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18. Mai 2011 / 10:17 Uhr

Wiener Linien: Vorgesetzter griff Mitarbeiterin auf die Brüste

GLB-ProtestSexuelle Belästigung, Unterstellungen, Diskriminierung – all das steht bei den Wiener Linien anscheinend auf der Tagesordnung. Wer sich dagegen wehrt, wird gemobbt, behauptet der Gewerkschaftliche Linksblock (GLB). Dagegen gebe es für die Täter keine Konsequenzen. Die Fälle von Übergriffen dürften den Verantwortlichen über den Kopf wachsen, weshalb seit Herbst 2010 der bekannte Profiler Thomas Müller als Mediator beschäftigt wurde.

Homosexueller klagte wegen Mobbing

Fall 1: Die Mobbing-Affäre gegen Roland R. ging durch alle Medien. Als Angestellter der Wiener Linien stand ihm eine Angehörigenkarte, also eine verbilligte Jahreskarte, für seinen Partner zu, die ihm verweigert wurde. Wegen seiner Homosexualität begann ein unglaubliches Mobbing, das schließlich im Gerichtssaal endete. Im Februar 2011 einigten sich Wiener Linien und der Kläger auf einen Vergleich, nachdem der Arbeitgeber angeblich eine Summe von 800.000 Euro zahlte. Im Gegenzug musste Roland R. zusagen, die Firma zu verlassen. Dienstrechtliche Konsequenzen gegen den – laut GLB – Haupttäter in diesem Fall, einem SPÖ-Bezirksrat im 17. Bezirk, der bei den Wiener Linien beschäftigt war, gab es nicht. Im Gegenteil: Dieser wurde dem Vernehmen nach bei vollen Bezügen mit 54 Jahren in Frühpension geschickt. Der Gewerkschaftliche Linksblock hat deshalb ein Disziplinarverfahren sowohl bei den Wiener Linien als auch in der Magistratsabteilung 2 im Rathaus angestrengt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Schmutzkübelkampagne gegen Straßenbahnfahrer

GLB-Protest

GLB-Protest

Protest gegen die Kündigung einer Mitarbeiterin, die zuvor von ihrem
Chef sexuell belästigt worden sein soll.

Fall 2: Ein Straßenbahnfahrer des Bahnhofes Brigittenau, ein Ingenieur übrigens, wollte bei den Personalvertretungswahlen mit einer eigenen Liste namens ARGE Straßenbahn antreten. Also gegen die Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter (FSG). Plötzlich kam eine anonyme Anzeige zum Vorgesetzten, dem Obermeister des Bahnhofs, in der eine Frau angab, vom Straßenbahnfahrer unflätig beschimpft worden zu sein. Dieser bestritt dies, trotzdem wurde er fristlos gekündigt. Beim Gerichtsverfahren stellte sich später heraus, dass die Dame nicht nur eine Bekannte des Obermeisters ist, sondern auch noch auf Bestellung gelogen hat. Sie wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, der Straßenbahnfahrer erhielt vom Gericht eine Abschlagszahlung von rund 20.000 Euro zugesprochen. Zurück in den Job wollte er nicht mehr. Dem mutmaßlichen Anstifter, dem Obermeister, passierte nichts, er hat nach wie vor eine Vorgesetzten-Rolle bei den Wiener Linien. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Busfahrerin wurde vom Chef sexuell belästigt

Fall 3: Eine Busfahrerin kandidierte für den Gewerkschaftlichen Linksblock. „Daraufhin bekam ich ein Kaufangebot von der FSG. Man versprach mir einen ruhigen Bürojob, wenn ich die Kandidatur zurückziehen würde“, so die Betroffene. Das machte sie nicht und erreichte für den GLB sogar ein Mandat. Seit diesem Zeitpunkt sei sie einem unglaublichen Mobbing ausgesetzt gewesen, erzählt sie. Lohnzettel seien aufgerissen, Aushänge mit Falschangaben über ihre Person angebracht worden. Das Schlimmste aber: Ihr Vorgesetzter soll ihr auf beide Brüste gegriffen und sie gefragt haben, ob diese echt seien. Die FSG-dominierte Personalvertretung und die Damen und Herren in der Chefetage glaubten ihr nicht, im Gegenteil: Sie erhielt die Kündigung mit der Begründung, dass sie ihren Vorgesetzten zu unrecht beschuldigt habe. Ein Verfahren wegen Rufschädigung, angestrengt von ihrem früheren Vorgesetzten, hat die Busfahrerin inzwischen bei Gericht gewonnen. Ihre Klage auf Feststellung des aufrechten Dienstverhältnisses läuft seit dem Jahr 2008. Ihr mutmaßlicher Peiniger sitzt nach wie vor in einem bequemen Chefsessel. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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Laut einem Funktionär des GLB laufen solche Fälle bei den Wiener Linien immer nach dem gleichen Schema ab. Wer nicht FSG-konform agiert, werde gemobbt und mit einer Schmutzkübelkampagne aus dem Betrieb gedrängt. Da sei man mit den Methoden nicht zimperlich, wie die aufgezeigten Fälle beweisen. Auch den Grund dafür scheint der GLB-Funktionär zu kennen: Die Stadt Wien sei ein Inzuchtverein, an den wichtigen Stellen säßen inkompetente Freunde von roten Funktionären anstatt Leute mit Sach- und Fachverstand. Mobbing-Fälle würden dann mit sündteuren Gerichtsprozessen und Schadenersatzzahlungen erledigt – also mit dem Geld der Steuerzahler und der Fahrgäste. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass Bürgermeister Michael Häupl eine Tariferhöhung bei den Wiener Linien ankündigte.

Wiener Linien wollen auf Vorwürfe nicht antworten

Answer Lang

Answer Lang

Answer Lang, Pressesprecher der Wiener Linien.
Seine Methoden im Umgang mit kritischen Medien
passen ins Gesamtbild des Unternehmens.
Foto: Wiener Linien

Unzensuriert.at bat die Wiener Linien um Stellungnahme zu den unglaublichen Vorwürfen. Der Leiter der Kommunikation, Mag. Answer Lang, teilte uns folgendes mit:

Bei einer kurzen Recherche zu dem Medium, das Sie beauftragt hat, musste ich feststellen, dass die journalistischen Grundsätze der Objektivität und Unabhängigkeit nicht eingehalten werden und die Berichterstattung auch in mehreren Punkten dem Ehrenkodex des österreichischen Presserats widerspricht. Vielmehr scheint es sich um eine parteiliche Homepage mit rechtsextremen Einschlag zu handeln. Ich ersuche Sie um Verständnis dafür, dass wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, mit einem derart belasteten Medium zusammenzuarbeiten.

Und in Richtung unseres Redakteurs schrieb Lang: 

Wenn mir der persönliche Rat gestattet ist, möchte ich auch Ihnen nahe legen, genau zu prüfen, bevor Sie sich von einem Medium beauftragen lassen.

Mit dieser skandalösen Antwort hat sich der Leiter der Kommunikation der Wiener Linien wohl selbst disqualifiziert. Statt auf die konkreten Missstände und aufgezeigten Fälle einzugehen, geht er mit unhaltbaren Vorwürfen auf ein unabhängiges Medium los. Dass bei den Wiener Linien niemand ein leichtes Leben hat, der von der SPÖ-Linie abweicht, erscheint nach dieser Auskunft umso plausibler. Pressesprecher Lang übte seine Tätigkeit zuvor im Verteidigungsministerium für den SPÖ-Minister Norbert Darabos aus.

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