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30. Dezember 2010 / 11:35 Uhr

Österreich tut zu wenig gegen Christenverfolgung – Interview

Sein Name steht wie der von 14 Mitstreitern aus der koptisch-christlichen gemeinde Österreichs auf einer Todesliste der Al-Kaida. Dass es diese Liste gibt, hat er selbst herausgefunden, wie der Foto-Journalist W. T. (Name auf eigenen WUnsch abgekürzt) im ersten Teil des Unzensuriert-Interviews schildert. Trotz der Bedrohung will er seine Arbeit für die Menschenrechte in Ägypten fortsetzten. Von Österreich erwartet er sich dafür mehr Unterstützung als bisher.

Vermutlich ist ein Grund für Ihre Bedrohung, dass sie sich sehr für die Menschenrechte in Ägypten und für die unterdrückte christliche Kirche einsetzen. Wie arbeiten Sie konkret?
W. T.: Unsere Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit der demokratischen Gesellschaft zu erlangenund über diese Themen zu berichten. Ich arbeite viel an Presseberichten über alles, was in Ägypten geschieht, arbeite auch mit den österreichischen Behörden auf Ebene des Außenministeriums zusammen. Ich habe auch Demonstrationen organisiert und schreibe viele Artikel auf Arabisch über diese Themen. Und ich werde weitermachen.

Man hat den Eindruck, die Lage der koptischen Christen wird immer schlimmer. Es gab den verheerenden Anschlag am 6. Jänner 2010, Ende November wieder schwere Unruhen mit Toten. Wie stellt sich Ihnen die Lage in Ägypten dar?
W. T.: Die Lage ist sehr schlimm: Sie haben das Jahr mit einem Massaker begonnen und beendeten das Jahr mit einem Massaker. Diskriminierung und Verfolgung in Ägypten geschehen auf zwei parallelen Ebenen: auf der Ebene der Gesellschaft und auf der Ebene der Gesetze bzw. der Regierung.

Präsident Mubarak ist seit Jahrzehnten im Amt. Ist er jemand, der die Christenverfolgung duldet oder sogar aktiv unterstützt?
W. T.: Aktiv unterstützt nicht, aber er ist seit fast 30 Jahren an der Macht, und ganz einfach: Was in diesen 30 Jahren gegen die Kopten passiert ist, ist das Schlimmste, was den Kopten jemals passiert ist. Von Mubarak glaube ich, dass er nicht den Willen hat, die koptischen Probleme zu lösen.

Es mussten in den letzten Jahrzehnten hunderttausende Kopten flüchten, leben verstreut über ganz Europa und Amerika. Was wünschen sie sich als koptischer Christ von der österreichischen Regierung? Was kann sie tun, um die Christenverfolgung zu stoppen?
W. T.: Ich wünsche mir, dass sie das Thema ernst nimmt und dass sie sich einmischt in die Menschenrechtsfragen gegenüber der ägyptischen Regierung. Sie soll auch mit Mubarak darüber sprechen. Ein Land alleine kann nicht viel machen. Ich verlange, dass das alle europäischen Länder zusammen tun.

Gibt es Länder die sich besonders für die Kopten einsetzen?
W. T.: Ich glaube Frankreich und Kanada und Amerika in der Bush-Zeit, nicht in der Obama-Zeit.

Österreich zu wenig, höre ich da heraus.
W. T.: Österreich – ja, zu wenig.

Das ist ja nicht nur eine Angelegenheit zwischen Staaten, sondern auch zwischen Religionen. In Österreich ist der Katholizismus vorherrschend, Kardinal Schönborn genießt hohes Ansehen. Unterstützt die Kirche Ihr Anliegen ausreichend?
W. T.: Ohja, Kardinal Schönborn unterstützt uns sehr. Wir haben sehr gute Beziehungen zwischen der katholischen und der koptischen Kirche in Österreich. Kardinal Schönborn hat uns persönlich mehrere Male besucht, und ich habe mit ihm persönlich gesprochen, wir bekommen sehr viel Unterstützung.

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