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6. März 2011 / 11:59 Uhr

Frauenquote: Zwangsbeglückung mit Folgen

BürgerforumBereits seit Jahren wird das Thema der Quotenregelung in Österreich debattiert. Im Zuge des 100. Internationalen Frauentages am 8. März, tritt es derzeit besonders stark in den medialen Vordergrund. Die Vorschläge zur Schaffung von beruflicher Gleichberechtigung reichen von Subventionen über Sanktionen, von Empfehlungen über gesetzlich verankerte Regelungen. Schon seit Jahren sind die skandinavischen Länder bei politischer und wirtschaftlicher Beteiligung von Frauen führend.

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Im ORF-Bürgerforum sprach sich die Regierung für vepflichtende Quoten aus.
Foto: Screenshot ORF

Neben der vermehrten Bewerbung technischer Lehrberufe oder Studien für junge Frauen werden auch Chefetagen von Unternehmen immer mehr ins Visier genommen. Dort sollen gesetzlich verankerte Frauenquoten zu mehr Gleichberechtigung führen. Gegner der Quotenregelungen befürchten vor allem, dass das Leistungsprinzip deutlich in Mitleidenschaft gezogen würde, da die ausreichende Qualifikation noch immer die Grundvoraussetzung für einen Posten sein sollte und nicht das Geschlecht. Statt einer Quote sollten bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschaffen werden. Unterstützer von Quotenregelungen sehen sie jedoch als die einzige Möglichkeit, um endlich einen gerechteren Anteil an Frauen in höheren Positionen zu schaffen. Auch sei die Innovationsfähigkeit sowie die innerbetriebliche Zusammenarbeit durch Quotenfrauen bereits bei etlichen Unternehmen gestiegen.

Norwegen als Vorreiter

Ein Beispiel bietet Norwegen. Dort müssen Mitglieder des Verwaltungsrats von börsennotierten Unternehmen per Gesetz zu mindestens 40 Prozent aus Frauen bestehen. Bereits 2003 eingeführt und seit 2006 in Kraft, betrifft dies über 500 Unternehmen, die es großteils in den letzten Jahren nicht geschafft haben, die Vorgaben zu erfüllen. Bei Nichterfüllen reichen die Strafen jedoch von Geldbußen bis hin zu Zwangsschließungen, die bisher jedoch noch nicht exekutiert wurden. Als Folge dieses Gesetzes zeigt sich nun, dass neben sinkenden Gewinnen für betroffene Unternehmen immer mehr Aktiengesellschaften in GmbHs umgewandelt werden, bei denen keine verpflichtende Frauenquote existiert. Auch die Neugründungen von Aktiengesellschaften sind deutlich zurück gegangen. Dies sei jedoch auch darauf zurückzuführen, dass zeitgleich ein Gesetz in Kraft getreten ist, das Finanzfirmen nicht mehr die Rechtsform einer Aktiengesellschaft vorschreibt.

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In der operativen Führungsebene von Unternehmen hat sich jedoch auch nach Einführung dieser Regelung nichts geändert. Das Ziel, auch hier mehr Frauen zu etablieren, wurde nicht erreicht. Dies liegt vor allem darin begründet, dass Frauen im Entscheidungsfall die Familie in den Vordergrund stellen und es dann zeitlich einfach nicht mehr möglich ist, das Arbeitspensum eines Top-Managers zu erfüllen. Auch mangelt es offensichtlich an qualifizierten Frauen, denn es zeigt sich, dass in Norwegen auch die rund 300 Sitze in den kontrollierenden Verwaltungsräten auf nur 70 Frauen aufgeteilt sind. Diese als "Goldröcke" bezeichneten, zumeist aus der Politik stammenden Frauen werden oftmals kritisiert und sind laut ihren Kritikern mit dieser Mehrbelastung überfordert. Es sei nicht gerechtfertigt, fehlende Qualifikation der sozialen Gerechtigkeit zu opfern. Zudem kommt so die norwegische Frauenquote nur wenigen Repräsentantinnen des weiblichen Geschlechts zugute. Dass sie 44 Prozent der Verwaltungsratsmandate bekleiden und Norwegen damit klar vor Schweden (27) und Finnland (26) führt, hat also geringe gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.

Hohe Frauenquote in Finnlands Politlandschaft

Tarja Halonen

Tarja Halonen

Tarja Halonen ist ein Einzelfall auf europäischer Ebene.
Foto: World Economic Forum / flickr

In politischer Hinsicht hat Finnland die Nase bei der Beteiligung von Frauen vorne. Nachdem das gleiche Wahlrecht für Frauen und Männer 1906 unmittelbar nach Erlangen der Unabhängigkeit und europaweit erstmals eingeführt wurde, schaffte es bereits 1907 die erste Frau als gewählte Mandatarin ins Parlament. Mittlerweile übersteigt der Anteil der Parlamentarierinnen schon 40 Prozent. Nachdem 1980 in Island eine Frau zur Präsidentin gewählt wurde, ist derzeit nur in Finnland eine Frau (Tarja Halonen) in diesem Amt zu finden. Auch ist Finnland Spitzenreiter bei weiblichen Regierungsbeteiligungen. Seit 2007 sind 60 Prozent der Minister weiblich, in Norwegen und Schweden sind es 50 Prozent. Finnland hat eine Frauenquote von 40 Prozent in allen öffentlichen Gremien. Im "Equality Act" aus dem Jahr 2005 ist die Verteilung von Leitungsfunktionen in Gesellschaften, die mehrheitlich in staatlichem oder kommunalem Besitz sind, dahingehend geregelt, dass diese – sofern nicht besondere Gründe dagegen sprechen – ausgewogen sein muss.

Auch in anderen nicht-skandinavischen europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich oder Deutschland sind baldige Reformen und Quotenregelungen geplant oder befinden sich gerade in Umsetzung. Nachdem sich die Vertreter der Regierungsparteien in Österreich derzeit bei diversen Diskussionen (wie der ORF-Sendung "Bürgerforum") und Interviews mehrheitlich für eine Quotenregelung aussprechen, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis diese auch hierzulande eingeführt wird und sich auch österreichische Unternehmen mit den Problemen, die bereits in Norwegen vorherrschen, auseinandersetzen müssen.

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