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ORF

20. November 2010 / 10:35 Uhr

Geschmacklose Judenwitze: Linke dürfen das

Das deutsch-österreichische Satiriker-Duo Dirk Stermann und Christoph Grissemann (Willkommen Österreich) provoziert erneut mit einem geschmacklosen Witz. War es wenige Tage nach seinem tragischen Unfalltod der ehemalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, über den in der abendlichen Fernsehsendung pietätlos gescherzt wurde, so standen diesmal die Juden auf dem Programm.

Moderator Dirk Stermann macht in der Sendung einen Witz über die Klage von Holocaust-Überlebenden gegen eine ÖBB-Tochterfirma in Ungarn, die während der NS-Zeit Deportationen in Konzentrationslager organisiert haben soll.

So scherzt Stermann (im Bild links): “US-Anwälte verklagen die ÖBB, weil sie den ÖBB vorwerfen, sie seien beteiligt gewesen an der Deportation von Juden: Liebe US-Anwälte, das glaube ich nicht. Wären die Juden mit den ÖBB gefahren, wären sie heute noch nicht in Auschwitz.” Nachsatz von Co-Moderator Christoph Grissemann: “Man muss dazusagen: kein Thema, das man verblödeln darf.” Dann folgt der nächste Witz.

Tatsächlich wurde im Februar in Chicago eine Sammelklage von Opfern gegen die Republik Ungarn eingebracht, von der auch die ungarische Bahn “MAV” und die 2008 von den “ÖBB” erworbene ungarische “Güterbahn Rail Cargo Hungaria” (früher: “MAV Cargo”) betroffen sein könnten. Das Bahnunternehmen soll im Zweiten Weltkrieg mit den Nationalsozialisten kollaboriert haben und an den Todestransporten in Ghettos und Konzentrationslager beteiligt gewesen sein.

Zwar wurde der antisemitische Ausritt in der ORF-Sendung am vergangenen Donnerstag nicht gezeigt, weil Kommunikationschef Pius Strobl kurzerhand noch eine Zensur dieser Passage anordnen ließ, pikanterweise geschah das allerdings erst nach Interventionen von unbeteiligten APA-Journalisten. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky vermutete deshalb, dass in dieser Sendung völlig unkontrollierbare Personen am Werk seien und forderte die Absetzung von “Willkommen Österreich”. Auch der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant und ÖBB-Sprecher Michael Wimmer zeigten sich über die Geschmacklosigkeit empört.

Witzfigur Dirk Stermann rechtfertigte sich indessen auf ganz eigene Art: Wenn der freiheitliche EU-Abgeordnete Mölzer diesen Witz mache (was er freilich nicht hat), finde auch er das unappetitlich. “Wir haben aber eine andere Geschichte. Dann kann ich das auch als Nicht-Jude und Nicht-Gläubiger machen”, so Stermann gegenüber der Zeitung Österreich. Kurz zusammengefasst: Wer ein Linker ist, darf sich alles erlauben

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