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Eine Wiener Psychiaterin als “Heldin”: Constanze Dennigs Buch ist gespickt mit Wortwitz und schrägen Charakteren.

11. Oktober 2017 / 13:30 Uhr

“Böse Samariter”: Ein Sterbeverein, eine Psychiaterin und viele schöne Leichen

Es kracht gerade kräftig rundherum in Wien, als bei einer Bobo-Silvesterparty über den Dächern der Leopoldstadt ein ungewöhnliches Malheur passiert: Auf der Nachbarterrasse hat sich ein Mann beim Feuer machen anscheinend selbst in die Luft gesprengt. Die Psychiaterin Alma Liebekind ist unter den Gästen die einzige Ärztin und wird deshalb zu Hilfe gerufen. Doch für den Sterbenden, der noch dazu der Gastgeber der Nachbars-Feier war, hätte selbst die beste Intensivstation der Stadt nichts mehr tun können.

Von Werner Grotte

Alma, die sich gern in die Kriminalfälle ihrer Freundin Erika Sacherl, Oberinspektorin bei der Kriminalpolizei, einmischt, wittert sofort einen neuen “Fall”, denn Silvesterkracher allein können kaum dermaßen schwere Verletzungen herbeiführen. Und die etwas eigenartig anmutenden Gäste des Verblichenen bemühen sich überdeutlich, eine Art “Sternschnuppe” als Ursache für die Explosion herbeizureden.

Ein dubioser Euthanasie-Verein

Schon bald stellt sich heraus, dass das potentielle Mordopfer Mitglied eines dubiosen, sektenartigen Sterbehilfe-Vereins ist, der seinen Mitgliedern um viel Geld einen “schönen Tod” verkauft – und dabei möglicherweise ein wenig nachhilft. Denn im Zuge der Ermittlungen, die immer wieder zu wilden Kompetenz-Streitereien zwischen Erika und Alma führen, kommt es zu weiteren rätselhaften Todesfällen. Und ehe sie sich s versieht, wird Alma selbst zum Ziel sehr realer Morddrohungen.

Ein mütterlicher Hausdrachen

Was das Buch so reizvoll macht und einen immer wieder zum genüsslichen Weiterlesen treibt, sind nicht nur die oft unerwarteten Wendungen in der Kriminalgeschichte, sondern ebenso die mit viel Liebe zum Detail und amüsantem Wortwitz ge-, teils auch gekonnt überzeichneten Charaktere. So gäben alleine die Dispute zwischen Alma und ihrer despotischen Mutter, die noch dazu als Vorzimmerdrachen in Almas Ordination wirkt, Stoff für ein eigenes Lehrbuch über hoffnungslos vertrackte Mutter-Tochter-Beziehungen ab.

Eine eifersüchtige Krimineserin

Auch die genüsslich ausgebreiteten Eifersüchteleien zwischen der “studierten” Alma und ihrer nichtakademisch beamteten Schulfreundin Erika demonstrieren deutlich, dass die Autorin ihren Beruf nicht verfehlt hat – sie ist im richtigen Leben auch Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, ähnlich wie ihre “Heldin” Alma.

Eintauchen ins Wiener Lokalkolorit

Als Draufgabe verbindet die in Wien und Graz lebende Autorin die fiktive Handlung geschickt mit tatsächlichem Wiener Lokalkolorit, sowohl verbal mit jeder Mege Dialektvokabel (die für Nicht-Wiener in einem eigenen Glossar übersetzt werden) als auch lokal, etwa mit der legendären Prosektur in der Sensengasse (samt bierseligem Obduktionsgehilfen), dem “Kleinen Café” des Schauspielers Hanno Pöschl am Franziskanerplatz, der weltberühmten Albertina und nicht zuletzt mit Almas Heimatbezirk Leopoldstadt.

Nach “Abgetaucht” und “Eingespritzt” ist “Böse Samariter” der dritte Fall für Alma Liebekind & Co. – und hoffentlich nicht der letzte.

Constanze Dennig. Böse Samariter – Ein Fall für Alma Liebekind. Das Buch kann zum Preis von 12,95 Euro bei der Buchhandlung Stöhr bezogen werden.

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