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Nadja Hahn bei der Verleihung des österreichischen Radiopreises 2016. Auch für ihre Ehrlichkeit in der Ö1-“Doublecheck”-Sendung vom 2. November hätte sie sich einen Preis verdient.

ORF

4. November 2018 / 07:06 Uhr

Wie man sich selbst der Scheinheiligkeit überführt – Ö1-“Doublecheck” macht’s vor

Die Ö1-Sendung “Doublecheck” widmet sich einmal im Monat der Medienlandschaft in Österreich. Der Sendungstitel will suggerieren, dass man es mit der Recherche besonders genau nehme.

Die zwei Checker heißen Stefan Kappacher und Nadja Hahn. Ausgestrahlt wird die Sendung weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Jeden ersten Freitag im Monat um 19.05 Uhr – wenn der durchschnittliche Medienkonsument also entweder vor dem Fernseher sitzt oder das anbrechende Wochenende genießt.

Wieder einmal Thema: die “rechten Medien”

Seit Bestehen der Sendung sind die “rechten Medien” das Leib- und Magenthema der beiden investigativen Radio-Produzenten. So auch bei der letzten Sendung am 2. November unter dem Titel “Die Satelliten im blauen Orbit”. Neben unzensuriert kommen ua der Wochenblick, Zur Zeit und Alles roger?  zu Ehren. Neues erfährt man nicht. Der Beitrag ist getragen von der üblichen Selbstüberhöhung alter Medien gegenüber ihrer jungen Konkurrenz aus dem patriotischen Lager.

Vernetzte linke Medien befürchten Vernetzung rechter Medien

Erwähnenswert ist die Sendung allerdings, weil Nadja Hahn es in nur zwei Sätzen schafft, ein in der Filterblase linker Medienschaffender momentan hochgepriesenes Projekt der Scheinheiligkeit zu überführen. Und das klang so:

Nina Horaczek vom Falter arbeitet an einem internationalen Rechercheprojekt von linken Zeitungen wie der Berliner taz und der Pariser Liberation über die Medien der Rechtsparteien in Europa mit. Die wollen sich vernetzen.

Nein! Doch! Oh! Die wollen sich vernetzen! Man glaubt es nicht. Sie wollen also das tun, was linke Medien wie der Falter, die taz und die Liberation getan haben. Unerhört! Horaczek insinuiert daraufhin, dass die patriotischen Parteien für das Ziel, “ganz stark aus dieser EU-Wahl herauszugehen”, “ihre Medien” und “länderübergreifende Medienkooperationen” brauchen würden.

Versucht das linke Medienkollektiv, die Wahl zu beeinflussen?

Ganz abgesehen davon, dass die eingangs erwähnten Medien in Bezug auf die FPÖ unabhängig sind und nicht als “ihre Medien” bezeichnet werden können: Kann es sein, dass es das erklärte Ziel der “linken Medien” ist zu verhindern, dass die patriotischen Parteien gestärkt aus der EU-Wahl hervorgehen? Das wäre ja – man mag es kaum glauben! – der Versuch, durch Journalismus die Politik zu beeinflussen. Da müsste man ja glatt einen Satz sagen, den Nina Horaczek in der Sendung zum Besten gab:

Sie ziehen sich das Mäntelchen des Journalismus um und behaupten, eben das Gleiche zu sein wie ein normales Medium, eben Nachrichten den Menschen zu geben. In Wirklichkeit geben sie ganz ausgewählte einseitige Berichte den Leuten.

Im Nischenprogramm fällt der Schleier der Objektivität

Man muss Journalisten wie Hahn und Horaczek für ihre Naivität dankbar sein. Im Nischenprogramm am Freitagabend auf Ö1 lassen sie den Schleier der Objektivität fallen, mit dem sich die alten Medien gerne gegen jede Kritik immunisieren wollen. Es gibt tatsächlich linke Medien und die haben doch glatt eine politische Agenda – wer hätt’s gedacht? Vielleicht ein Thema für eine der nächsten “Doublecheck”-Ausgaben. Unzensuriert würde jedenfalls darüber berichten und der Sendung dadurch etwas Reichweite verschaffen.

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