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Fabian Hinrichs, perfekt verkleidet als Tschetschene, mit seinen neuen Freunden aus dem Asylheim.

9. April 2017 / 22:55 Uhr

Tatort Volksverblödung: Blonder Polizist als Tschetschene im Asylantenheim

Deutsche Krimiserien gehören zu den beliebtesten Instrumenten der Volks(um)erziehung. Bei weitem nicht nur im „Tatort“, auch in den zahlreichen anderen regelmäßigen Produktionen von ARD und ZDF, wird den Bürgern ziemlich eindringlich vermittelt, wer gut und wer böse ist. Auch diesmal im „Tatort“ aus Franken, in dem – wir erleben es ja täglich – gleich zu Beginn einmal ein Flüchtlingsheim brennt.

Würde alleine das angesichts der Häufigkeit solcher Verbrechen in Tatort-Episoden nur zum Gähnen anregen, so bricht man angesichts der Plumpheit der weiteren Inszenierung mehrmals in schallendes Gelächter aus.

Lauter zukünftige Deutschlehrer im Aslyheim

Etwa als Kommissar Voss, gespielt von Fabian Hinrichs, den blonden Tschetschenen mimt, der im kaum akzentbehafteten Fränkisch undercover im Asylheim ermittelt. Dass seine fehlenden Sprachkenntnisse kaum auffallen, liegt daran, dass alle Flüchtlinge im Erstaufnahmezentrum nahezu perfekt Deutsch miteinander sprechen. In manchen deutschen Grundschulklassen könnten sie vermutlich sogar Grammatik-Nachhilfe geben.

Der erste Tschetschene in Deutschland liebt Kartoffelsuppe

Als Tschetschene ist der Kommissar ein echter Exote. Kaum einer der anderen Flüchtlinge hat je einen gesehen. Als ihn ein Bewohner des Heims testen will, sagt er statt „Ich liebe dich“ auf Tschetschenisch einfach „Ich liebe Kartoffelsuppe“ – witzig, nicht? Richtig kabarettistisch wird’s, als ein Asylwerber, der schon seit Jahren in Deutschland ist, zum Kommissar ganz neugierig sagt: „Du bist der erste Tschetschene, den ich kennenlerne.“

Der linke Wunderspruch gegen die Verdrängung am Arbeitsmarkt

Verantwortlich für das tödliche Feuer im Heim ist natürlich ein Rechtsextremist, dem Voss‘ Kripo-Kollegin so richtig die Leviten liest: „Also wenn es einem Flüchtling gelingt, der hier keine Kontakte hat, kein Geld, keine Freunde und kein Deutsch spricht, Ihnen den Arbeitsplatz wegzunehmen, dann sollten Sie wohl langsam drüber nachdenken, woran das liegen kann.“ – Dieser Satz hat so etwas wie Kultcharakter im linken Lager, wurde wohl schon hunderttausendfach auf Facebook gepostet als Antwort an all jene, die den, durch die Massenzuwanderung massiv angeheizten Verdrängungswettbewerb am Arbeitsmarkt beklagen. „Bissl einfach oder?“, entgegnet der Böse.

Bissl einfach dann auch das weitere Drehbuch. Der Undercover-Kommissar ist so ergriffen vom Schicksal eines 16-jährigen syrischen Flüchtlingsjungen, dass er ihn adoptieren will. Das kann er aber nicht mehr, weil das Subjekt der Familienplanung bei einem Einbruch in eine Villa von einem wehrhaften Rentner totgeschossen wird – Ende.

Bemerkenswert: CDU-Abgeordneter hält Tatort für „Agitprop“

Zwei von unzähligen Meinungen auf Twitter. Selbst ein CDU-Bundestagsabgeordneter fand es peinlich. Wenn das nur mal nicht Angela Merkel liest…

Hauptsache, die Rechten ärgern sich!

Die kleine Franzi, die gerne Sachen von der Linkspartei retweetet, sieht die Sache pragmatisch.

Manche Ansprüche sind so bescheiden, dass auch dieser schwache Tatort sie befriedigen konnte.

Mainstream begeistert von der Story – der Film war also wirklich schlecht!

Und die Mainstream-Medien? „Endlich ein Flüchtlings-Krimi, den man sehen muss“, warb die Welt schon in der Früh für den Film, die Zeit findet zwar die Undercover-Nummer Scheiße, den Fall aber trotzdem gut, weil:

Er setzt an einem jener Verbrechen an (Brandanschlag auf Wohnorte von geflüchteten Menschen), die in der letzten Zeit permanent geschehen, aber in der Timeline-, Talkshow- und Leitartikelöffentlichkeit keinen übermäßigen Buzz erzeugen […]

Dass der Buzz im Reallife nicht so richtig flasht, liegt vielleicht daran, dass – anders als im Tatort – am Ende meistens ein Asylant das Heim in Brand gesteckt hat.

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