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Um die Armut und die daraus resultierende Wirtschafts-Migration aus Afrika zu stoppen, sollte sich vor allem Europa dringend Maßnahmen überlegen.

18. Oktober 2018 / 16:24 Uhr

Finanzhilfe für Afrika – Schurkenstaaten (=Kolonialmächte) von einst sollten zahlen

Die Finanzhilfe für die nach dem Zweiten Weltkrieg darniederliegende Staaten Europas, auch als “Marshall-Plan” bezeichnet, ging auf eine Initiative des ehemaligen US-Außenministers und Friedensnobelpreisträgers des Jahres 1953, George C. Marshall, zurück. Für die Umsetzung des Planes gab es mehrere Gründe, nämlich die Hilfe für die notleidende Bevölkerung Europas, die Eindämmung des Kommunismus und die Schaffung eines neuen Marktes für die Überproduktion der USA.

Gastkommentar von Harald Pöcher

Die Sowjetunion und die osteuropäischen Staaten wurden zwar von den USA ebenfalls in ihre Überlegungen zu Hilfsmaßnahmen einbezogen, aber  die Sowjetunion nahm das Angebot der USA nicht an und verbot auch den unter ihrem Einfluss stehenden osteuropäischen Staaten jede Teilnahme. Als einziges Land, das teilweise unter sowjetischem Einfluss stand, erhielt Österreich Marshallplan-Hilfe. Dass die Staaten in Osteuropa nicht an der Marshall-Plan-Hilfe teilnehmen durften, ist einer der Gründe, warum diese Staaten bis heute noch immer nicht ganz an das Wohlstandsniveau der westeuropäischen Staaten anschließen konnten.

“Marshall-Plan” für Afrika heiß diskutiert

Fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und mehr als 50 Jahre nach dem Ende des europäischen Kolonialismus ist der Marshall-Plan von einst wieder eine Diskussionsgrundlage, wie man den afrikanischen Staaten gezielt helfen könnte, um eine lebenswerte Heimat für all seine Bürger werden zu können. Ein “Marshall-Plan für Afrika” ist heute eine allgemein akzeptierte Diskussionsgrundlage, jedoch ist man sich noch nicht einig, wer und vor allem wie viel Geld für die Realisierung zur Verfügung stellen soll. Will sich die gesamte reiche Welt daran beteiligen, so bestehen bereits bei den Zielsetzungen, was mit einem neuen Marshall-Plan für Afrika verfolgt werden soll, große Differenzen zwischen den USA, der Volksrepublik China (VR China) und Europa.

Unterschiedliche Beweggründe der Zahl-Kandidaten

Während die USA und die VR China in erster Linie einen starken Handelspartner Afrika im Visier haben und die Flüchtlingswellen aus Afrika für diese beiden nicht an Afrika unmittelbar angrenzenden Großmächte kein vorrangiges Thema darstellen, wollen die Europäer ein stabiles Afrika, von dem nur wenige Menschen zum Großteil aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa flüchten. Damit wird es bereits schwierig, die Aufteilungsschlüssel der Aufbringung der Finanzmittel für einen Marshall-Plan für Afrika zu finden.

Geld allein kann die komplexen Probleme Afrikas nicht lösen

In Kenntnis der vielfältigen Probleme auf dem Kontinent Afrika denken viele Verantwortungsträger über einen neuen Marshall-Plan für Afrika nach. Keine klaren Aussagen gibt es aber über die Höhe dieser Finanzspritze und wie das Geld aufgebracht werden soll. Dem Autor ist bewusst, dass Geld alleine die komplexen Probleme, die den Kontinent Afrika ins Abseits driften ließen, nicht lösen wird können und es ein Bündel von Maßnahmen erforderlich machen wird, um für einigermaßen Stabilität auf dem Kontinent zu sorgen. Aber mit der Idee einer gerechten Mittelaufbringung für diesen neuen Marshall-Plan will der Autor zum Nachdenken anregen.

USA bezahlten für Bomben-Schäden im Krieg in Europa

Erinnern wir uns zurück: Der Sieg über das Nazi-Regime wurde in erster Linie durch die Rüstungshilfe der USA an seine Alliierten und durch die Flächenbombardements der US-Luftstreitkräfte auf deutsche und österreichische Städte möglich. Die USA – und dies muss man ihnen hoch anrechnen – haben als Wiedergutmachung für die Zerstörungen zwölf Milliarden US-Dollar flüssig gemacht, um zumindest den materiellen Schaden zu beseitigen, den sie mit ihren Kriegshandlungen angerichtet haben.

Bereits die Griechen setzten sich in der Antike in Afrika fest

Um einen gerechten Aufteilungsschlüssel zu finden, muss man nach Ansicht des Autors die Schadensverursachung analysieren: Welche Faktoren haben Afrika so sehr geschadet, dass es in seiner wirtschaftlichen Entwicklung im Vergleich zur entwickelten Welt so weit zurückgefallen ist? Hierzu empfiehlt es sich, in die Vergangenheit des Kontinentes Afrika zurückzublicken. Mit der griechischen Kolonialisierung einiger Gebiete in Nordafrika im 7. Jahrhundert vor Christus begann der Einfluss der Europäer am Afrikanischen Kontinent.

