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29. Oktober 2009 / 14:10 Uhr

Gedenken an Republiksgründer bei Grünen unerwünscht

Traditionell besucht das Präsidium des Nationalrats am Allerheiligentag den Zentralfriedhof und legt auf den Gräbern ehemaliger Präsidenten Kränze nieder. Einer der bedeutendsten ehemalige Nationalratspräsidenten liegt am Barbara-Friedhof in Linz begraben. Seiner wurde schon seit langem nicht gedacht: Franz Dinghofer (1873 – 1956) war als Präsident der Provisorischen Nationalversammlung im Jahr 1918 der Verkünder der Republik in der Geburtstunde der Republik Deutschösterreich, des heutigen Österreich, am 12. November 1918.

Dinghofer war danach noch in verschiedenen Funktionen politisch tätig, unter anderem als Dritter Nationalratspräsident, Justizminister und Präsident des Obersten Gerichtshofes. Nach dem Einmarsch Hitlers wurde er in den Ruhenstand versetzt und teilweise enteignet, weil auf Gründen im Eigentum seiner Familie die Hermann-Göring-Werke errichtet wurden. Ihm zu Ehren legt heuer am Allerseelentag der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf gemeinsam mit dem neuen oberösterreichischen Landesrat Manfred Haimbuchner und FPÖ-OÖ-Obmann Lutz Weinzinger einen Kranz an Dinghofers Grab in Linz nieder.

Kaum bekannt geworden, führt die geplante Kranzniederlegung zu Kritik der Linzer Grünen. Die FPÖ versuche "mit Ehrungen von verstorbenen Sympathisanten der großdeutschen Vereinigung ewiggestrige Politik ins mediale Rampenlicht zu bringen." Erst im April wurden die Ereignisse des Jahres 1918 in der Widerstandkämpfer-Zeitung "Der Freiheitskämpfer" aufgegriffen. Herbert Jurasek beschreibt in seinem Beitrag über das Schicksalsjahr 1934 die Tumulte bei der Ausrufung der Republik durch Dinghofer. Bewaffnete Bataillone der "Roten Garde" seien aufmarschiert, aus der rot-weiß-roten Fahne schnitt der rasende Reporter und glühende Kommunist Egon Erwin Kisch den weißen Streifen mit einem Säbel heraus. Die von diesen Kräften herbeigesehnte "Sozialistische Republik" nach Vorbild der Sowjetunion wurde dank Menschen wie Franz Dinghofer verhindert. Vielleicht ist das der Grund, warum die Grünen sich heute so sehr gegen ein Gedenken an den "Verkünder der Republik" aussprechen.

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