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23. November 2010 / 17:30 Uhr

Heile Welt: Jugendgewalt in Berlin wird nicht mehr erfasst

Die aus SPD und Linkspartei gebildete Berliner Stadtregierung scheint den Stein der Weisen gefunden zu haben, wie man der Öffentlichkeit eine heile Welt vorgaukeln und gleichzeitig auch noch Geld sparen kann. Wie das geht? Noch bis letztes Jahr war die Berliner Jugendkriminalitätsstatistik von hohen Wachstumsraten gekennzeichnet, die Schulen zunehmend Brennpunkte der Gewalt. Doch nun scheint eine Trendwende eingetreten zu sein. Die Zahl der gemeldeten Straftaten ist rückläufig. Von offizieller Seite wird dies unter anderem mit dem Geburtenrückgang erklärt – es gibt also angeblich plötzlich signifikant weniger Jugendliche.

Der wahre Grund ist natürlich ein anderer. Die Berliner Schulen sind nämlich nicht mehr wie bisher verpflichtet, Schlägereien, Beleidigungen von Lehrern oder Sachbeschädigungen zu melden. Was nicht angezeigt wird, gibt es folglich offiziell auch nicht. Und welche Schule outet sich schon freiwillig als Problemschule, an der Chaos und Gewalt herrschen? Ähnliches kennen wir ja aus Wien. In der WMS Roterdstraße bekam das Gewaltopfer Tobias die Rache des Lehrerkollegiums zu spüren und wurde aus der Schule gemobbt, weil es sein Vater gewagt hatte, gegen den Willen der Schule einen gewalttätigen Mitschüler anzuzeigen.

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Da weniger Straftaten angezeigt wurden, kam es auch zu weniger Gerichtsverhandlungen, was nun dazu führte, dass vier Jugendrichter eingespart werden sollen und eine ganze Abteilung geschlossen wird. Pikanterweise handelt es sich dabei um jene Abteilung, der die unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommenen Jugendrichterin Kirsten Heisig leitete, die sich mit schnellen Verfahren und harten Urteilen einen Namen machte. „Gerade sehen wir erste Erfolge bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität. Da ist es ein falsches Signal, dort jetzt Richter abzuziehen. Es ist sehr wichtig, dass die Strafe der Tat schnellstmöglich folgt, und jetzt ist die Chance dafür“ kritisiert FDP-Rechtspolitiker Sebastian Kluckert. In dieselbe Kerbe schlägt der Berliner Rechtsausschussvorsitzende Andreas Gram (CDU): „Was ist der wirkliche Grund für diese Entscheidung? Es gibt doch nicht plötzlich viel weniger Jugendliche, die Straftaten begehen. Das ist ein Politikum ersten Ranges.“

Foto: schemmi / pixelio.de

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