Ab dem 15. Jahrhundert begann Kolonisation und Sklavenhandel

Nach den Griechen folgten die Römer, jedoch ging nach dem Untergang des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus der Einfluss von Europa verloren und erst im 15. Jahrhundert kamen die Europäer zurück und gründeten in der Folge ihre Kolonien. Zu Beginn waren es die Portugiesen und Spanier, es folgten die Franzosen, Briten, Holländer und Belgier. Zum Schluss sicherten sich noch das Deutsche Reich und Italien einige Kolonien. Diese wurden brutal ausgebeutet und mehr als zwölf Millionen Menschen – zum Großteil von Briten, Franzosen und Portugiesen – als Sklaven nach Amerika zu den Westindischen Inseln, nach Brasilien und in die USA verschifft.

Wer waren und sind die Nutznießer der Ausbeutung?

Nutznießer dieser Politik waren die Kolonialmächte durch die schonungslose Ausbeutung der Kolonien, aber auch jene Staaten, die Sklaven erhielten, ebenso auch Staaten, die mit den ehemaligen Kolonialmächten regen Handel trieben, darunter Österreich-Ungarn (später seine Nachfolgestaaten) und andere europäische Staaten, die keine Kolonien in Afrika besaßen, beispielsweise Schweden, Norwegen, Dänemark, die Schweiz, Griechenland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, die Niederlande. Die VR China kommt relativ spät zu Einfluss in Afrika, da sie erst seit einigen Jahrzehnten Rohstoffe aus Afrika zu günstigen Konditionen aufkauft.

So könnte ein gerechter Verteilungsschlüssel aussehen

Für die Errechnung des Verteilungsschlüssels haben wir mit dieser Analyse einige wesentliche Grundlagen erarbeitet. Aus der Sicht des Autors sollten die ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Portugal, Belgien, Deutschland, Italien und Spanien in einem bestimmten Verteilungsschlüssel untereinander zumindest 80 Prozent der Finanzmittel für den neuen Marshall-Plan beisteuern. 15 Prozent sollten die Nutznießer des Sklavenhandels und heutigen unabhängigen Staaten Brasilien, USA, Kuba und die kleineren südamerikanischen und karibischen Staaten mit farbiger Bevölkerung beisteuern. Fünf Prozent verbleiben damit für jene Staaten beizusteuern, die nicht Kolonialmächte und keine direkten Nutznießer des Sklavenhandels waren, aber dennoch Handel mit den Kolonialmächten und den Nutznießern des Sklavenhandels trieben. Unter den letztgenannten fünf Prozent wäre auch die VR China hinzuzurechnen.

Um welche Summen geht es?

Um einen bildlichen Eindruck von den Summen zu bekommen, die diese Länder zur Gesamtsumme beizusteuern hätten, hat der Autor auf der Grundlage der ehemaligen kolonialen Besitzungen in Quadratkilometern eine erste Berechnung durchgeführt, wie viel diese Länder zu zahlen hätten. Die größten Geldgeber mit rund je 30 Prozent wären Großbritannien und Frankreich, gefolgt von etwas mehr als je neun Prozent (72 Milliarden) Italien, Belgien, Portugal und Deutschland, Spanien hätte etwa zwei Prozent (15 Milliarden) zu zahlen.

1.000 Milliarden Euro als Erstdotierung

Dies bedeutet beispielsweise bei einer Erstdotierung des Marshall-Plans für Afrika von 1.000 Milliarden Euro, dass 750 Milliarden Euro von den großen Kolonialmächten zu bezahlen wären, von Großbritannien und Frankreich als größte Geldgeber je 240 Milliarden Euro (entspräche nur fünf Jahresverteidigungsbudgets dieser beiden Länder). Österreich hätte, gemeinsam mit rund 15 anderen europäischen Staaten und der VR China, etwa 50 Milliarden Euro zu bezahlen. Dies bedeutet, dass Österreich konkret nur einen einstelligen Milliardenbetrag aufzuwenden hätte.

Verantwortliche Länder sollen potentiellen Wohlfahrtsverlust spüren

Eines erscheint dem Autor bei der Aufbringung des Finanzmittel für einen Marshall-Plan für Afrika noch wichtig zu erwähnen: Die Finanzmittel wären durch die einzelnen Staaten von selbst aufzubringen und ein durch die Aufbringung entstandener Wohlfahrtsverlust sollte im Falle von EU-Mitgliedsstaaten nicht durch Transferzahlungen im Rahmen der Europäischen Union abgefangen werden können. Es wäre nämlich unfair, wenn beispielsweise jeder Österreicher für die Gräueltaten der Kolonialmächte in Afrika im gleichen Ausmaß aufzukommen hätte wie die damaligen direkten Nutznießer, die Bürger der ehemaligen Kolonialmächte.

Als habilitierter Militärwissenschaftler hat der Autor seit Jahrzehnten die “Österreichische Sicherheits- und Verteidigungspolitik” weit oben auf seiner Liste der Forschungsvorhaben und veröffentlicht periodisch seine Meinung zu aktuellen Themen der österreichischen Sicherheits-, Verteidigungs- und Friedenspolitik, insbesondere zum Zustand des österreichischen Bundesheeres als das wesentliche Mittel der praktischen Durchsetzung der genannten Politikfelder.

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