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30. April 2009 / 12:45 Uhr

Die Finanzkrise begann in einer kleinen Hütte in Arizona

Diese wahre Geschichte habe ich auf der freiheitlichen Budgetklausur aufgeschnappt, und ich will sie meinen Lesern nicht vorenthalten. Sie illustriert anschaulich den Ursprung der Finanzkrise in den USA und ihr Überschwappen auf Europa:

Diese kleine Hütte steht in dem Örtchen Avondale im US-Bundesstaat Arizona. Ihre Besitzerin wohnte (oder besser hauste) dort gemeinsam mit bis zu 19 anderen Menschen.

Im Jahr 2007 – kurz vor Ausbruch der Finanzkrise – brauchte die Frau Geld und beantragte bei einer lokalen Bank – mit dem passenden Namen Integrity – einen Kredit. Dabei beantwortete sie alle Fragen auf dem Antragsformular wahrheitsgemäß: Sie gab an, 61 Jahre alt zu sein, arbeitslos, in der Vergangenheit drogen- und alkoholabhängig gewesen zu sein und auch die Zahl ihrer Mitbewohner. Vermögen besitze sie keines – mit Ausnahme ihrer Hütte, in den USA auch Haus genannt. Die Bank schickte jemanden zum Schätzen der Liegenschaft. Der bewertete Grund und Gebäude mit 130.000 Dollar, und die Frau bekam auf dieser Basis 103.000 Dollar Kredit.

Irgendwann ist Integrity das Risiko wohl zu groß geworden, und so verkaufte sie den Kredit an die kalifornische Großbank Wells Fargo. Die blieben auch nicht lange darauf sitzen und verkauften die Forderung – gebündelt mit 4000 weiteren Krediten ähnlicher Bonität – nach Großbritannien. Die Rating-Agentur Standard&Poors stempelte auf das Paket noch schnell ein Triple-A-Rating, damit die Briten nicht so genau nachfragen, was sie sich da einhandeln. Käufer war die Hongkong Shanghai Bank HSBC. Die blieb auch nicht lange Gläubiger der Dame aus Arizona und fand eine deutsche Landesbank als Käufer des exklusiven Kredit-Portfolios. Bevor die Kredite faul wurden, gab die noch Teile des Pakets an zwei deutsche Pensionskassen weiter.

Mittlerweile sind 1000 der 4000 Schuldner zahlungsunfähig, darunter auch die Besitzerin der Hütte in Arizona. Die Immobilie wurde zwangsversteigert, und ein Nachbar der Schuldnerin schlug für 15.000 Dollar zu. Den offenen Rest darf nun der deutsche Steuerzahler begleichen.

Die Finanzvehikel, mit denen so etwas möglich war, nennen sich Asset Backed Securities (ABS). Mit ihrer Hilfe exportierten die USA ihre hausgemachte Immobilienkrise in die ganze Welt.

Diese tolle Geschichte hat übrigens das Wall Street Journal recherchiert. Hier der Artikel im Original.

Und die Moral von der Geschicht ? Gibt s hier.

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