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26. November 2010 / 17:52 Uhr

Mit EU-Persilschein Gesundheit und Umwelt gefährden

Solarzellen am Dach: 15 Prozent enthalten hochgiftiges Cadmium

Auf dem Altar des Klimawandels werde sogar die Gesundheit geopfert, empört sich FPÖ-Konsumentensprecher Gerhard Deimek über die jüngste EU-Ausnahmeregelung. Diese erlaubt es, dass für die Herstellung von Solarzellen giftige Schwermetalle verwendet werden dürfen. Es geht um die hochgiftige Substanz Cadmiumtellurid. Schon seit 2004 hat das Europäische Parlament den Einsatz von Cadmium bei elektrischen Geräten verboten. Die Solarindustrie ist jetzt ein Ausnahmefall.

Solarzellen am Dach: 15 Prozent enthalten hochgiftiges CadmiumPikanterie am Rande: Das umweltgefährdende Cadmium ist in rund 15 Prozent aller Solarzellen enthalten und wird vom US-Unternehmen First Solar verwendet. Der deutsche Konkurrent Solarworld setzt zur Herstellung der Zellen das unbedenkliche Silizium ein. So hat das EU-Parlament mit seiner merkwürdigen Entscheidung, die auch die Grünen mitgetragen haben, die Marktposition des eigenen Unternehmens erheblich geschwächt. Ein Schelm, wer vermutet, dass die Abstimmung über die Zulassung der Cadmium-Kollektoren anders ausgegangen wäre, hätte es sich nicht um eine deutsche, sondern um eine französische Firma gehandelt. 

Erfolgreiches Lobbying

Das politische Lobbying des Weltmarktführers First Solar hat sich offenbar ausgezahlt. Das US-Unternehmen, das dieses giftige Schwermetall für seine Dünnschichtsolarmodule verwendet, darf nun quasi mit einem "EU-Persilschein" Gesundheit und Umwelt gefährden. Jedenfalls hat etwa die US-Umweltbehörde EPA und die Internationale Agentur zur Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Cadmium als krebserregend bezeichnet. "Allen, die für die Ausnahmeregelung gestimmt haben, dürfte nicht bewusst sein, dass Umweltpolitik in erster Linie den Menschen zugute kommen soll", kritisiert Deimek. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der hochgiftige Solarzellen auf seinem Dach hat, dadurch getröstet wird, dass er damit einen Beitrag zum Klimaschutz leistet." Auch die Sozialdemokraten im EU-Parlament haben bedenken geäußert, ob die Entsorgung durch die freiwillige Rücknahmepflicht der Industrie ausreichend gewährleistet ist.

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Kommission pocht auf Klimaschutz 

Wenn wundert's, dass sogar die Solarindustrie die Ausnahmeregelung des EU-Parlaments als "höchst umstrittten" bezeichnet. Die Kommission hatte beantragt, dass die Änderung der RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances Directive) im Einklang mit den Klimazielen der EU stehen müsse und Ausnahmen daher notwendig seien: "Diese Richtlinie darf daher der Entwicklung von Technologien für erneuerbare Energiequellen nicht entgegenstehen (…) wie etwa photovoltaischen Solarzellen, die vom Anwendungsbereich dieser Richtlinie ausgenommen werden sollten." Das wichtigste Argument dafür: Die Zellen sind billiger als Siliziumzellen. Allerdings haben sie auch einen geringeren Wirkungsgrad. Für die Hersteller geht es bei der EU-Entscheidung um viel Geld. First Solar als größter Produzent der umstrittenen Module verkauft nur ein Produkt, nämlich Dünnschichtmodule auf Basis des Halbleiters Cadmiumtellurid. First Solar übt daher enormen Lobby-Druck auf die Politik aus. Bisher erfolgreich. 

Foto: Steamtalks / flickr

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