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Der Österreichische Mieterschutzring verweist auf langjährigen Etikettenschwindel der WBV-GÖD, die längst nicht mehr zur GÖD gehört.

11. April 2018 / 10:24 Uhr

Ehemalige Gewerkschafts-Genossenschaft sorgt auch unter neuem Namen für Schlagzeilen

Die WBV-GÖD sorgte in jüngster Zeit wie kaum eine zweite Wohnbaugenossenschaft für deutliche Schlagzeilen. Heumarkt-Investor Michael Tojner versuchte seine Rolle herunterzuspielen – mit mäßigem Erfolg. Ein seitens der Aufsichtsbehörde MA 50 eingeleitetes Verfahren auf Entzug der Gemeinnützigkeit sorgt unter den Bewohnern zusätzlich für Aufregung und Beunruhigung. Jetzt hat sich das Unternehmen – ganz diskret – umbenannt. Als ob das Etikett etwas am Inhalt ändern würde.

Frühere Beamtengenossenschaft in den Schlagzeilen

Vordergründig dürfte es kaum ein biedereres Unternehmen geben als eine frühere Beamtengenossenschaft. Das würde der Name “Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Gemeinnützige GmbH” vermuten lassen. Eine vielleicht etwas trockene, aber sehr österreichische Angelegenheit. Wie viele andere Gewerkschaften betreibt auch die der Beamten sozialen Wohnbau. Aber die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hat ihre Anteile an der Wohnbaugenossenschaft schon im Jahr 2003 an Private übertragen. Das gab die Gewerkschaft – wohl anlässlich des seit Monaten anhaltenden Reigens an wenig erfreulichen Zeitungsartikeln – bekannt.

Genossenschaft gehört schon seit 15 Jahren nicht mehr der GÖD

“Schlammschlacht um Wohnbauvereinigung der GÖD” “Stadt Wien prüft Verkauf der WBV-GÖD auf Unregelmäßigkeiten“, “Sonderprüfung für Wohnbaudeal“, “Wie die Stadt Wien um 3000 Sozialwohnungen pokert“, “WBV-GÖD – Neuer Eigentümer attackiert Geschäftsführer und AR-Chef“, “Wie Investor Tojner im Sozialbau mitmischt” und “Streit um gemeinnützige Wohnbauten – Investor Tojner lenkt ein” – so lautet nur eine Auswahl von Schlagzeilen zum Unternehmen. Keine Titel, für deren Erstellung das Unternehmen ein PR-Büro bezahlen würde.

Wirbel um Nepotismus bei “Siedlungsunion”

Auch aktuell riss die Berichterstattung um das Unternehmen nicht ab. Das umstrittene Bauvorhaben “Dittelgasse” und ein damit verbundener Mediationsauftrag an die Tochter der SPÖ-Gemeinderätin und Vorstandsobfrau der Genossenschaft “Siedlungsunion”, Ingrid Schubert, sorgt gegenwärtig weiter für mediale Aufmerksamkeit.

Neuer Name, alte Bekannte

Unterdessen versucht man einen Neustart des Unternehmens – zumindest unter Aspekten des Außenauftritts. Die frühere WBV-GÖD tritt jetzt unter “WBV-GFW” – mit vollem Namen “Wohnbauvereinigung GFW Gemeinnützige GmbH” auf. Die Firmen-Website wurde bereits in wbvgfw.at umbenannt und das Firmenlogo maßvoll adaptiert. Der Traditionsstrang soll augenscheinlich aufrechterhalten werden.

Auch personell scheint sich wenig Neues zu tun. Der Wiener Rechtsanwalt und Tojner-Vertraute Franz Guggenberger fungiert weiterhin als Mitglied des Aufsichtsrates. Stefan Gregorich – der vor umfangreichen Gewinnmöglichkeiten für Investoren warnte – ist weiterhin Aufsichtsratsvorsitzender. Lediglich dem bisherigen Geschäftsführer wurde ein Kollege zur Seite gestellt. Der in der Schweiz lebende Unternehmer Christian Hosp bzw. seine Gesellschaft wird weiterhin im Firmenbuch als Eigentümer ausgewiesen. In der Wohnbauvereinigung also (fast) nichts Neues.

Mieterschutzring fordert echte Erneuerung

“Wenn ich mir die Causa WBV-GÖD ansehe, dann ist ein neuer Name vielleicht ein Manöver. Aber sicher nicht der erforderliche, echte Neustart”, kritisiert der Vorstandsvorsitzende des “Österreichischen Mieterschutzringes Wien”, Alfred Wansch. “Franz Guggenberger findet sich weiterhin im Aufsichtsrat. Was mich an die Unternehmen Riedenhof und Buntes Wohnen bzw. Pannonia erinnert”, spielt Wansch auf einstige Genossenschaften an, in deren Aufsichtsrat Guggenberger saß und die mittlerweile ihre Gemeinnützigkeit verloren haben. Der neue Name könne nicht über zugrundeliegende Probleme hinweghelfen:

“Michael Ludwig und Dietmar Teschl sind in der Pflicht, die Causa konstruktiv zu lösen. Der Revisionsverband und das Wirtschaftsministerium haben bewohnerfreundliche Wege aufgezeigt”

Der Österreichische Mieterschutzring Wien bietet den Bewohnern der nunmehrigen WBV-GFW gerne Rechtsbeistand und unabhängige Beratung an.

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