Der Unzensuriert-Bankentest nahm in den letzten Tagen die Qualität dreier heimischer Großbanken bei der Beratung über komplexe Anlagenprodukte unter die Lupe. Schriftliche Informationen in Internet und Filialen sowie ein Beratungsgespräch wurden gemeinsam bewertet. Sichtbar wird: Nicht selten müssen die Kunden um ihr Recht auf gute Beratung kämpfen. In unserem Fall heißt der Testsieger Erste Bank vor Bank Austria und Raiffeisen.
Die Erste Bank bekam die Gesamtnote 2, wobei hier das Beratungsgespräch sogar mit 1 bewertet wurde. Für die Bank Austria setzte es in Summe ein Befriedigend, für die Raiffeisenbank gar nur ein Genügend. In beiden Fällen war das Beratungsgespräch ungenügend, bei der Raiffeisenbank sogar katastrophal. Angesichts der bei weitem nicht repräsentativen Stichprobe muss erwähnt werden, dass die Ergebnisse bei der Wahl anderer Filialen auch ganz anders ausfallen hätten können.
Dennoch zeigt der Unzensuriert-Bankentest einige Schwächen der Banken auf, die Kunden kennen sollten. FPÖ-Konsumentensprecher Gerhard Deimek fasst folgende Empfehlungen an Bankkunden zusammen:
1.) Achten Sie im Beratungsgespräch darauf, dass der Berater ausreichende Informationen über Sie einholt! Wer sein Gegenüber nicht kennt, kann unmöglich beurteilen, wie er oder sie Geld anlegen sollte.
2.) Treffen Sie Anlageentscheidungen erst nach sorgfältiger Überlegung! Lesen Sie die Verkaufsunterlagen und Prospekte! Stellen Sie dem Berater Fragen und bestehen Sie auf Antworten, ehe Sie unterschreiben!
3.) Fragen Sie gezielt nach Risiken und Kosten, um negative Überraschungen vor Vorneherein zu vermeiden! Prüfen Sie immer mehrere Möglichkeiten und lassen Sie sich Alternativen anbieten – auch von anderen Banken oder Finanzberatern!
4.) Sie haben das Recht, mit einem Spezialisten zu sprechen! Wenn Ihr Gegenüber keiner ist, bestehen Sie auf einen kompetenteren Berater!
5.) Reagieren Sie sensibel auf Verkaufsdruck! Es läuft Ihnen nichts davon. Eine tolle Aktion, die morgen endet, wird übermorgen durch die nächste ersetzt. Und lassen Sie sich nichts verkaufen, was sie nicht brauchen: keine Pensionsvorsorge, wenn Sie einen Kredit aufnehmen – kein Konto, wenn Sie ihr Geld anlegen wollen!
Gerhard Deimek nimmt aber auch die Banken in die Pflicht: "Wenn in unserem kleinen Test eines von drei Beratungsgesprächen so schlecht war wie es nicht einmal eines von hundert sein sollte, dann ist das ein Alarmsignal!" Der Konsumentensprecher fordert daher die Banken auf, nur entsprechend qualifiziertes und motiviertes Personal für die Anlageberatung zu verwenden. Und an die Produkt-Macher gerichtet: Immer noch sind die Konstruktionen kompliziert und für den Laien kaum verständlich. "Ich kann hier die Lehren aus der Krise nicht erkennen. Bei der Lehman-Pleite fielen Tausende Kunden mit ähnlichen Produkten um ihr Geld um, trotzdem werden sie weiterhin munter verkauft", kritisiert Deimek.
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