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24. November 2010 / 10:18 Uhr

Pakt für die Jugend

Martin Graf

Der Uni-Gipfel zwischen Regierung, Rektoren und Hochschülerschaft ist ergebnislos geblieben. Faymann und Pröll haben gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie nicht willens sind, sich zu bewegen. Die ÖH ist gleich davon gelaufen, die Rektoren haben vorher viel Tamtam gemacht und nachher bekannt, dass sie ohnehin keine Erwartungen in das Gespräch gesetzt hatten.

Komentar von Martin Graf

Martin GrafJetzt stoßen sie dafür die nächste hohle Drohung aus. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht bis April ändern, werden sie „Maßnahmen“ setzen müssen. Man sollte meinen, dass die Leiter von Universitäten – noch dazu in relativ weitreichender Autonomie – schon bisher die eine oder andere „Maßnahme“ gesetzt hätten. Bei näherer Betrachtung würden sie damit tatsächlich Neuland betreten, denn bis jetzt haben viele Rektoren auf die Regierung gestarrt wie das Kaninchen auf die Schlange und parallel dazu dem Unheil an ihren Unis freien Lauf gelassen.

Unter den angekündigten Maßnahmen verstehen die Rektoren die Streichung von Lehrveranstaltungen oder ganzen Studiengängen. Das wäre, wenn dazu der Qualitätsmaßstab und nicht der Rasenmäher eingesetzt wird, auch kein Beinbruch. Andere Maßnahmen weigern sie sich weiterhin umzusetzen – etwa eine Änderung der Studienpläne mit dem Ziel, die schulmäßige Daueranwesenheit der Studenten zu verringern und wieder mehr in Richtung Eigenverantwortung der Lernenden zu gehen. Das würde Platz und Geld sparen.

Rektoren sträuben sich gegen Studienplatzfinanzierung

Sogar das einzige halbwegs konkrete Ergebnis des Treffens mit der Regierung droht an der Unbeweglichkeit vieler Rektoren zu scheitern. Die anvisierte studienplatzbezogene Finanzierung passt ihnen nicht in den Kram. Erstens müssten sie dazu eine vernünftige Kostenrechnung etablieren. Zweitens würde das bedeuten, dass wenn die vor der Tür stehenden geburtenschwächeren Jahrgänge kommen, weniger Geld fließen wird. Daher wollen die Rektoren diesem Konzept nur zustimmen, wenn gleichzeitig eine fixe Anzahl an verfügbaren Studienplätzen festgelegt wird. Das führt freilich das System ad absurdum, ist es doch darauf ausgerichtet, dass Universitäten mit größerem Hörerandrang mehr bekommen und umgekehrt. Fixe Quoten haben hier nichts zu suchen und sind nur eine Legitimierung der von Rektoren und Regierung gewünschten Zugangsbeschränkungen.

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Der fehlende Reformwille an den Unis und die Fixierung der Wissenschaftsministerin auf die Wiedereinführung flächendeckender Studiengebühren erschweren eine längst überfällige Debatte über eine große Bildungsreform, die schon in der Oberstufen der Schulen ansetzen müsste. Ein solcher Pakt für die Jugend, wie ich ihn vorgeschlagen habe, erfordert viel mehr Phantasie und vor allem Managementqualitäten.

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