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Einblicke in das System der Asylindustrie gibt ein Quasi-Aufdeckerbuch des langjährigen Leiters des Flüchtlingslagers Traiskirchen, Franz Schabhüttl.

26. März 2017 / 16:00 Uhr

“Hilfsorganisationen verdienen am Schicksal der Flüchtlinge”: Traiskirchen-Lagerleiter sorgt mit Buch für Aufsehen

Politiker und Hilfsorganisationen sind in Aufruhr. Grund: Ein Buch des langjährigen Leiters des Flüchtlingslagers Traiskirchen, Franz Schabhüttl. Am 1. April geht der Mann in Pension, hat also keine beruflichen Konsequenzen mehr zu fürchten. Und sagt daher, was sich im "Brennpunkt Traiskirchen" (so der Titel des Buches) wirklich abgespielt hat.

An der Migrationswelle bereichert

Franz Schabhüttl kritisiert in seinem Buch, dass sich die Caritas und andere Hilfsorganisationen an der Migrationswelle bereichert und die Politik vor sich hergetrieben haben. Ihnen sei es am wenigsten um die Asylwerber selbst gegangen, sondern sie hätten das Asylwesen für eigene Interessen missbraucht und – dieser Vorwurf wiegt am schwersten – an der Krise schamlos verdient.

Die Vorwürfe sind nicht neu. Unzensuriert.at hat diesbezüglich schon mehrere Artikel verfasst. Siehe zum Beispiel:

Das Millionen-Geschäft mit den Flüchtlingen: Wohncontainer und NGO-Subventionen
Über 2.600 Euro Gehalt für Betreuung von Flüchtlingskindern

Staat macht sich zum verlängerten Arm der Schlepper

Dass aber nun der Leiter des Flüchtlingslagers Traiskirchen hergeht und möglicherweise aus schlechtem Gewissen heraus sein Schweigen bricht, hat natürlich eine gewaltige Dimension. Er sagt in der Kronen Zeitung, dass sich der Staat "zum verlängerten Arm der Schlepper" mache. Zu keinem Zeitpunkt hätte entgegen der Darstellungen von NGOs wie Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen und Caritas im Sommer 2015 Not, Hunger und medizinische Unterversorgung geherrscht. In der Krone prangert Franz Schabhüttl an:

Wir mussten durch die so ausgelöste Spendenflut auf Kosten der Steuerzahler wöchentlich bis zu 50 Tonnen an brauchbaren Waren entsorgen.

Für Flüchtlinge mehr Ärzte als für Durchschnittsösterreicher

Im Protokoll aus dem Inneren des Asylsystem schreiben Insider wie Schabhüttl und sein Mitautor Andreas Wetz die österreichische Geschichte des Asylwesens völlig neu. Pro Kopf, sagen beide, habe es in Traiskirchen mehr Ärzte gegeben als für den Durchschnittsösterreicher.

ORF hinterfragt Schabhüttesl Motive in der ZiB24

Das Buch der beiden Autoren fand sogar Eingang in den ORF. Zwar gab es kein großes Aufsehen in der Zeit im Bild oder einen Aufmacherbericht in der ZIB 2, aber immerhin wurde Franz Schabhüttl vorigen Freitag in die ZIB 24 – also zu Mitternacht, wo kaum noch jemand schaut – zu einem Gespräch eingeladen.

Moderator Roman Rafreider befragte ihn, ob er sich mit dem Buch profilieren wolle, ob ihn der Job als Lagerleiter so mitgenommen habe, ob er eine "Abrechnung" machen wolle, warum er ausgerechnet gegen Hilfsorganisationen so vorgehe mit der "Wahrheit, die keiner hören wollte" und warum gerade dieses "NGO-Bashing"?

Diese Fragen sollten wohl Franz Schabhüttls Glaubwürdigkeit beschädigen. Doch der blieb ruhig und erklärte nachvollziehbar, wie Hilfsorganisationen, die eine Menge Menschen in Beschäftigung hätten, laut aufschreien würden, wenn die Regierung schärfere Asylgesetze beschließt. Dann nämlich würden auch die Einkünfte für diese Organisationen schrumpfen.

Schabhüttl: "Habe nie über die wahren Zustände geschwiegen"

Auf die Frage, warum er erst jetzt mit diesen Vorwürfen in die Öffentlichkeit gehe, sagte Schabhüttl: Er habe bei Führungen mit Journalisten oder Politikern nie etwas anderes gesagt, als das, was jetzt im Buch stehe. Offensichtlich hat keiner darüber berichten wollen. Neu sei, dass jetzt alles komprimiert in Buchform erscheine.

Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, verteidigte sich in der ZIB 24 gegen die Vorwürfe von Franz Schabhüttl, dass der Spendenaufruf nur für Müllberge gesorgt hätte, folgendermaßen:

Aufgrund der Situation, dass Frauen, Männer und Kinder unter freiem Himmel bei Regen und Wind übernachten mussten, war es natürlich auch so, dass diese Menschen ihre Kleidung, ihre Schlafsäcke nicht waschen konnten, es keine Waschmöglichkeit gab, diese Dinge dann entsorgt wurden. Ich kann aber ganz sicher festhalten, es wurden keine Spenden entsorgt, sondern es wurde Müll entsorgt. Das heißt: Dinge, die verdreckt waren und nicht mehr gereinigt werden konnten.

Brutale Vergewaltigung kommt in Buch nicht vor

Einen Punkt hat Schabhüttl in seinem Buch aber heruntergespielt: Schwerwiegende und immer wieder auftretende Zwischenfälle wie Massenschlägereien seien sehr selten vorgekommen, so der Buchautor. Den überführten Sextäter, der eine 72-jährige Frau in Traiskirchen brutal vergewaltigte, erwähnt Schabhüttl ebenfalls weder in seinem Buch noch in den Medienfauftritten.

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