Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Die designierte SPÖ-Chefin Rendi-Wagner ist vor allem bei den Medien beliebt. Innerparteilich muss sie sich erst durchsetzen – und setzt auf “Freunderlwirtschaft”.

27. September 2018 / 08:11 Uhr

Neue SPÖ-Chefin Rendi-Wagner versorgt ihre alten Freunde – zum Schutz gegen Kritiker?

Die Medien begeistern sich für Joy Pamela Rendi-Wagner, die designierte neue SPÖ-Chefin – auffallend ähnlich, wie sie es bei ihrem Vorgänger Christian Kern taten, und diskreditieren Skeptiker als “Gemeindebau”. Dennoch sickerte durch, dass es im Parteipräsidium am 22. September kein sofortiges und klares Bekenntnis zu Rendi-Wagner gab. Diese wurde nur favorisiert, weil Kern den burgenländischen SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil verhindern wollte, die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures endgültig abgesagt hatte, nachdem ihr Medien unterstellt hatten, sie habe Kerns Pläne durchsickern lassen, und der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser nach seinem Wahlerfolg nicht mit dem SPÖ-Schleudersessel tauschen wollte. Somit ist Rendi-Wagner nur die “vierte Wahl”. 

Um ihren frisch errungenen Posten zu verteidigen, macht die designierte SPÖ-Chefin das, was man in der SPÖ immer gut konnte – Nepotismus oder “Freunderlwirtschaft”.

Eine Hand wäscht die andere

Als “Entscheidung für Verantwortung” setzte Rendi-Wagner – erstmals im Frühjahr 2018 beim einflussreichen Bilderberger-Treffen in Turin dabei – den erst seit zehn Monaten amtierenden Bundesgeschäftsführer Max Lercher ab und an seiner Stelle den ehemaligen Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien im Bundeskanzleramt, Thomas Drozda, ein.

Drozda ist nicht irgendwer im Leben von Rendi-Wagner. Ihr Mann war Kabinettschef unter ihm. Eine mehr als zwanzigjährige Freundschaft verbindet die neue SPÖ-Chefin mit dem ehemaligen Ministerkollegen.

“Roter Dandy” unter Plagiatsverdacht

Der in der SPÖ als “roter Dandy” wenig beliebte, von Christian Kern entdeckte Ex-Minister ist also wieder da.

Im Frühjahr 2017 wurden gegen Kerns Ziehsohn Plagiatsvorwürfe laut. Dozent Stefan Weber, Sachverständiger für Plagiatsprüfung, warf Thomas Drozda vor, bei der 1988 eingereichten Arbeit “Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts: zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos” abgeschrieben zu haben, und hatte Anzeige erstattet.

Drozda habe demnach fünf Seiten seiner einstigen Dissertation wortwörtlich und ohne Quellenangaben von Peter Decker abgeschrieben. Decker ist heute Chefredakteur der neomarxistischen deutschen Zeitschrift “GegenStandpunkt” und arbeitete seinerzeit mit Bogdan Roš?i? in einer marxistischen Gruppe zusammen, die vom Verfassungsschutz in Bremen (SPD) und Bayern (CSU) beobachtet wird.

Freund Roš?i? versorgt

Roš?i? wiederum, 1964 in Belgrad geboren, aber seit 1974 in Linz lebend, wurde von Drozda im Dezember 2016 als neuer Musikdirektor der Wiener Staatsoper designiert. Als oberösterreichische Rote kennt man sich. Die fachliche Qualifikation dürfte jedenfalls nicht den Ausschlag gegeben haben, denn Roš?i? hatte nie in einer Theateradministration gearbeitet und folglich auch kein Theater oder eine Oper oder ein Konzerthaus geleitet.

Allerdings hatte der ehemalige Programmdirektor von Ö3 mit den Schwerpunkten Popmusik, aktuelle Information und Comedy, später Musikchef und seit 1996 Senderchef von Ö3, Österreich verlassen, als die erste schwarz-blaue Regierung vereidigt wurde. Aus welchem Grund auch immer, in seinem Bewerbungsschreiben für den von der SPÖ vergebenen Posten des Staatsoperndirektoriums machte sich das bestimmt gut.

Zurück zu den Plagiatsvorwürfen: Im März 2017 wurde Drozda damit konfrontiert. Der “rote Dandy” gab keine Antwort, aber er ersuchte die Universität um Prüfung. Ein Ergebnis ist bis heute nicht an die Öffentlichkeit gelangt.

Drozdas mögliche, jedoch nicht untersuchte Verantwortung im Burgtheater-Skandal

Drozda dürfte auch im Burgtheater-Skandal eine nicht unmaßgebliche Rolle gespielt haben. Dort waren unter der Verantwortung diverser SPÖ-Minister Millionen Euro verschwendet worden, was Justiz, Parlament und den Rechnungshof auf den Plan rief. Den Auftrag für die Rechnungshofprüfung hatte Drozdas Ministervorgänger Josef Ostermayer gegeben – aber die Zeit der Geschäftsführung von Drozda ausgeklammert. Deshalb wurde auch nicht die unter Drozdas Verantwortung fallende Vermietung des Burgtheaters während der Fußball-EM 2008 untersucht. Das damalige SPÖ-Echo Medienhaus mietete das Burgtheater um 1,4 Millionen Euro und vermietet es um zehn Millionen an die Telekom weiter. Der lukrative “Schnitt” soll damals auch via Echo-Verlag der SPÖ Wien zu Gute gekommen sein.

Rendi-Wagners Absicherungskurs

Mit Drozda hat sich Rendi-Wagner einen ergebenen Bundesgeschäftsführer an ihre Seite gestellt. Ob es ihm gelingt, die Kritiker in der Partei zum Schweigen zu bringen, wird sich spätestens am Parteitag Ende November zeigen. Denn Kerns Wunschkandidatin kommt in den Medien und in der Bevölkerung besser an als bei SPÖ-Wählern.

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