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Christoph Chorherr, Ex-Planungssprecher der Grünen im Wiener Rathaus, ist nun für den Baukonzern Soravia tätig.

2. Juli 2019 / 15:15 Uhr

Grüner Ex-Planungssprecher Chorherr bäckt bei Mega-Baufirma größere Brötchen

Kaum ist der Ärger – vor allem bei den Grün-Wählern – über den Job von Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig beim Glücksspielkonzern Novomatic einigermaßen verflogen, macht der nächste prominente Grüne einen für die Partei unüblichen Karriereschritt: Der Wiener Ex-Planungssprecher Christoph Chorherr arbeitet jetzt für die Mega-Baufirma Soravia, wie auch die Presse berichtet.

Wettbewerbsvorteil durch Parteifreunde

Ein Schelm, wer denkt, dass Soravia dem Grünen nur deshalb diesen lukrativen Job gegeben hat, um bei der nach wie vor in grüner Hand befindlichen Wiener Stadtplanung einen Wettbewerbsvorteil zu haben. In Wahrheit wird es wohl so sein, dass der Baukonzern weniger auf die Beziehung Chorherrs zu seinen Parteifreunden setzt, sondern  auf sein Know-How bei der Projektbegleitung.

Als Chorherr im Vorjahr ankündigte, aus der Politik auszuscheiden und fortan nur noch Biobrot zu backen, was er dem Vernehmen nach immer noch vorhat, nahm ihm das keiner so richtig ab. Diese Skeptiker wurden nun nach Bekanntwerden des Engagements von Chorherr bei Soravia bestätigt.

Wegen Spenderliste ins Zwielicht geraten

So ganz unfreiwillig dürfte Chorherrs Abgang aus der Politik nicht gewesen sein. 2017 geriet der grüne Politiker wegen einer Spenderliste für seinen Verein ins Zwielicht. Chorherr hat über viele Jahre für den von ihm gegründeten und geführten Verein “s2arch- Verein für soziale und nachhaltige Architektur” für ein Schulprojekt in Südafrika sehr viel Spendengeld einkassiert.

Unter anderem sollen laut einem Kurier-Bericht Repräsentanten des Londoner Hedgefonds Lawnsdowne (300.000 Euro), die Signa Holding GmbH des Immobilieninvestors René Benko (100.000 Euro), die Finanzberatungsfirma Ithuba Capital AG des Investmentbankers Willi Hemetsberger (200.000 Euro), die UniCredit Bank Austria (100.000 Euro) und Immobilien-Unternehmer Günter Kerbler ( 25.000 Euro) in diesen Verein einbezahlt haben. Auch die Stadt Wien ließ mit 200.000 Euro Förderung die Vereinskasse klingeln.

Chorherr sah keine schiefe Optik oder gar Unvereinbarkeit

Jetzt sah das freilich nicht gut aus, wenn ein Politiker, der als Mitglied des Planungsausschusses und stellvertretender Vorsitzender des Wohnbauausschusses immer wieder über Bau- und Immobilienentwicklungsprojekte in der Bundeshauptstadt entscheidet, Großspenden von Hedgefonds, Immobilien-Unternehmern und Investmentbankern einsackelt.

Chorherr gab sich damals als Unschuldslamm und sah keine wie immer geartete Unvereinbarkeit oder schiefe Optik in seiner Doppelfunktion in Politik und Vereinswesen. Bei einer solchen Wahrnehmung und Selbstreflexion kann von dem Mann keiner verlangen, bei Übernahme des Soravia-Jobs ein schlechtes Gewissen zu haben.

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