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Unternehmer-Gespräche bei Grilltellern oder doch eine politische Propaganda-Veranstaltung – Über die heutige Versammlung im türkischen Restaurant Kent herrscht Unklarheit.

18. März 2017 / 17:57 Uhr

Medien-Konferenz im Wiener Restaurant “Kent” als Tarnung für Erdogan-Propaganda?

Für erhebliche Aufregung hat am Freitagabend eine Information über eine angebliche Propaganda-Veranstaltung des Erdogan-Lagers in Wien gesorgt. Via SMS kursierte die Nachricht, dass in einem Lokal im 15. Bezirk Personen aus dem Umfeld von Bilal Erdogan, einem Sohn des türkischen Präsidenten, vor bis zu 300 Personen Stimmung für ein Ja der Austro-Türken zu der von Erdogan angestrebten Verfassungsreform machen würden. Der Sohn selbst habe diese Veranstaltung „angeordnet“, hieß es.

Foto aus 2015: Erdogan-Sohn zu Gast in Wien

Ein mitgeschicktes Foto, das Bilal Erdogan mit dem Geschäftsführer des türkischen Restaurants „Kent“, Temel Tütüncü, sowie mit Faruk Can, dem Vorsitzenden des türkischen Unternehmervereins MÜSIAD, zeigt, schürte den Verdacht, dass soeben eine prominent besetzte Veranstaltung stattgefunden habe. Vom 16. oder 17. März war die Rede. Auch Can sei an der Organisation beteiligt, hieß es.

Das Foto ist jedoch älteren Datums, wie unzensuriert-Recherchen ergaben. Es wurde 2015 aufgenommen und auf der Facebook-Seite des Restaurants geteilt. Zu sehen sind darauf Bilal Erdogan (Mitte), Gatsronom Tütüncü (rechts) und Unternehmerverbandsobmann Can.

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„Wir haben uns auch gewundert, warum uns heute die Polizei besucht hat“, nahm man die Aufregung im „Kent“ in der Märzstraße auf Unzensuriert-Anfrage mit Humor. Weder am 16. noch am 17. März habe eine derartige Veranstaltung stattgefunden. Die Tütüncü-Brüder, die mehrere Kent-Restaurants in Wien betreiben, sind aber stolz auf ihre guten Kontakte zur Erdogan-Familie. Nicht nur der Sohn, auch der Vater und heutige Präsident, war 2002 einmal Gast. Und bei seinem Auftritt 2014 in der Wiener Albert-Schultz-Halle besorgte Kent das Catering.

Heute kommen 80 bis 100 Unternehmer

Unser Gesprächspartner lässt deutlich durchklingen, dass er ziemlich sicher Bescheid wüsste, wenn ein politischer Auftritt von der aktuell besonders intensiv diskutierten Sorte geplant sei. Aber ihm sei derzeit nichts bekannt. Heute, am 18. März, hätten für den Abend 80 bis 100 Personen – „Unternehmer“, wie uns der Wirt erklärt – bei ihm reserviert. Die kämen aber nur zum Essen, eine Lautsprecher-Anlage sei nicht bestellt worden.

„Herr Faruk hat reserviert“

Erdogan-Kritiker in der türkischen Community meinen nun, dass es sich dabei um die vermutete Werbeveranstaltung handeln könnte. „Herr Faruk hat reserviert“, heißt es auf nochmalige Nachfrage gegenüber unzensuriert.at. Möglicherweise Faruk Can vom Wien-Ableger des Unternehmervereins MÜSIAD, der als wirtschaftliche Vorfeldorganisation der Erdogan-Partei AKP gilt. Worüber sich die Gäste unterhalten werden, wisse man nicht, heißt es aus dem „Kent“. Der Kurier habe auch schon gefragt.

Medien-Konferenz mit zwei türkischen Journalisten

Unter dem möglicherweise ironisch gemeinten Titel „Europa der ‚freien‘ Medien“ findet eine „Konferenz“ statt, wie einem auf Facebook kursierenden Plakat zu entnehmen ist. Dazu eingeladen ist jeder, der kommen will, heißt es rechts unten zusammen mit einer Mailadresse zur Anmeldung. Die Veranstaltung soll um 18.30 beginnen. Einer der Journalisten, Orhan Sali, arbeitet beim Privatsender „A Haber“, der als Erdogan-freundlich gilt. Der zweite Referent, Cem Kücük, wird als Journalist und Publizist angekündigt.

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