Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Die Linke mache den Menschen wieder zum Gefangenen seines Stands, sagt der bekannte Historiker und Uni-Professor Jörg Baberowski.

25. Mai 2017 / 16:34 Uhr

Uni-Professor wehrt sich mit großartigem Interview gegen linksextreme Sektierer, die ihn als “Rechtsradikalen” denunzieren

Eine trotzkistische Splittergruppe an der Humboldt-Universität in Berlin will den mehrfach preisgekrönten Geschichtsprofessor Jörg Baberowski mundtot machen. Sein Vergehen: Er äußerte sich öffentlich kritisch gegenüber Angela Merkels Willkommenskultur. Nun wird er als "rassistisch" und "rechtsradikal" diffamiert. In der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) wehrt sich Baberowski mit einem großartigen Interview gegen die Methodik des linken Rufmords.

Bezeichnung "rechtsradikal" falle unter Meinungsfreiheit

Laut einem Urteil des Landgerichts Köln vom März dieses Jahres darf der Berliner Historiker Jörg Baberowski als "Rechtsradikaler" bezeichnet werden, schreibt die Frankfurter Rundschau. Diese Einschätzung, so die Richter, würde unter die Meinungsfreiheit fallen. Aber was ist ein Rechtsradikaler? In der NZZ erklärt Baberowski den Begriff so:

Die Antwort hängt wohl vom Standpunkt ab. Vor dreißig Jahren war ein Rechtsradikaler noch ein Faschist oder ein Nationalsozialist. Wähler der NPD galten als rechtsradikal. Später galten alle Menschen als rechtsradikal, die sich rechts von der CDU verorteten. Heute ist der Begriff inhaltsleer. Potenziell rechtsradikal ist jeder, der sich nicht selbst als links bezeichnen mag.

Rechter wird wie Pädophiler oder Kinderschänder wahrgenommen

Wer würde es heute noch wagen, von sich zu behaupten, er sei rechts, stellt der Professor in der NZZ in den Raum. Ein Rechter würde heute wie ein Pädophiler oder ein Kinderschänder wahrgenommen. Der Begriff diene in erste Linie als Diffamierungsvokabel, um Andersdenkende aus dem demokratischen Diskurs auszuschließen.

Nach Meinung von Baberowski gebe es auch keine Konservativen mehr. Heute sei undenkbar, was der legendäre CSU-Politiker Franz Josef Strauß von sich mit Stolz gesagt hat, er sei ein Konservativer und Rechter. "Wer sich dem sozialdemokratisch-ökologisch-dirigistischen Konsens verweigert, bezeichnet sich im besten Fall als Mensch der politischen Mitte", urteilt Jörg Baberowski in der NZZ. Dort verrät er auch, was es bedeutet, links zu sein:

Vor Jahrzehnten galt als links, wer in der sozialen Frage als Anwalt der Schwachen auftrat. Heute gilt als links, was eine Wohlstandselite der Gesellschaft verordnet: staatliche Bevormundung der Bürger, Selbstbestimmung auf Kosten anderer, die Tribalisierung und Ethnisierung der Gesellschaft, offene Grenzen und die Verteufelung des Nationalstaats, die Anbetung der Globalisierung, die Moralisierung aller politischen Fragen und die Rehabilitierung der Religion gegenüber der Aufklärung.

Programm der Grünen als Maßstab der Wählbarkeit

Keiner hätte es vor vierzig Jahren für möglich gehalten, dass solche Standpunkte einmal für links gehalten werden würden, führt der Berliner Historiker weiter aus. Das Programm der Grünen sei mittlerweile Maßstab, an dem sich die Wählbarkeit von Parteien bemessen lassen müsse. Solange die meisten Bürger in den europäischen Ländern den Staat als Instrument verstehen würden, das für die Verwirklichung des Menschenglücks verantwortlich sei, werde sich daran auch nichts ändern.

Warum eine trotzkistische Kleinstpartei es gerade auf ihn abgesehen hätte, will der Interviewer der NZZ von Jörg Baberowski wissen.

Ich habe vor einiger Zeit einen bekannten britischen Historiker in mein Doktoranden-Kolloquium eingeladen, den Autor einer Biografie über Trotzki. Diese Einladung empfanden die Sektierer als Beleidigung ihres Religionsstifters und forderten mich auf, meinen Gast wieder auszuladen. Das lehnte ich ab, und seither verfolgen die Extremisten mich mit Verleumdungen.

Einwanderung nicht über das Asylrecht steuern

Dass man ihn nun quasi mit gerichtlichem Persilschein "rechtsradikal" nennen darf, stört Jörg Baberowski freilich. Denn es sei bekannt, so der Historiker, worauf faschistisches und nationalsozialistisches Denken beruhe. Er aber habe nur darauf hingewiesen, dass Einwanderung nicht über das Asylrecht gesteuert werden sollte, dass eine Willkommenskultur von der Obrigkeit nicht gegen den Willen der Bürger verordnet werden könne und dass die Einwanderung von Millionen fremder Menschen eine Gesellschaft vor Herausforderung stelle, denen sie besser gewachsen wäre, wenn sich diese Einwanderung maßvoll und verträglich vollzöge.

Selbsternannten Moralaposteln nicht Deutungshoheit überlassen

Inzwischen könne sich selbst der Kanzlerwahlverein wieder an Selbstverständliches erinnern, so der von linken Gruppierungen angeschwärzte Uni-Professor. Um seinen guten Ruf fürchte er nicht. Zwar würden diese feigen und bösartigen Kampagnen immer das gleiche Ziel verfolgen, dass am Ende am Opfer etwas hängenbleiben möge. Das würde den Denunzianten auch gelingen. Dennoch könne jeder lesen, "was ich geschrieben habe". Und darauf würde er vertrauen, so Jörg Baberowski, der in der NZZ auf die Frage, ob er seinen Opferstatus nützen würde, um auf sich aufmerksam zu machen, folgendermaßen antwortet:

Wer öffentlich angegriffen wird, muss sich wehren. Man darf Fanatikern und selbsternannten Moralaposteln nicht die Deutungshoheit überlassen. Auch in der linken Szene wird inzwischen erkannt, dass die Überschreitung von Grenzen auf ihre Urheber zurückfällt. Denn die Verleumder bedenken nicht, dass es in der postheroischen Gesellschaft von Vorteil ist, ein Opfer zu sein. Wer als Opfer wahrgenommen wird, kann sich Gehör verschaffen. Wäre ich ein hilfloser und machtloser Hartz-IV-Empfänger, könnte man mich leicht zum Schweigen bringen.

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