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31. Dezember 2010 / 10:24 Uhr

Umstrittener Bankendeal: Was wusste der Finanzminister?

Anglo Irish BankFür den Verkauf der Österreich-Tochter der notverstaatlichten Anglo Irish Bank interessiert sich die irische Presse. Wie Unzensuriert.at bereits berichtet hat, wurde der Verkauf – ohne nachvollziehbaren Grund und entgegen jeder Logik – unmittelbar vor dem Zusammenbruch der Bank abgeschlossen. Über Konten der Anglo Irish Austria soll zuvor Geld der italienischen Mafia gewaschen worden sein. Die FPÖ hat zu diesem aufklärungswürdigen Sachverhalt eine parlamentarische Anfrage eingebracht.

Anglo Irish Bank

Anglo Irish Bank

Die Geschäfte der Anglo Irish erregen in Irland großes Interesse.
Foto: John Higgins Euro Election Campaign / flickr

In Irland rätselt man, warum sich der Mutterkonzern so dringend von seiner Österreich-Tochter trennen wollte. Noch dazu, wo diese mit Einlagen in der Höhe von 600 Millionen Euro eine der profitabelsten Sparten darstellte und die Bank erhebliche Probleme hatte, sich zu finanzieren. Einlagen gelten bei den Banken als günstigste Finanzierungsquelle.

Der Verkauf erscheint somit völlig unlogisch, zumal er noch dazu mickrige 141 Millionen einbrachte, von denen die Anglo Irish dem Käufer – der Schweizer Valartis Bank – 24 Millionen als Darlehen zu Verfügung stellte. In Irlands führender Wirtschaftszeitung Irish Sunday Post wird daher gemutmaßt, dass es bei dem Deal weniger ums schnelle Geld gegangen sein könnte als vielmehr um den Schutz der exquisiten Kundschaft, die jetzt vor neugierigen Blicken weiterhin durch das österreichische Bankgeheimnis geschützt ist – noch dazu mit einer Schweizer Muttergesellschaft im Hintergrund. Auch das irische „Village Magazine“ widmet dem Verkauf in einem Artikel über das Versagen der irischen Bankenaufsicht breiten Raum.

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Hinzu kommt, dass die Anglo Irish Austria eine jener drei österreichischen Banken ist, über die laut „profil“ Milliarden der kalabrischen Mafia gewaschen worden sein sollen. Die beiden anderen Institute sind die Bank Austria und die Raiffeisen Zentralbank.

Wenn ein Bankaufseher die Seiten wechselt

Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Martin Graf, einst Vorsitzender des Banken-Untersuchungsausschusses – hat in diesem Zusammenhang eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Josef Pröll gerichtet und will wissen, ob und mit welchem Ergebnis der Verkauf der Anglo Irish Austria an die Valartis Bank im Jahr 2008 geprüft wurde, ob zu diesem Zeitpunkt bereits Geldwäsche-Verdacht bestand und ob die beiden Banken selbst jemals Geldwäsche-Verdachtsmeldungen abgegeben haben. Und Graf spricht auch die Rolle des ehemaligen hohen Finanzbeamten Anton Stanzel an, der nach seiner Tätigkeit als Chef der Bankenaufsicht die Geschäfte der Anglo Irish Austria aufgebaut hat und es sogar bis ins „Board of Directors“ im Mutterkonzern in Dublin schafft. Die zentrale Frage an den Finanzminister in diesem Zusammenhang: „Entspricht es Ihrem Verständnis von effektiver Bankenkontrolle, wenn Personen mitsamt ihrem als Bankenaufseher erworbenem Wissen die Seiten wechseln und Dienstnehmer von Banken werden?“

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