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Die ersten bekannten Bibelübersetzungen stammen aus dem Elsass Mitte des 15. Jahrhunderts (Bild: Blick vom Münster auf St. Thomas 1450 und 2015).

23. Jänner 2019 / 17:32 Uhr

Luther nicht der Erste: Bibel schon lange vorher in Straßburg und Klosterneuburg auf Deutsch

In Zusammenhang mit den Bemühungen um einen erneuerten deutsch-französischen Freundschaftsvertrag richteten sich die Blicke vieler wieder einmal verstärkt auf das Elsass bzw. Elsass-Lothringen. Mitunter wurde dabei die besondere Bedeutung genau diesen Landes für die deutsche Sprache und Kultur deutlich.

Latein wich zunehmend lebendigen Sprachen

Tatsächlich wurde die Bibel bereits lange vor Martin Luther ins Deutsche übersetzt und auch schon in dieser Sprache gedruckt und zwar gerade im Elsass bzw. Elsass-Lothringen. So heißt es in dem Übersichtswerk von Meic Stevens “Minderheiten in Westeuropa” auf Seite 164:

Als Latein durch die einheimischen Sprachen ersetzt zu werden begann, waren die elsässischen Städte unter den ersten, die Deutsch zu ihrer offiziellen Sprache erklärten, und in der Reformation wurde die deutsche Messe zuerst in Straßburg eingeführt; dort erschien auch 1466 die erste Bibel in deutscher Sprache – 68 Jahre vor Luthers Übersetzung.

Deutsche haben nicht nur den Buchdruck erfunden

Mit Blick auf die Heilige Schrift des Christentums kann man in “Die Bibel in Deutschland” von Johannes Schildenberger, Leopold Lentner, Paul Heinz Vogel und Otto Knoch auf Seite 251 nachlesen:

Deutschland ist nicht nur das Land, in dem der Druck mit beweglichen Lettern erfunden wurde, es ist auch das Land, in dem der erste Bibeldruck in einer modernen Landessprache erschien. Vor Luther kamen 14 hoch- und 4 niederdeutsche Bibeldrucke heraus.

Eigens wird dort festgehalten:

Die erste deutsche Bibel wurde von Johann Mentel(in) im Jahre 1466 in Straßburg gedruckt.

Umso mehr Skepsis verdient da die in Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum 2017 mit Rückendeckung durch Pastorentochter Angela Merkel verbreitete Behauptung, die erste deutsche Bibelausgabe sei einem Herrn Martin Luther zu verdanken, unter gleichzeitigem Totschweigen Elsass-Lothringens und Klosterneuburgs bei Wien.

Klosterneuburger Chorherren übersetzten Bibel 1483

Denn nur wenige Jahre nach den Straßburgern übersetzten auch die Gelehrten im niederösterreichischen Chorherrenstift Klosterneuburg die Bibel ins Deutsche und druckten sie im Wiegedruckverfahren auf Pergament, ergänzt mit aufwendig handbemalten Zeichnungen. Das Original von 1483 ist noch heute in der Stiftsbibiliothek vorhanden.

Auf den Zusammenhang deutsche Sprache und Bibel vor Luther wird auch sonst in Veröffentlichungen in der Vor-Merkel-Zeit eingegangen, sozusagen von einem Handbuch bis hin zu einer Doktorarbeit. Aus gegebenem Anlass verdient sicher “Elsass-Lothringen deutsch oder französisch?” von Raoul Stoecklin eigene Beachtung.

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