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24. März 2011 / 12:30 Uhr

Die Vaterlosen – Verlassene Kinder der Kommune

Die VaterlosenDer Vater liegt im Sterben und ruft seine Kinder an sein Totenbett, doch die kommen zu spät; nur einer kann noch ein paar Sätze mit ihm wechseln und dann seinen Tod feststellen. Danach arbeiten sie ihre Kindheit, zu der auch ein dunkles Geheimnis gehört auf. Weder das Thema der Nachkommen, die ihre Geschichte am Totenbett der Vaters aufarbeiten, noch die Erzählweise mit vielen Rückblenden, die diese Geschichte vorantreibt, ist neu. Dennoch hat Regisseurin Marie Kreutzer in ihrem ersten Spielfilm "Die Vaterlosen" aus diesem alten Thema etwas Neues gemacht: Die Kinder wuchsen in einer Hippie-Kommune auf, der verstorbene Hans (Johannes Krisch) war der Initiator und die Leitfigur der Kommune.

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Mitten in der ländlichen Obersteiermark versucht eine kleine Gruppe, in dem von Hans geerbten Haus als Kommune zu leben, und scheitert daran. Am Ende stehen Streitigkeiten über das eingebrachte Vermögen und Vaterschaftstests, die Kommune zerbricht. Hans und Anna (Marion Mitterhammer) bleiben alleine zurück. Seine drei Kinder versuchen jetzt, als Erwachsene mit dem Erlebten fertig zu werden. Besonders für Kyra (Andrea Wenzl), die mit ihrer Mutter als Kind bei der Auflösung der Kommune von ihrem Vater Hans verstoßen wurde, ist dieser Prozess schmerzhaft. Auch ihre beiden Brüder tun sich schwer mit der Bewältigung ihrer Kindheit. Niki (Philipp Hochmair) hat sich in die seinem Vater so verhasste Gesellschaft eingefügt und ist erfolgreicher Arzt, das Wiedersehen mit Kyra, die in ihrer Kindheit seine beste Freundin war, erweckt in ihm alte Gefühle neu. Einzig Vito (Andreas Kiendl) ist scheinbar dem Vermächtnis des Vaters treu geblieben und würde die Kommune mit seinen Geschwistern gerne wieder neu erstehen lassen. Doch so sehr er seinem Vater, der für ihn geradezu eine Überfigur darstellt, auch nacheifert, bleibt Vito doch immer in seinem Schatten gefangen. Anna, die letzte, die von der einstigen Kommune übriggeblieben ist, hat sich inzwischen mit ihrem dörflichen Umfeld mehr und mehr arrangiert, mit Hans Tod bricht ihre letzte Brücke zur Vergangenheit zusammen.

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In stillen Bildern zeichnet die Regisseurin das Bild der zerfallenden Kommune, die ihre Kinder völlig ratlos und emotional zerrüttet zurücklässt. Es bleibt an ihnen hängen, die gescheiterte Utopie ihrer Eltern aufzuarbeiten, die Rückkehr in ihre alte Heimat wirkt dabei als Katalysator. Obwohl die Handlung relativ durchschaubar ist und sich das Geheimnis dem Zuschauer sehr schnell erschließt, wird der Film weder langatmig noch langweilig. Obwohl es in der Kommune weder zu sexuellen oder körperlichen Übergriffen kommt – die Mühl-Kommune hat offensichtlich nicht als Vorbild gedient -, ist der Film eine klare Abrechnung mit den Kommunarden. Sie lebten ihre Wünsche auf dem Rücken ihrer Kinder aus und ließen sie dabei schwer beschädigt und völlig ratlos zurück. Sehr einfühlsam und ohne zu übertreiben wird dies in "Die Vaterlosen" dargestellt. Die Darsteller agieren glaubhaft, ihre schauspielerische Leistung ist durchwegs gut. Nach längerer Zeit kommt wieder ein sehenswerter österreichischer Film in die Kinos, der sich eindrucksvoll, aber ohne Pathos eines kontroversiellen Themas annimmt.

Ab 8. April 2011 in den Kinos

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