig ausgeprägter demokratischer Kultur geschieht.

Bezirksblatt gehört früherem SPÖ-Verlagshaus Echo und Mediaprint

Interessant sind vor dem Hintergrund einer derartigen Entgleisung die Eigentümerverhältnisse des Mediums, in dem dieser Comic erscheint. Die Wiener Bezirksblatt GmbH gehört zu 25 Prozent der Mediaprint (an der wiederum die Verlagsgesellschaften von Kronen Zeitung und Kurier beteiligt sind) sowie zu 75 Prozent der VWZ Zeitschriftenverlag GmbH, die wiederum zu 100 Prozent im Besitz des Echo Medienhauses steht.

Rote Stadt Wien warb um Millionen in Echo-Produkten

Echo ist das ehemalige Medien-Schlachtschff der SPÖ, das jedoch Ende 2013 verkauft wurde. Im letzten Jahr der Parteizugehörigkeit flossen mehr als sieben Millionen Euro von der Stadt Wien und ihren öffentlichen Unternehmen in den Konzern, mehr als vier Millionen davon kassierte das Bezirksblatt. Unzensuriert.at berichtete darüber im Juli 2015.

Erneut bewiesen: Keine politische Änderung nach Verkauf

Einer der neuen Echo-Eigentümer ist Geschäftsführer Christian Pöttler, der bei einer Mitarbeiterversammlung gesagt haben soll, dass die Nähe zur SPÖ auch nach dem Echo-Verkauf erhalten bleiben solle. Ob das Zitat tatsächlich so gefallen ist, ist unsicher. Dass es inhaltlich stimmt, zeigt sich jedoch durch die Veröffentlichung des aktuellen Kottan-Comics im Bezirksblatt nicht zum ersten Mal. Kurz vor der Wien-Wahl 2015 flehte der Chefredakteur des ebenfalls zu Echo gehördenden VOR-Magazins die Leser an, am 11. Oktober wählen zu gehen, Nachsatz „und wählen Sie bitte nicht die FPÖ!“

HC Straches Widerruf erscheint im neuen Licht

Die Bezirksblatt GmbH und ihre Gesellschafterin, die Echo-Tochter VWZ, haben übrigens einen Widerruf erwirkt, der seit 6. März 2017 auf der Facebook-Seite von HC Strache zu lesen ist. Darin heißt es:

Am 29.9.2015 wurde auf dieser Facebook-Seite eine Grafik mit der Überschrift "Das SPÖ-Firmennetzwerk im 'ROTEN' WIEN" veröffentlicht und diese Grafik mit der Information und dem Aufruf "Die strukturelle Korruption endlich auch in Wien überwinden!" verbunden. Darin wird – bezogen auf die Wiener Bezirksblatt GmbH, FN 346359b, und die VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H., FN 73819h – behauptet, dass diese Teil eines SPÖ-Firmennetzwerkes in dem strukturelle Korruption betrieben wird, seien. Diese Behauptungen widerrufe ich hiemit als unwahr.

Formaljuristisch ist das korrekt. Das Bezirksblatt beweist allerdings, dass man auch ohne „Teil eines SPÖ-Firmennetzwerkes, in dem strukturelle Korruption betrieben wird“ zu sein, kräftig Propaganda für die Wiener SPÖ und gegen ihren stärksten Widersacher machen kann.

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