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SPD

21. April 2011 / 22:19 Uhr

Thilo Sarrazin: Vom Schreckgespenst zum Universalschuldigen

Thilo SarrazinDie SPD hat einen neuen Anlauf zum Ausschluss von Thilo Sarrazin gestartet – und ist damit erneut gescheitert. Dabei hatte sie "gute" Argumente. Unterstützend wirkte zum Beispiel der „Sachverständigenrat Integration und Migration (SVR)“. Für ihn ist Sarrazin, 2010 Autor des Buch-Aufregers „Deutschland schafft sich ab“, jetzt an der verstärkten Auswanderung aus der BRD schuld.

Schon vor Jahren konnte man in bundesdeutschen Tageszeitungen Interviews mit jungen Menschen lesen, in denen diese ankündigen, das Land zu verlassen. Sie hätten keine Lust, sich von einem verqueren Generationenvertrag die Zukunft stehlen zu lassen. Zwischen den Zeilen konnte man auch einen Unmut über Millionen migrantische Sozialtouristen heraushören.

Auswanderung schon seit Jahren aktuell

Am 23. 6. 2006 meldete das Hamburger Abendblatt unter dem Titel „Immer mehr junge Deutsche wandern aus“, dass die beiden vorangegangenen Jahre in Sachen Emigration einen Rekord darstellten und 2005 beachtliche 160.000 Deutsche ins Ausland gingen. Die Auswanderung habe im Vergleich zu den 1990er Jahren um 60 Prozent zugenommen. Das Hamburger Abendblatt im O-Ton: „Der führende Migrationsforscher Klaus Bade sieht Deutschland ‚in einer migratorisch suizidalen Situation‘. Weil es ‚uns schlechter gelingt, jungen, fähigen Leuten hier in Deutschland eine Perspektive zu bieten‘, zugleich aber vor allem gering Qualifizierte zuwanderten, steht für Bade fest: ‚Wir bluten aus.‘ So rechnet der Forscher mit weiter steigenden Auswandererzahlen: ‚Der Sog hat sich entfaltet, und er wird so schnell nicht verschwinden.‘“

Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin als Sündenbock: Sogar an der Emigration ist er schuld.
Foto: oparazzi photos / flickr

Fünf Jahre später haben die Wissenschaftler des Sachverständigenrates Integration und Migration (SVR) in ihrem „Jahresgutachten 2011“ einen „Mitschuldigen“ an der galoppierenden Auswanderung gefunden, nämlich Thilo Sarrazin. Überdies habe er verheerende Spuren unter den Migranten in der BRD und beim Außenbild des Landes hinterlassen. Ein Migrationsforscher, der übrigens den interessanten Namen Klaus J. Bade trägt, wird in Medien so zitiert: „Sarrazin hat Deutschland ein doppeltes Eigentor beschert.“ Da 29 % der Bundesdeutschen Akademiker seien, aber 49 % der vielen Auswanderer, fordert Bade ein „Drei-Säulen-Modell“, um Hochqualifizierte aus dem Ausland zu ködern. Deren erforderliches Brutto-Mindesteinkommen sei von 66.000 auf 40.000 Euro zu senken, Studenten aus dem Ausland sollen künftig nicht ein, sondern zwei Jahre Zeit haben, einen Job zu finden und man müsse ein Punkte-System schaffen, bei dem Akademiker mit Englisch- und Deutschkenntnissen favorisiert werden. Zudem soll man den Fokus auch auf Nordafrika, Zentralasien und Indien ausweiten.

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Geht diese Absenkung des Hochqualifizierten-Status schief, ist wohl wieder Sarrazin schuld…

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