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29. Mai 2011 / 12:20 Uhr

Münchhausen Häupl will Strache Lügen strafen

 HäuplBürgermeister Michael Häupl ist nach dem SPÖ-Parteitag in Wien schwer angeschlagen. Die eigenen Leute stellten sich gegen ihren Frontmann und gaben ihm nur noch 89,2 Prozent der Delegierten-Stimmen, 2009 waren es noch 98,1 Prozent gewesen. Gebeutelt von dieser schweren Niederlage suchte sich Häupl zur Ablenkung seines eigenen Versagens ein Feindbild außerhalb der Partei. Man müsse den „Lügen“ von FP-Chef Heinz Christian Strache „viel offensiver“ entgegen treten, sagte er im Austria Center Vienna.

Häupl

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Michael Häupl geriet am Parteitag ins Schwitzen. Weniger als 90 Prozent
der SPÖ-Delegierten wollten ihn weiterhin an der Spitze sehen.

Dass sich Häupl ausgerechnet Strache als Sündenbock für sein schlechtes Abschneiden beim Parteitag aussuchte, überrascht wenig. Wen sonst, als Strache? Die Grünen sind als Koalitionspartner in der Stadtregierung als Angriffspunkt tabu, diese lobte Häupl sogar als einen „immer vernünftiger werdenden Partner“, wohl wissend, dass die Grünen seit sie in Wien was zu sagen haben, alle ihre Wahlversprechen (Billigere Tickets bei den Öffis, billigeren Wohnraum, Nein zum Lobautunnel, Nein zum Bau des Konzertsaales der Sängerknaben im Augarten u.v.m.) über Bord geworfen haben. Auch die ÖVP anzugreifen, hätte politisch nichts gebracht, denn die Schwarzen gibt es in Wien praktisch nur noch auf dem Papier, das BZÖ gar nicht.

Die Watschn für Häupl fiel deftiger aus, als es so manchen Berichterstattern lieb war. Denn in der Gunst der SPÖ-Delegierten stürzten auch seine engsten Vertrauten ab: Vizebürgermeisterin Renate Brauner schaffte lediglich 72,1 Prozent. Das sind um 12,7 Prozentpunkte weniger als 2009. Sie erhielt somit das schlechteste Resultat im Führungsteam der SPÖ-Landesgruppe. Aber auch die Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely wurde merkbar abgestraft. Sie fiel um 11,4 Prozentpunkte auf nunmehr 76,3 Prozent.

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Hypo: Hat SPÖ Butter am Kopf?

Wen wunderts, dass Häupls Zorn den einzigen ernst zu nehmenden politischen Widersacher, HC Strache,  traf – doch bei seinem Rundumschlag nahm er es mit der Wahrheit nicht so genau: So versuchte er in fast schon jämmerlicher Weise, den Hypo-Alpe-Adria-Skandal dem FPÖ-Chef in die Schuhe zu schieben. Wörtlich: „Der Herr hat so viel Butter am Kopf, dass er wie ein Germknödel ausschaut.“ Abgesehen davon, dass dieser Satz nicht sonderlich originell ist, verschwieg er die Tatsache, dass Strache mit der Hypo in Kärnten nicht das Mindeste zu tun hat und auch der FPK keine Malversationen angelastet werden. Dagegen wird der Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz wegen Falschaussage als Beschuldigter geführt und nach einem investigativen Bericht im profil ist klar, dass sich Ex-Finanzminister Josef Pröll von der Bayern LB über den Tisch ziehen ließ. Einen Untersuchungsauschuss zur Causa, den Strache und die FPÖ im Parlament forderten, wurde – warum wohl? – von den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP abgelehnt.

Lügen haben kurze Beine

Häupl hat mit seinem Angriff auf Strache genauso einen Bauchfleck gelandet wie die hochgepriesene Wunderwaffe „CSI Hypo“ nach dem erfolgten Freispruch für Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer. Lügen haben eben kurze Beine, Herr Häupl! Macht nichts, bleiben immer noch die Ausländer als geeignete Waffe gegen die FPÖ. So warnte Häupl vor einem „nicht unerheblichen Frustpotenzial“ in der Stadt (sicher aufgrund seiner Politik). „Sündenbockphilosophen“ und Hetzer würden sich dieses zunutze machen. Vieles erinnere ihn an „Kampf um Berlin“ von Joseph Goebbels: „Wer sich dieses Buch vor Augen führt, fühlt sich bedauerlich an heutige Zeiten erinnert, das ist fast ein Déjá-vu.“ Damals seien die Juden das Feindbild gewesen: „Heute heißt es wohl allgemein Ausländer.“ Wenn gar nichts mehr geht, dann kommt die Faschismuskeule. Ob damit selbst die Sozialdemokraten noch beeindruckt werden können, ist fraglich.

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Häupl: „Wir erreichen nicht die Herzen“

Zum Schluss seiner Rede die weinerliche Bankrott-Erklärung des SPÖ-Landesparteivorsitzenden: „Wir erreichen nicht die Herzen und die Emotionen der Menschen. Wenn mir jemand sagt, wie man das lösen kann, dann werde ich ihn küssen und ihm zwei Stunden lang zuhören.“ Frag nach bei Strache! Gesichert ist, dass der FPÖ-Obmann Häupl Rezepte servieren kann, die das „Frustpotenzial“ in der Stadt abbauen würde. Ob sich HC allerdings von einem Mann küssen lassen möchte, der bei politisch heiklen Themen schnell ins Schwitzen gerät, ist unwahrscheinlich.

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