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Die unzensuriert.at Sonntag-Serie

18. Juni 2017 / 12:00 Uhr

Kunst und Kultur nur frei, wenn es politischem Establishment so gefällt

Der Name des österreichischen Lyrikers und Novellisten Franz Karl Ginzkey dürfte vielen nicht wirklich geläufig sein. Sicher unvergessen sind jedoch zwei seiner Werke, die über Generationen in keinem Kinderzimmer fehlen durften: "Hatschi Bratschis Luftballon" (1904) und "Florians wundersame Reise über die Tapete" (1931). Weniger bekannt ist jedoch, dass es sich bei Ginzkey um eine Persönlichkeit handelt, die Wesentliches zum Kulturleben unserer Heimat beigetragen hat.

Mitbegründer der Salzburger Festspiele

Ginzkey wurde am 8. September 1871 als Sohn eines sudetendeutschen Beamten der k.u.k. Kriegsmarine in der heute in Kroatien liegenden Stadt Pula, dem damaligen österreichischen Kriegshafen, geboren. Nach seiner Dienstzeit als Infantrieoffizier beziehungsweise Archivrat im Kriegsarchiv war er ab 1920 als freier Schriftsteller tätig. Zu dieser Zeit war er auch an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt, deren Kuratorium er jahrzehntelang angehörte. Im Lauf seiner schriftstellerischen Tätigkeit verfasste er zahlreiche Novellen, Gedichte und Romane.

Neben vielen anderen Auszeichnungen und Ehrungen wurden ihm sowohl der große Österreichische Staatspreis als auch das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen.

1963 verstarb der Literat im Alter von 92 Jahren in Wien. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof  beigesetzt, das 2015 in ein „Historisches Grab auf Friedhofsdauer mit Obhut“ umgewidmet wurde. Eines Ehrengrabes war Ginzkey der rot-grünen Stadtregierung nicht mehr würdig, ähnlich wie 2003 der berühmte Jagdflieger Walter Novotny..

Ein Patriot und politisch nicht korrekt

Einige seiner Werke zeugen von Ginzkeys ausgeprägtem Patriotismus. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang „Den Herren Feinden“, „Die Front in Tirol“, oder auch „Heimkehr des Panzerschützen“.

Seine Verbundenheit mit Wien und der Wiener Geschichte zeigt sich im Gedichtband “Balladen aus dem alten Wien”. In 17 Balladen verarbeitete er historische Überlieferungen sowie Sagen und Legenden aus dem mittelalterlichen Wien. Die bekannteste Ballade dürfte jene über den lieben Augustin sein.

Weitere Werke mit Heimatbezug sind unter anderen “Salzburg, sein Volk und seine Trachten” und “Salzburg und das Salzkammergut”.

Hatschi Bratschis Luftballon fällt politischer Zensur zum Opfer

Hatschi Bratschis Luftballon kann wohl als Klassiker deutscher Kinderliteratur bezeichnet werden. Generationen von Kindern sind mit der abenteuerlichen Reise des kleinen Fritz aufgewachsen, der vom türkischen Kinderfänger Hatschi Bratschi in seinem Luftballon entführt wird und nach zahlreichen Abenteuern wohlbehalten nach Hause zurückkehrt.

Im Lauf der Jahre ist das 1904 erstmals erschienene Buch allerdings einschneidenden Zensurmaßnahmen unterworfen worden. Letztmals mit Originaltext erschien Hatschi Bratschi im Jahr 1943. Erstmals verstümmelt wurde das Werk bei seiner Neuauflage im Jahr 1962. Statt von Menschenfressern, die Fritzchen in ihrem Kochtopf sehen wollen, wird der Bub plötzlich politisch korrekt von einer wilden Affenhorde attackiert.

Aus dem Türken wurde ein "Zauberer aus dem Morgenland"

Und in der letztmaligen Auflage 1968 wurde aus dem “Türken aus dem Türkenland” gar ein “Zauberer aus dem Morgenland”. Auch die Darstellung Hatschi Bratschis wurde im Lauf der Nachkriegsjahre von einem bösartigen Kerl mit markanten Gesichtszugen politisch korrekt entschärft.

Der deutsche Schriftsteller und Herausgeber Hans Magnus Enzensberger kritisierte die Zensur des Buches vehement: „Nichtswürdige Verleger haben es verstümmelt, blöde Illustratoren verfälscht, pädagogische Aufseher kastriert, und am Ende wurde es ganz aus dem Verkehr gezogen“.

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