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22. April 2011 / 09:23 Uhr

Aufstand im Kindergarten: Ersetzen Putzfrauen die Pädagoginnen?

KindergartenWas ist los bei der Gemeinde Wien? Gibt es nur noch unzufriedene Mitarbeiter? Zuerst der Aufstand in der Magistratsabteilung 48 (Müllabfuhr), dann die Misstände in der Magistratsabteilung 67 (Parkraumüberwachung) und in der Magistratsabteilung 49 (Forstamt), jetzt der Hilferuf der Kindergartenpädagoginnen (MA 10) in der Redaktion von Unzensuriert.at. „Wir müssen Medikamente nehmen, um den Beruf zu schaffen“, erzählt eine Betroffene, die u.a. behauptet, dass die Kinder nicht nur von ausgebildeten Pädagoginnen betreut werden.

Kindergarten

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Die Kindergärten der Stadt Wien sind nun gratis, aber auch nicht mehr wert.
Foto: Unzensuriert.at

Der Kindergarten in Wien ist mittlerweile gratis. „Er ist auch nicht mehr wert“, sagt eine Insiderin, die verständlicherweise anonym bleiben möchte. Der Grund: Bei der Stadt Wien hätten Mitarbeiter Verschwiegenheitspflicht, wer sich nicht daran hält, wird gekündigt. Den Mund wollen manche trotzdem nicht halten, denn die Arbeitsbedingungen seien katastrophal: „Es gibt keinen Ersatz, wenn eine Kollegin krank ist, jemand auf Schulung ist, in Urlaub oder in Pflegefreistellung – wir werden so richtig schön verheizt und die Kinder mit uns!“

Oxonitsch bestreitet Mangel an Pädagoginnen

Seit der Kindergartenplatz in Wien gratis ist, fehlt es offenbar an Personal. Rund 250 Pädagoginnen würden benötigt, schätzt unsere Informantin, die auch weiß, warum: Im vergangenen Jahr hätten 800 Pädagoginnen, die in Niederösterreich wohnen, ihren Dienstort nach NÖ gewechselt. Darunter habe freilich die Qualität gelitten. Es gäbe Gruppen mit größerer Kinderanzahl und die skandalöse Situation, dass die „Assistentinnen im Kinderdienst“, die eigentlich fürs Reinigen der Räume und zur Unterstützung der Pädagoginnen da sind und über keine qualifizierte Ausbildung für die Kinderbetreuung verfügen, als Kindergartenpädagoginnen eingesetzt werden würden. Dafür soll es für die Assistentinnen zehn Euro pro Tag mehr geben.

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Ein Zustand, den der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch bestreitet. Aus seinem Büro kam die Stellungnahme, dass die Behauptung so nicht stimme. Assistentinnen würden nur bei kurzfristigen Engpässen, wie durch einen überraschenden Krankenstand, vorübergehend im Kinderdienst eingesetzt. Oxonitsch bestreitet auch, dass es zu wenig Pädagoginnen gibt: „Die gesetzlichen Vorgaben werden erfüllt“, heißt es. In diesem Zusammenhang wies der SP-Stadtrat darauf hin, dass sich 800 Pädagoginnen in Ausbildung befänden. Im Zuge der neuen Ausbildungsmodelle „Pick up“ und „Change“, die aufgrund des offensichtlichen Kindergärtnerinnen-Mangels geschaffen wurden, seien im Februar 67 Pädagoginnen in den Dienst der Stadt Wien getreten. Dies zusätzlich zu den laufenden regulären Aufnahmen.

Vertragsverpflichtung mit der Stadt Wien

Abgesehen davon, dass Oxonitsch zuerst den Pädagoginnen-Mangel bestreitet, um dann neue Modelle zu nennen, die mehr Kindergärtnerinnen hervorbringen, müssen die genannten Zahlen hinterfragt werden. Ein Anruf bei der Ausbildungsstätte der Stadt Wien in der Floridsdorfer Patrizigasse bringt Licht ins Dunkel. Dort erfahren wir, dass von den jährlich rund 60 Abgängern der fünfjährigen Maturaschule nur ca. 40% den Dienst in einem Gemeindekindergarten antreten, ein Großteil macht ein Studium. Hoffnung auf baldige Besserung bringen tatsächlich die neuen Ausbildungsmodelle, die, laut Auskunft in der Patrizigasse, pro Semester rund hundert Pädagoginnen hervorbringen sollen. Da besteht auch nicht die Gefahr, dass sie anderswo ihr Glück versuchen, denn nach Abschluss der Ausbildung besteht eine fünfjährige Vertragsverpflichtung mit der Stadt Wien.

Wie rasch die fehlenden Pädagoginnen mit diesen Modellen wett gemacht werden können, bleibt abzuwarten. Derzeit, so wird uns versichert, könnten jedenfalls nicht einmal die Abgänge  (Pensionierungen) kompensiert werden.

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