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28. März 2011 / 10:48 Uhr

MA48: Fristlose Kündigung wegen Brief an Bürgermeister Häupl?

Der Fall des Bernd T. wird immer mysteriöser. Der Müllaufleger bei der MA48, der angeblich wegen zu vieler Krankenstandstage per 31. März 2011 gekündigt wurde und deshalb beim Arbeitsgericht ein Verfahren angestrengt hat, wurde nun überraschend fristlos entlassen. Der Grund: T. hatte sich in einem E-Mail an verschiedene Medien und an Bürgermeister Michael Häupl gewendet, um die “sozialen Zustände wie im Mittelalter in der MA48” zu beschreiben.

Hände falten, Gosch n halten. Nicht nur bei der ÖVP, sondern auch bei der Gemeinde Wien ist Meinungsfreiheit ein Fremdwort. Wer es wagt, über Psycho-Terror und Mobbing zu berichten, und das auch noch in der Öffentlichkeit, wird “ausgemustert”. T. hatte sich bei Häupl darüber beschwert, dass er “ohne Angaben von Gründen” nach fünf Jahren Dienst bei der Abteilung “Abfallwirtschaft/Entsorgung” gekündigt wurde. Tatsächlich wegen 49 Krankenstandstagen in einem Jahr, wie drei verschiedene Personen von Personalabteilung und Personalvertretung gegenüber T. anführten, ohne jedoch anzumerken, dass T. den Meniskus entfernen ließ und der Großteil der Krankenstandstage auf diesen Umstand zurückzuführen sei. Die vier Jahre zuvor hatte er insgesamt nur zwölf Krankenstandstage zu verzeichnen.

“Des Oaschloch drah i a no auße”

In der Klage am Arbeits- und Sozialgericht  führte sein Rechtsanwalt als Anfechtungsgründe “verpöntes Motiv” und “Sittenwidrigkeit” ins Treffen. Er behauptete, dass T.s Vorgesetzter folgende Aussagen tätigte: “Des Oaschloch. Der geht ma so am Oasch” oder “Des Oaschloch drah i a no auße”. Diese deftigen Äußerungen sollen Kollegen von T. gehört haben, sind beim Prozess auch als Zeugen vernommen worden und – wer kann es ihnen bei den gegebenen Umständen verdenken – leider umgefallen. Innerhalb von drei Monaten soll das Urteil gesprochen werden. Sollte T. obsiegen, bleibt die Frage offen, was dann mit der fristlosen Kündigung vom 16. März passiert. Eine einvernehmliche Lösung mit dem Arbeitgeber scheint aussichtslos.

In der Arbeitszeit nebenbei als Kellner tätig

Die Müllabfuhr will Bernd T. offenbar mit allen Mitteln loswerden. Er ist für die Macher in der MA48 ein unangenehmer Zeitgenosse, der zu viele Fragen stellt, zu viel Mist an die Oberfläche bringt. Der nachfragt, warum aktive Fußballer leichter Zugang zu einem Job bei der Müllabfuhr haben als Normalsterbliche. Der zu Ohren bekam und sich dann selbst vor Ort davon überzeugte, dass ein Mitarbeiter einer Restmüll-Tour (Tour-Zahl und Name des Betroffenen ist der Redaktion bekannt) kurz nach Dienstantritt sein Gewand wechselt und statt für die Müllabfuhr in einem Lokal als Kellner arbeitet. Gedeckt von seinen Kollegen, die angeblich “Provisionen” für schwarz eingestellte Müllbehälter kassieren. Die Hälfte der regulären Gebühr sollen die Kollegen einstecken, die andere Hälfte erspart sich der jeweilige Hausherr, der sich einen zusätzlichen Mistkübel wünscht. Ein schönes Körberlgeld, das die MA48-Mitarbeiter so unbemerkt von der Zentrale und vorbei am Fiskus machen.

Warum jemand gemobbt wird, der solche unglaublichen Dinge anspricht, um Aufklärung bittet und Verbesserungen schaffen möchte, ist nicht nachvollziehbar. Jeder Arbeitgeber wäre froh über solche Mitarbeiter. Doch bei der Gemeinde Wien gehen die Uhren offensichtlich anders. Nebenbeschäftigungen, in oder außerhalb der Dienstzeit, sind da an der Tagesordnung. Besonders pikant: Drei Müllaufleger der MA48 arbeiten in einem Bordell. Als Unzensuriert.at die zuständige Stadträtin Ulli Sima vor wenigen Wochen bat, zu anderen, ähnlichen Vorfällen Stellung zu beziehen, richtete sie über ihre Pressesprecherin aus: “Es ist doch eine altbekannte Geschichte: Ein Mitarbeiter wird gekündigt und behauptet irgendwas, um dem Unternehmen zu schaden. Es handelt sich im konkreten Fall um ein offenes Verfahren beim Arbeits- und Sozialgericht. Alle genannten Behauptungen sind jedenfalls mehr als absurd. “Dagegen zeigen hunderte Postings zu den Unzensuriert.at-Artikeln, dass die Behauptungen von Bernd T. über die Missstände bei der Müllabfuhr nur die Spitze des Eisberges zu sein scheinen.

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