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31. Oktober 2010 / 08:24 Uhr

Sarrazin will keine Rechtspartei

„Eine Partei, die sich ausschließlich dem Thema Zuwanderung und Integration widmen würde, wäre eine Rechtspartei. Und ich möchte keine Rechtspartei in Deutschland“, stellt Thilo Sarrazin im aktuellen Interview mit "Bild am Sonntag" fest. Er habe keine Lust, eine eigene Partei zu gründen, die laut Umfragen 18 Prozent der Wählerstimmen erreichen könnte. „Umfragen belegen, dass 60 bis 80 Prozent meine Äußerungen zur Integration unterstützen. Nur eine Minderheit von denen will, dass ich eine Partei gründe. Die Mehrheit aber will, dass die Fragen, die ich an den politischen Mainstream gerichtet habe, auch dort beantwortet werden“, sagt Sarrazin.

Thilo SarrazinKann ein Mann, der die verdienstvolle Aufgabe erfüllt hat, sein Land aus dem multikulturellen Dornröschenschlag wachzurütteln, tatsächlich so naiv sein? Sarrazin (Bild) formuliert seine Hoffnung wohlgemerkt keine drei Absätze, nachdem er das Spitzenpersonal von CDU und SPD scharf kritisiert hat und zu dem Ergebnis gekommen ist: „Ich warte ab, was von den aktuellen Äußerungen aus der Politik opportunistische Anpassung an eine auch durch mein Buch offenkundig gewordene Stimmung und was ernst gemeinter Handlungswille ist.“

Jene, die nicht abwarten wollen, bis sich Deutschland oder ganz Europa abgeschafft hat, stößt Thilo Sarrazin hingegen vor den Kopf. Angesprochen auf das Lob des niederländischen Islamkritikers Geert Wilders, erklärt Sarrazin: „Ich weiß, die wollen mich vereinnahmen. Die FPÖ aus Österreich will mich ebenso wie die SVP aus der Schweiz schon lange für Auftritte gewinnen. Aber das mache ich nicht. Ich lasse mich nicht in die rechte Ecke drängen.“

Sozialleistungen für Einwanderer streichen

Dass Sarrazin auch nach seiner Demontage in der Bundesbank durch die Spitzen des Staates den etablierten Parteien die Lösung der Zuwanderungs-Probleme zutraut, lässt ihn ein wenig weltfremd wirken. In den eigenen Lösungsvorschlägen hingegen hat er durch die Hetzjagd auf seine Person nichts an Schärfe und Deutlichkeit eingebüßt: „Nach meiner Überzeugung zieht die Möglichkeit des Zuzugs in unsere Sozialsysteme die falsche Art von Migranten an. Deshalb sollten wir wie die USA oder Kanada den Bezug von Sozialleistungen für Einwanderer ganz oder für längere Übergangsfristen ausschließen. Dann kommen nur noch die zu uns, die von ihrer Hände oder Köpfe Arbeit leben und sich deshalb besser integrieren“, erkennt Sarrazin die Wurzel des Problems und straft damit auch all jene Lügen, die von qualifizierter Zuwanderung reden und dann – wie in Österreich mit der Rot-Weiß-Rot-Card– Tellerwäscher importieren wollen: Unter qualifizierte Zuwanderung fallen für Sarrazin nämlich „vor allem Spitzenkräfte wie Ingenieure, Chemiker oder Ärzte, aber nicht Facharbeiter oder gar billige Arbeitskräfte“.

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Angst vor Arbeitskräftemangel – für viele Politiker die Triebfeder, noch mehr Zuwanderung als „alternativlos“ zu bezeichnen – kennt der ehemalige Bundesbanker hingegen keine: „Und wenn es ihn doch geben sollte, dann muss eben ein Teil der Produktion ins Ausland verlegt werden.“

Foto: Richard Hebstreit (rhebs.de) / flickr

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