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August Hanning dürfte von den Erkenntnissen des BND (im Bild die Abhörstation in Bad Aibling) schon zu seiner aktiven Zeit nicht viel mitbekommen haben – als Pensionist noch weniger.

BVT

23. August 2018 / 08:29 Uhr

Ehemaliger BND-Chef entpuppt sich in ZiB2 als “Agent Ahnungslos”

Jubel brandete am Mittwoch in den österreichischen Medien von Presse bis Standard auf. Die deutsche Bild-Zeitung hatte nach dem unbeholfenen Versuch der Washington Post vor ein paar Tagen endlich Substanzielles geliefert für den, vom Großteil des heimischen Blätterwaldes unterstützten, verbissenen Kampf der linken Opposition gegen Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). “Ex-BND-Chef warnt vor Info-Austausch mit Österreich!” titelte das einstige Massenblatt, dessen Auflage sich im Laufe der Kanzlerschaft Angela Merkels – wohl auch aufgrund der unkritischen Berichterstattung ihr gegenüber -mehr als halbiert hat.

Als Merkel 2005 Kanzlerin wurde, wurde August Hanning – bis dahin seit 1998 Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND) – von ihr noch für vier Jahre als Staatssekretär ins Bundesministerium für Inneres geholt. Seither genießt er seinen Ruhestand. Im ZiB2-Interview, das wohl neue Munition für die Kickl-Gegner liefern sollte, bewies Hanning, dass er schon ziemlich weit ab vom Schuss ist. Und aus seiner aktiven Zeit als deutscher Geheimdienst-Chef fiel ihm auch nicht viel ein.

Wissen über “BVT-Affäre” nur aus den Medien

Aber immerhin, der 72-Jährige liest noch Zeitung. Denn die Grundlage seiner zur Bild-Schlagzeile geronnenen Einschätzung der Lage des österreichischen Nachrichtendienstes nach der staatsanwaltschaftlich angeordneten Hausdurchsuchung im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) bilden – wie er zweimal betonte – lediglich Medienberichte. Einen tatsächlich stockenden Austausch zwischen BND und BVT, den BVT-Direktor Gridling im einleitenden Beitrag dementierte, konnte auch Hanning nicht bestätigen. Was ihm sonst zu entlocken war, dürfte Opposition und Medien auch nicht glücklich machen: Kontakte zu Russland seien nämlich für die Deutschen sicher kein Problem, die würden sie nämlich selbst pflegen.

Auch aus seiner Zeit ist Hanning nichts bekannt

Vielleicht um ihn für diese unbefriedigenden Äußerungen zu bestrafen, bohrte ORF-Moderator Armin Wolf dann noch über Hannings aktive Zeit als BND-Chef nach, in der unzählige österreichische Telefon- und Faxanschlüsse überwacht worden sein sollen. Hanning konnte sich daran kaum erinnern, bestritt lediglich, dass die deutschen Geheimdienstler je irgendein Interesse an österreichischen Regierungsstellen gehabt oder gar Wirtschaftsspionage betrieben haben könnten.

Pilz-Angriff vom eigenen Verbündeten pariert

“Agent Ahnungslos” ist damit die ihm von Opposition und Medien zugedachte Kronzeugen-Rolle gegen den Innenminister wohl wieder los. Davon noch nicht informiert, radelte der umstrittene Mandatar Peter Pilz im Vorbericht noch tief in Hannings Windschatten: “Und glauben Sie, ein ehemaliger BND-Chef, gemeinsam mit hohen Beamten in Washington, die erfinden eine Geschichte, wo sie sagen: Österreich steht auf einer schwarzen Liste?”

Erfunden haben sie die Geschichte vielleicht nicht, eher in der Zeitung gelesen.

Der Altmarxist und der West-Geheimdienst

Detail am Rande: Vor dreißig Jahren hätte sich der Altmarxist Pilz wohl noch lieber die Zunge abgebissen, als sich mit dem Chef des westdeutschen Geheimdienstes gemein zu machen. Aber das System “integriert” früher oder später eben – fast – alle.

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