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10. Mai 2009 / 12:55 Uhr

Hahn will nur noch auf dem eigenen Misthaufen krähen: CERN-Ausstieg ist Abschied aus der internationalen Forschungs-Gemeinschaft

Der Wissenschaftsminister dreht den heimischen Physikern den Hahn zu. Kein österreichisches Geld mehr soll es geben für das Forschungszentrum CERN in der Schweiz. Das ist in jeder Hinsicht eine Schnapsidee, die Österreich zur forschungspolitischen Bananenrepublik macht, denn:

1.) Die CERN-Forscher stehen – unter massiver österreichischer Beteiligung – vor dem Durchbruch in der Forschung um das Wesen der Materie. Das Experiment mit dem riesigen Teilchenbeschleuniger LHC ist bereits angelaufen. Nach 20 Jahren intensiver Arbeit bringt der Wissenschaftsminister die österreichischen Forscher um die Früchte, zu denen in diesem Fall neben einer bahnbrechenden Entdeckung mit Sicherheit auch ein Nobelpreis gehören würde.

2.) Die Mitgliedbeiträge fließen praktisch zur Gänze nach Österreich zurück. Etwa 170 Österreicher verdienen im CERN ihr Geld. Zahlreiche Firmen bekommen Aufträge und österreichische Forschungszentren unbezahlbares Know-How. Sie etwa das Krebs-Zentrum Med Austron in Wiener Neustadt, das gratis Forschung und Entwicklung sowie Schulungen zur Verfügung gestellt bekommt. Wer weiß, wie lange noch, wenn Österreich den Geldfluss in Richtung Schweiz stoppt?

3.) Der Ausstieg aus CERN entspringt einer peinlichen Schrebergarten-Mentalität. Zu behaupten, man werde sich daher stärker um österreichische Projekte kümmern und die Teilchenphysik habe bei uns ja gar keinen so großen Stellenwert, ist schlicht ein Märchen. Denn ohne die CERN-Grundlagenforschung verlieren die österreichischen Institute automatisch an Bedeutung, weil sie praktisch vom Mutterschiff abgekoppelt sind. Das weiß übrigens Minister Hahn schon auch selber und forderte daher noch im September 2008 anlässlich des Starts des Teilchenbeschleunigers LHC eine stärkere Dotierung der Grundlagenforschung. Wie soll man das also jetzt verstehen? Weil ihm sein Parteikollege Finanzminister Pröll keine stärkere Dotierung gegeben hat, dreht Hahn die Grundlagenforschung gleich ganz ab?

Ich werde mit allen Mitteln versuchen, diese forschungspolitische Katastrophe zu verhindern und bereite mit meinen freiheitlichen Kollegen im Wissenschaftsausschuss eine parlamentarische Petition vor. Zudem unterstütze ich sämtliche Initiativen der österreichischen Physiker und bin auch froh, dass hier sehr schnell reagiert wird. Die Österreichische Physikalische Gesellschaft hat bereits eine eigenen Website gegen den CERN-Ausstieg sehr informativ gestaltet. Zudem ergreifen die Spitzen der heimischen physikalischen Forschung die Initiative zum Beispiel mit offenen Briefen – hier das Schreiben des em.o.Univ.Prof. Dr. Herbert Pietschmann.

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