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Martin Luthers Portrait darf zwar zum Reformations-Jubiläum eine Lokomotive zieren, Kondome gingen der evangelischen Kirche aber zu weit.

16. November 2017 / 19:19 Uhr

“Hier stehe ich und kann nicht anders”: Kirche stampft humorvolle Kondome zum Reformationsjahr wieder ein

Das Jubiläumsjahr der Reformation neigt sich dem Ende zu, und in den vergangenen Monaten hat sich die evangelische Kirche vor allem in Deutschland allerhand einfallen lassen. Während bis auf das historische Bewusstsein nahezu alle Aktionen eher unbemerkt verliefen, griff die Jugendkirche schon zu Beginn des Jahres zu wesentlich kreativeren Mitteln. Sie wollte Kondomverpackungen mit Aufklebern und Aufschriften versehen, auf denen ganz eindeutige und humorvolle Botschaften angebracht sein sollten. Die Öffentlichkeit bekam sie nie zu Gesicht, eine fragwürdige Stellungnahme schaffte es Monate später aber an die Öffentlichkeit.

Ansichten, die vor 500 Jahren aktuell waren

“Hier stehe ich und kann nicht anders”, war einer der berühmtesten Sätze von Martin Luther, und ausgerechnet dieser hätte sich auch hervorragend auf einer Präservativverpackung gemacht, fand die evangelische Jugend. In Düsseldorf und Umgebung sollte der provokante Werbebeitrag unter die Leute gelangen. Auch ein Link auf die Webseite der Organisation wurde darunter gedruckt, um die Zitate richtig einordnen zu können, wie die Ruhrnachrichten berichteten.

Die erfrischende Aktion wurde aber nach einem hausgemachten Empörungssturm widerrufen. Und dieser kam ausgerechnet von der Landesjugendpfarrerin Simone Enthöfer, die die Aktion als “sexistisch” bezeichnete und eine Diskriminierung ortete. Und zwar gleich für alle Bevölkerungsgruppen. Sowohl Männer, Frauen, Mädchen und Burschen würden damit gleichermaßen verletzt.

Tabus brach nur Luther, nicht seine Anhänger

Nachdem die Homepage vom Netz genommen wurde, traf auch der Befehl ein, die über 1.000 produzierten Kondome einzustampfen. “Am besten werden die Kondome sofort vor Ort vernichtet, damit keine weiteren in Umlauf kommen”, hieß es von Seiten des für Erziehung und Bildung zuständigen Oberkirchenrats Klaus Eberl an die Jugendreferenten. Vom Reformationsjahr bleibt der evangelischen Kirche kurz vor Jahresende wenig Erfrischendes. Während sich Luther selber vor 500 Jahren weit aus dem Fenster lehnte und Tabus brach, darf das die gläubige Jugend von heute nicht.

Weniger fragwürdig ist für die evangelische Kirche anscheinend der teure Verkauf von Martin Luther als Playmobilfigur und das Schaukeln mitten im Kirchenschiff durch angehende Pfarrerinnen.

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