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Linke zeichnen Linke mit Journalistenpreisen aus (v.li.): Schauspieler Erwin Steinhauer, Falter-Schreiberin Horaczek, Ferdinand Lacina und der Präsident des Presseclubs Concordia, Peter Bochskanl.

17. Oktober 2018 / 12:06 Uhr

Antworten werden einfach ignoriert: Wie die “Falter”-Schreiberin Nina Horaczek recherchiert

Im aktuellen Falter (42/2018) berichtet Nina Horaczek über “Propagandakrieg in Europa: die Medien der Rechten”. Wer den Falter nicht kennt: Das ist keine Schande, es handelt sich um ein Provinzwochenblatt aus Wien, für Krone-Kolumnist Michael Jeannée? ist es ein “Bolschewikenblatt?”. Und es wäre auch hier nicht erwähnenswert, aber es dient als gutes Beispiel der linken Recherchekunst.

Profil hat es schon einmal vorgezeigt: Man tut so, als würde man serösen Journalismus betreiben und ersucht jene, über die berichtet wird, um Stellungnahmen. So weit, so gut. Das Problem dabei ist, dass die Antworten offensichtlich nicht ins Schema der Berichterstattung passen und so einfach verschwiegen werden. Wie unzensuriert 2016 aufdeckte, in dem wir darüber schrieben, dass Profil  wieder über unzensuriert.at berichten wird und wir öffentlichen antworten.

Die Falter-Redakteurin Nina Horaczek fällt in die gleiche Kategorie. Am 9. Oktober schrieb sie an unzensuriert

Ich arbeite an einem Artikel über Medien im Umfeld der FPÖ, in dem ich auch über unzensuriert.at schreibe und möchte deshalb gerne mit Ihnen über Ihr Onlinemagazin sprechen und Ihnen die Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Ich würde Ihnen Ihre Zitate zeitgerecht vor der Veröffentlichung zur Durchsicht mailen. Redaktionsschluss ist kommenden Montag am frühen Nachmittag. Sie erreichen mich am besten unter der Mobiltelefonnummer 06643xxxxxx. Mit freundlichen Grüßen Nina Horaczek

Wir haben sie gebeten, uns etwaige Fragen schriftlich zu übermitteln, was sie auch tat. Abgesehen davon, dass bei manchen Fragen sich eine gewisse Verwunderung ob ihrer innepolitischen Unkenntnis bei uns einstellte, haben wir alle beantwortet:

Frage: Ich habe in einem Artikel über unzensuriert.at gelesen, die Seite veröffentlicht pro Tag im Durchschnitt 8 Beiträge. Stimmt das immer noch so?

Antwort: ja

Frage: Wie viele Mitarbeiter hat unzensuriert.at?
Frage: Haben Sie auch Mitarbeiter in Deutschland?

Antwort: Siehe: https://unzensuriert.at/content/0021650-Wenn-Profil-gegen-unzensuriertat-recherchiert-Antworten-werden-einfach-ignoriert
Ist unverändert

Frage: Wie finanziert sich unzensuriert.at?

Antwort: Siehe: https://unzensuriert.at/content/0021650-Wenn-Profil-gegen-unzensuriertat-recherchiert-Antworten-werden-einfach-ignoriert
Ist unverändert

Frage: Wie ist die Reichweite (wenn möglich, bitte Österreich und Deutschland)

Antwort: Etwa doppelt so viele Besucher wie das Falter-Gesamtangebot

Frage: Wie würden Sie unzensuriert.at beschreiben? Was unterscheidet unzensuriert.at von anderen Nachrichtenplattformen?

Antwort: Unser Selbstverständnis steht im Impressum. Der größte Unterschied zum Mainstream ist der, dass wir mit einem Minimalbudget auf Grund des Engagements unserer Mitarbeiter teils höhere Reichweiten als diese im Nachrichtenbereich erzielen. Und dass wir unsere Positionierung nicht verheimlichen.

Frage: Gegenüber einer undercover recherchierenden RTL-Journalistin meinte der damalige Unzensuriert.at-Chefredakteur Höferl: “Soweit können wir das ja zugeben: Wir machen ja nicht dieses Medium, weil uns am unabhängigen Journalismus so sehr gelegen ist, sondern weil wir diese politischen Bewegungen in gewisser Weise unterstützen wollen. Im Prinzip wollen wir versuchen, dass wir uns mittelfristig vor allem gegenüber der AfD ähnlich positionieren wie wir in Österreich gegenüber der FPÖ positioniert sind. – Eine reine Positiv-Berichterstattung zu fahren.” Sehen Sie das genauso?

Antwort: Der Unterschied zum Mainstream ist eben der, dass wir unsere Positionierung nicht verheimlichen. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass wir weniger positiv über die FPÖ berichten als der Falter negativ. Aber dafür hätte es keine “Undercover-Reportage” gebraucht.

Frage: in einem Bericht des österreichischen Verfassungsschutzes von 2016 steht über unzensuriert.at, diese Seite sei “zum Teil äußerst fremdenfeindlich”, weise “antisemitische Tendenzen auf” und vertrete “verschwörungstheoretische Ansätze und eine pro-russische Ideologie”. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Antwort: Dass es sich in diesem “Bericht” des Verfassungsschutzes offensichtlich um eine – nicht auf dienstliche Beobachtungen beruhende – Einzelmeinung einer Mitarbeiterin des BVT handelt, die durch keinerlei Fakten belegt wurden. Dies wurde inzwischen durch Akten des BVT bestätigt, die wir auf Grund der Auskunftspflicht nach dem DSG seitens des BVT erhalten haben. Siehe dazu: https://unzensuriert.at/content/0026992-BVT-unzensuriertat-wird-nicht-beobachtet-Negativ-Einschaetzung-erfolgte-ohne

Frage: Wie ist das Verhältnis zwischen unzensuriert.at und Parteien wir der FPÖ und der AfD?

Antwort: Wir haben keine eingetragene Partnerschaft.

Frage: Gibt es personelle Überschneidungen zwischen Mitarbeitern von unzensuriert.at und der FPÖ beziehungsweise der AfD?

Antwort: Mitarbeiter im Sinne von Angestellten haben wir nicht. Was Redakteure, die Artikel für unzensuriert schreiben, sonst arbeiten, wählen oder mit wem sie abends auf ein Bier gehen, ist deren Privatsache.

Frage: Sind Sie noch parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ?

Antwort: Die FPÖ beschäftigt meiner Information nach, da rechtlich nicht möglich, keine parlamentarischen Mitarbeiter. Wie sie meinem Lebenslauf entnehmen können, war ich von Ende 1994 bis Anfang 1998 parlamentarischer Mitarbeiter von Dr. Martin Graf.

Frage: Unzensuriert.at hat in jüngster Zeit auffällig oft Exklusivberichte aus dem Innenministerium. Liegt dies daran, dass mit Regierungseintritt der FPÖ ein Teil der Unzensuriert.at-Mannschaft ins Innenministerium gewechselt ist?

Antwort: Leider verfügen wir über keine Exklusivberichte aus dem Innenministerium. Die Artikel, die sie vermutlich meinen, basieren auf Quellen, die allen Medien zur Verfügung stehen.

Keine einzige Antwort findet sich im vierseitigen Falter-Artikel. Stattdessen die üblichen Stereotype und Verschwörungstheorien. Kein Wunder, dass der Falter trotz Millionen an Werbegeldern aus öffentlcher Hand ein Lokalblatt geblieben ist und kaum Leser sich auf Onlinepolitik-Geschichten verirren.

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