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16. Dezember 2010 / 19:20 Uhr

Ein Kampf ist entbrannt. – der Erste Burenkrieg

BurenDer Burenkrieg ist sicherlich einer der bekanntesten Kolonialkriege des 19. Jahrhunderts. Besonders in Deutschland wurden den für ihre Freiheit kämpfenden Buren viel Sympathien entgegengebracht, die Geschehnisse in unzähligen Büchern geschildert sowie Lieder und Gedichte verfasst. Der Freiheitskampf der Buren zog sich aber fast ein Jahrhundert hin, bis sie sich 1902 endgültig Englands großer Übermacht geschlagen geben mussten. Ein Meilenstein auf dem Weg der Geschichte der Buren war die erneute Unabhängigkeitserklärung der Südafrikanischen Republik in Transvaal am 16. 12. 1880, die den Ersten Burenkrieg auslöste.

Die Voortrekker

Voortrekkerdenkmal

Voortrekkerdenkmal

Voortrekkerdenkmal in Pretoria
Foto: John Walker / Wikimedia

Nach der Inbesitznahme der heutigen Kapprovinz Südafrikas durch die Niederländische Ostindienkompanie siedelten sich niederländische, deutsche und französische – meist hugenottische – Kolonisten in dem Gebiet an. Aus diesen ersten Siedlern entstand das Volk der Buren. Bereits 1795 lehnten sie sich gegen die Niederländische Ostindienkompanie auf und riefen die ersten beiden Burenrepubliken aus. Mit der Besetzung des Gebietes durch die Briten noch im selben Jahr fanden diese ein schnelles Ende. Nach dem Wiener Kongress wurden Kapstadt und seine Umgebung offiziell dem Empire zugeschlagen und zur Kronkolonie erklärt. Durch die Einführung des Englischen als Amtssprache sowie britischer Gesetze sahen sich die Buren mehr und mehr in ihrer traditionellen Lebensart bedroht, sodass die meisten von ihnen den Entschluss fassten, sich eine neue Heimat zu suchen. Auch ständige Einfälle kriegerischer Einheimischer hatten sie zu diesem Entschluss bewogen. In großen Trecks verließen insgesamt knapp 10.000 Buren die Kapprovinz.

Sie teilten sich auf, um nordostwärts in die Gebiete jenseits der Flüsse Oranje und Vaal sowie in das Umland von Port Natal (heute Durban) vorzustoßen und sich dort niederzulassen. Diese burischen Pioniere wurden als "Voortrekker" bezeichnet.

Die Entstehung der Burenrepubliken

1838 mussten die Voortrekker ihre erste Bewährungsprobe bestehen. Im heutigen Natal waren Teile von ihnen auf feindliche Zulus gestoßen, die während Verhandlungen im Februar 1838 einen ihrer Anführer ermordeten. Erst kurz zuvor hatte Shaka die Zulustämme geeint und einen Staat mit schlagkräftigem Militär geschaffen. Im November traf der Voortrekker Andries Pretorius mit Verstärkung ein und wurde der neue Anführer der Buren in diesem Gebiet. Am 16. Dezember 1838 konnte er mit 464 Buren am Blood River ein ungefähr 20.000 Mann starkes Heer der Zulus besiegen.

Buren

Buren

Abwehr eines Zulu-ANgriffs auf ein Burencamp 1838
Gemälde: Charles Davidson Bell / Wikimedia

Die Buren wandten dabei die Taktik der Wagenburg an, die bereits in den Hussitenkriegen Berühmtheit erlangt hatte. Knapp ein Jahr darauf wurde die Republik Natalia ausgerufen, doch bereits 1843 annektierten die Briten Natalia und verleibten es der Kapprovinz ein. Im Gebiet nördlich des Vaal waren ab 1836 mehrere kleinere Burenrepubliken entstanden, die sich 1848 zur Republik Transvaal vereinigten und 1852 in der Sand River Convention vom Vereinigten Königreich als unabhängiger Staat anerkannt wurde. 1856 erließ Transvaal eine neue Verfassung und benannte sich in Südafrikanische Republik um. 1855 gründete Marthinus Pretorius, Sohn des Andries Pretorius, die Stadt Pretoria, die er nach seinem Vater benannte.

Pretorius

Pretorius

Andries Pretorius, nach dem Pretoria benannt ist 

Der Oranje Freistaat entstand 1842, seine Unabhängigkeit wurde im Vertrag von Bloemfontein 1854 von den Briten anerkannt.

Der erste Burenkrieg

Mitte der 1860er Jahre wurden im heutigen Südafrika erstmals größere Gold und Diamantvorkommen entdeckt. Unter dem Vorwand, den Buren in der Südafrikanischen Republik gegen die unruhigen Zulus zu Hilfe zu kommen, annektierten die Briten 1877 den Staat. Im Zulukrieg von 1879 kämpften viele Buren aus Transvaal auf Seiten der Briten. Nach anfänglichen Schlappen gegen die Zulus wie der verheerenden Niederlage bei Isandhlwana konnten die Briten den Krieg letztendlich für sich entscheiden und die Macht der Zulus brechen. Das Zulukönigreich wurde nach indischem Vorbild in verschiedene kleinere Fürstentümer – sogenannte Chiefdoms – aufgeteilt.

Nach dem Krieg stiegen die Spannungen zwischen Briten und Buren in Transvaal wieder an. Am 16. Dezember 1880 – 42 Jahre nach dem Sieg am Blood River – erklärten die Buren Transvaals erneut ihre Unabhängigkeit, was den ersten Burenkrieg auslöste. Nach mehreren Niederlagen gegen die Buren schlossen die Briten am 23. März 1881 einen Friedensvertag, der den Buren Autonomie gewährte. Sie hatten sich den Briten nicht nur von der Motivation her überlegen gezeigt. Mit ihren neuartigen Kampftaktiken, die vor allem auf Schnelligkeit und Mobilität, Tarnung und Nutzung der Geländevorteile beruhte waren sie gegenüber den starren Formationen der Briten klar im Vorteil.

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Der damalige britische Premierminister William Gladstone stand kolonialen Abenteuern generell ablehnend gegenüber und überließ zur gleichen Zeit den Sudan den Aufständischen des Mahdi. 1884 erlangte die Südafrikanische Republik ihre vollständige Unabhängigkeit zurück.

Das Ende der Burenrepubliken

Burenrepubliken

Burenrepubliken

Landkarte der Burenrepubliken
Bild: clockwork orange / Wikimedia

Die Aufteilung des Zulureiches erwies sich für die Buren Transvaals als Vorteil. Immer wieder wurden sie von einzelnen Fürsten um Unterstützung gebeten, ihr Lohn waren große Teile des Zulugebietes. Dennoch währte der Frieden nicht einmal 20 Jahre. Der immer größere Reichtum der Burenrepubliken machte sie zu einer sehr lohnenden Beute, ihr stetiges Vordringen ins Zululand beunruhigte die Briten. Außerdem standen der Oranje Freistaat und die Südafrikanische Republik dem britischen Ziel eines durchgehenden Kolonialreiches vom Kap bis nach Ägypten im Weg.

Der zweite Burenkrieg, der 1899 begann, entwickelte sich schließlich zur totalen Vernichtung. Die Briten brachen den burischen Widerstand, indem sie deren Lebensgrundlage zerstörten. Burische Frauen und Kinder wurden in Konzentrationslager deportiert, ihr Land verwüstet. 1902 war der Traum der Freiheit der Buren ausgeträumt.

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