Es war der Knalleffekt beim Wahl-Talk mit dem freiheitlichen Bundesparteiobmann HC Strache auf oe24.TV. Strache präsentierte dem verblüfften Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner ein geheimes Strategiepapier der Kurz-ÖVP.
Strache: Kurz „politischer Papagei“
Es war alles von langer Hand geplant: ÖVP-Vorsitz übernehmen, FPÖ kopieren, der Weg ins Kanzleramt („Projekt Ballhausplatz“) und vieles mehr. Bereits vor einem Jahr habe man ÖVP-Dokumente zugespielt bekommen, aus denen hervorgeht, dass schon zu einer Zeit, als noch ein anderer (Reinhold Mitterlehner) ÖVP-Chef war, bereits für Sebastian Kurz Strategiekonzepte ausgearbeitet wurden, so Strache.
Daraus geht unter anderem hervor, dass man inhaltlich die FPÖ-Themen übernehmen wolle. Und Kurz solle den „Wählerversteher“ spielen. Die letzten zehn Jahre SPÖ-ÖVP Regierung bezeichnen die Autoren als „verlorenes Jahrzehnt“. Österreich sei in allen Vergleichen abgerutscht. Für Strache ein Schuldeingeständnis, denn dies sei nicht die alleinige Schuld von drei SPÖ-Kanzlern, sondern es wäre bei allen im Papier angeführten Negativentwicklungen auch die ÖVP dabeigewesen. Mit Sebastian Kurz wolle Strache gerne diskutieren, wenn er nicht wieder davonlaufe, denn Kurz habe schon einige Interviews abgesagt, so der freiheitliche Spitzenkandidat.
ÖVP dementiert
Die für sie peinlichen Enthüllungen dürfte die ÖVP-Parteispitze am falschen Fuß erwischt haben. Gegenüber der Tiroler Tageszeitung gibt man sich ahnungslos, wer sich denn die Mühe gemacht haben sollte, das Konzept geschrieben zu haben. Selbst war man es natürlich nicht. „Wir kennen dieses Papier nicht. Wir wissen aber auch nicht, wer von außen irgendwelche Papiere in guter oder böser Absicht schreibt“, lautete die Antwort aus dem Kurz-Büro auf Nachfrage der Tageszeitung. Nur merkwürdig, dass in der Realität bisher alles so abgelaufen ist, wie es in dem nun aufgetauchten Drehbuch beschrieben steht. Wenn es nicht das Team Kurz war, muss der Verfasser ein wahrer Prophet gewesen sein.
Kurz schon bei ORF-Sommergespräch entzaubert
Hinter der eloquenten, glatten Fassade schlummert ein erschreckendes Maß an Unwissenheit in Detailfragen. So kann man das ORF-Sommergespräch mit Sebastian Kurz vom letzten Montag zusammenfassen. „Bei detaillierten Nachfragen wirkte der ÖVP-Chef, der für einen neuen Politikstil wirbt, genervt wie ein routinierter Altpolitiker. Vor allem bei der Frage, wie die Steuerbelastung um 12 bis 14 Milliarden Euro reduziert werden soll, kam Kurz ins Rudern“, beurteilte etwa die Kleine Zeitung den Auftritt des ÖVP-Hoffnungsträgers. So gesehen ist es keine Überraschung, dass Kurz bisher direkten Konfrontationen mit politischen Mitbewerbern lieber aus dem Weg gegangen ist.
Artikel teilen