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Trude Marzik hätte geehrt werden sollen. Obwohl SPÖ-nahe widmet ihr die Stadt Wien keinen Platz oder Verkehrsfläche.

13. September 2018 / 06:48 Uhr

Die Revolution frisst ihre Kinder: Rote Dichterin bekommt keine Straßenbenennung in Wien

Im Dezember 2016 verstarb die Mundartdichterin Trude Marzik im Alter von 93 Jahren. Besonders betroffen über den Tod zeigte man sich damals in Marziks Wiener Heimatbezirk Hernals. “Die Stimme aus Hernals ist verstummt”, bedauerte Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ), denn die Dichterin galt zeitlebens als SPÖ-nahe.

93 Jahre Wien verbunden

Trude Marzik wurde 1923 in Wien-Hernals geboren und zählte tatsächlich zu den großen Dichterinnen aus Österreich. Bereits als Kind verfasste sie Reime und Gedichte, die sie ihrer Familie vortrug. Neben ihrem Anglistik- und Germanistikstudium nahm Marzik Schauspielunterricht und schloss ihn 1944 mit der Bühnenreifeprüfung ab.

Nach Versuchen auf der Kabarettbühne und Familienjahren kehrte Marzik zurück zu ihren Versen. Der Durchbruch gelang ihr mit dem Gedicht “Mei Bua”, das Heinz Conrads in seiner ORF-Sendung vorlas. Berühmt wurde sie durch ihr erstes Buch “Am Anfang war die Kuchlkredenz”, das 1971 erschien und mit dem Buchpreis der Wiener Wirtschaft ausgezeichnet wurde.

Noch in den 1990er-Jahren veröffentlichte die mehrfache Großmutter Bücher, in denen sie sich unter anderem ironisch-heiter über die Liebe im Alter oder über die Freuden und Leiden des Mutterseins Gedanken machte.

Groß waren daher die Ehrungen, als die Dichterin vor zwei Jahren starb.

Kein Platz für SPÖ-nahe Dichterin

In Wien-Hernals befand die Bezirksvertretung, dass der großen Tochter des Bezirks ein Platz oder eine andere öffentliche Verkehrsfläche gewidmet werden sollte. In der Bezirksvertretungssitzung am 12. September wurde dieses in der Kulturkommission einstimmig von allen Parteien beschlossene Ansinnen jedoch von der Stadt Wien abgewiesen. Begründung: Trude Marzik war 1942 der NSDAP beigetreten.

Das genügt. Drei Jahre einer Mitgliedschaft einer längst vergangenen Partei genügen, um die jahrzehntelangen Leistungen einer Persönlichkeit mit einem Federstrich aus der Welt zu streichen. Kein Gedenken, keine Ehrung – vergessen soll sie offenbar werden.

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