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Die ÖVP verlor in Innsbruck dramatisch, die FPÖ gewann Platz zwei, und die Grünen landeten auf Platz eins.

23. April 2018 / 14:12 Uhr

Innsbruck: Oppitz-Plörer und Willi gehen in die Bürgermeister-Stichwahl

Am 22. April wählten rund 104.000 Innsbrucker aus zwölf Parteien ihren Gemeinderat und den Bürgermeister aus neun Kandidaten.

Gemeinderatswahl: FPÖ auf Platz zwei, ÖVP verlor dramatisch

Als klare Sieger dieser Wahl gingen, ganz entgegen dem sonstigen Trend – die Grünen hervor. Mit 24,16 Prozent wurden sie stimmenstärkste Partei in Tirols Landeshauptstadt. Platz zwei erreichte die FPÖ unter Rudi Federspiel mit 18,56 Prozent. Die Bürgermeisterliste der amtierenden Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer “Für Innsbruck” verlor 4,81 Prozent gegenüber 2012. Erst auf Platz vier und fünf kommen die einstigen Großparteien ÖVP und SPÖ mit einem Ergebnis von 12,17 bzw. 10,32 Prozent. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich “sehr enttäuscht” nach Bekanntgabe der Ergebnisse. “Gerade in einer so schwierigen Situation ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren, das Ergebnis nun in Ruhe zu analysieren und nicht voreilig falsche Schlüsse zu ziehen”, sagte er am Wahlabend.

Auch fünf kleine Listen errangen Mandate im Gemeinderat: Die Neos kamen mit 4,73 Prozent auf zwei Mandate, der schwarze Tiroler Seniorenbund mit 2,27 Prozent, die Liste Fritz mit 3,23 Prozent und das “Gerechte Innsbruck” mit 3,10 Prozent jeweils auf ein Mandat. Auf linker Seite schaffte es die “Alternative Liste Innsbruck” mit 2,38 Prozent auf ein Mandat.

Geringste Wahlbeteiligung seit 1945

Die Wahlbeteiligung war mit 50,38 Prozent so niedrig wie noch nie, es könnte also sein, dass die vielen linken Studenten in der Stadt den Ausschlag für Grün gaben.

Nach der Bundespräsidentenwahl und der Nationalratswahl beweist Innsbruck einmal mehr, dass die linken Wähler strategisch wählen. Links der Mitte funktioniert es problemlos, einmal der einen, einmal der anderen linken Partei die Stimme zu geben, um maximalen Profit zu erzielen. Rechts der Mitte gibt es da noch erhebliche Denkblockaden.

Innsbruck: Die Szene ist zersplittert

Nach der Gemeinderatswahl zeigt sich folgendes Bild: In Innsbruck gibt es nach der jüngsten Wahl keine linke Mehrheit. Die Listen ÖVP, Für Innsbruck und der Tiroler Seniorenbund TSB – allesamt schwarz – kommen auf 13 Sitze im Landtag. Gemeinsam mit acht FPÖ-Mandataren, einem von der Liste Fritz Dinkhauser und einem von der Liste “Gerecht” gibt es im Unterschied zu den anderen Großstädten in Innsbruck eine deutlich rechte Gemeinderatsvertretung.

Bürgermeisterwahl: Amtierende Bürgermeisterin und Grüner in Stichwahl

In die Stichwahl zum Bürgermeisteramt am 6. Mai schafften es der Grünen-Spitzenkandidat Georg Willi sowie die amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Rudi Federspiel verpasste die Stichwahl mit 21,27 Prozent. Oppitz-Plörer habe den Amtsbonus, gab sich Willi noch am Wahlabend bescheiden, obwohl er auch bei der Bürgermeisterwahl auf Platz eins gelandet war.

Willi stammt aus keinem roten Elternhaus. Schon in der Vergangenheit betonte er wiederholt, sich eher dem bürgerlichen Flügel der Partei zugehörig zu fühlen, was ihn auch für viele ÖVP-Sympathisanten wählbar machte. Der Parteiaustritt der bisherigen Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider vom linken Parteiflügel zwei Tage vor der Wahl nützte ihm offenbar. Pitscheider hatte ihren Partei-Austritt mit Georg Willis Standpunkt zu den Themen “Binnen-I” und “Ehe für alle” begründet. Sie attestierte ihm “rechten Sprachgebrauch”. Der bürgerliche Anstrich zieht in den Städten und in Tirol ohnehin, wo die meisten Grünen aus schwarzem Elternhaus stammen.

Mit zwei Senatssitzen hätten Schwarz und Blau eine Mehrheit. Wahrscheinlicher ist, dass in Innsbruck wiederholt wird, was auf Landesebene gilt: also Schwarz-grün nur unter umgekehrten Vorzeichen. Schwarz-grün wurde in Tirol leider weiter gefestigt.

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