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USA

6. Mai 2011 / 15:25 Uhr

Washington beleidigt mit Codenamen “Geronimo” Apatschen

GeronimoNach dem Tod des weltweit  meistgesuchten Terroristen Osama Bin Laden meldeten die „Navy Seals“ dem Weißen Haus „Geronimo EKIA“, wobei EKIA für „Enemy Killed in Action“ („Feind im Kampf getötet“) steht. Dieses Unternehmen nach dem legendären Apatschen-Häuptling Geronimo benannt zu haben, versetzt nun die Ureinwohner Nordamerikas in Rage.

Geronimo

Geronimo

Geronimo war Kriegshäuptling und Schamane und hielt die Truppen der USA
und Mexikos auf Trab. Nun muss sein Name für die Bin-Laden-Tötung herhalten.
Foto: Ben Wittick / Wikimedia

Geronimo ist der „Cherronimo“ ausgesprochene spanische Name für Hieronymus, der freilich in den USA als „Tschironimo“ erklingt. Dort wird dieser Name noch heute als todesmutiges Angriffssignal verwendet, teils im Spaß in privaten Situationen, teils ganz ernsthaft, etwa von den Fallschirmjägern. Geronimo wurde 1829 geboren und hieß eigentlich Goklayeh, „der Gähnende“, weil seinem Vater auffiel, dass der Bub stets müde ist. Seine Eltern verlor er beide bereits 1837: Ein weißer Skalp-Jäger namens James Johnson lud zu einem Fest, ließ 400 arglose Apatschen erschießen und danach skalpieren.

Als 1858 mexikanisches Militär Geronimos Adoptiv-Mutter, seine Frau und seine drei Kinder tötete, schwor er Rache. Er war nicht nur einer der Häuptlinge der Apatschen, sondern auch ein Schamane. Dass er als solcher wahre Wunder, wie eine Verzögerung des Sonnenaufganges um Stunden, bewirkte, ist Legende. Nicht bestritten wird hingegen, dass er den Truppen der USA und Mexikos lange das Leben schwer machte. Das gilt auch für die Zeit nach 1876, als seinem Stamm ein lebensfeindliches Reservat in der Wüste zugewiesen wurde und aufgrund unzuverlässiger staatlicher Nahrungsmittellieferungen hunderte Apatschen den Hungertod starben. Geronimo brach bis 1884 mehrmals aus dem Reservat aus. 1886 stellte er sich mit seinen letzten 36 von anfangs 500 Kriegern General Miles, der ihn trotz fast 9.000 Mann unter seinem Kommando und dem damaligen technischen Höchststandard jahrelang nicht fassen konnte.

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Geronimo saß drei Jahre in Haft, wurde anschließend – ohne seine Sippe je wiedergesehen zu haben – in verschiedene Reservate geschickt, bis er letztlich in jenem des Fort Sill sesshaft wurde. 1903 nahm er das Christentum an, bestellte ein Stück Land und starb 1909. Bis heute schwelt ein Streit über die angeblich aus dem Grab gestohlenen Gebeine. Der Führer der Fort-Sill-Apatschen, Jeff Houser, fordert jetzt von US-Präsident Barack Obama eine Entschuldigung für die „schmerzliche und beleidigende“ Gleichsetzung Geronimos mit einem Top-Terroristen. Der Indianer und ehemalige US-Soldat Lloyd Goings schloss sich dem an: Das sei „das Rassistischste, das uns je passierte“.

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