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22. Oktober 2009 / 12:00 Uhr

Geschichte und Gegenwart der Donauschwaben

Seit 60 Jahren setzt sich die "Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft" in Österreich für das Wohl der aus Jugoslawien, Rumänien oder Ungarn vertriebenen, geflohenen oder freiwillig ausgesiedelten Donauschwaben ein. Anlässlich der Jubiläums-Feier werfen wir einen Blick auf die Geschichte und die aktuelle Situation dieser deutschen Volksgruppe.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde durch die Habsburger die Neubesiedelung entlang der mittleren Donau (pannonische Tiefebene) vorangetrieben. Vorangegangen waren dem wirtschaftlichen Neuaufbau die Befreiung Ungarns aus der 160-jährigen Türkenherrschaft und damit auch die Beendigung der wirtschaftlichen Erosion weiter Teile des Landes. Unter Kontrolle der kaiserlichen Wiener Regierungsstellen führte die Ansiedelung von Bauern, Handwerkern und Bergleuten aus dem Deutschen Reich zu einem nie dagewesenen Erfolg: aus den versumpften und brachen Wiesen entlang der Donau entstand die berühmte "Kornkammer der Monarchie".

Nach dem 1. Weltkrieg erfolgte durch den Vertrag von Trianon die Dreiteilung Ungarns. Die eineinhalb Millionen Siedler wurden auf Ungarn, Jugoslawien und Rumänien aufgeteilt, konnten jedoch vorerst ihre kulturelle Identität und Lebensweise beibehalten.

Nach der kriegerischen Teilung Jugoslawiens im April 1941 und dem Krieg mit der Sowjetunion wurden die Donauschwaben nicht nur in nationale Wehrverbände eingezogen, sondern aufgrund zwischenstaatlicher Verträge auch in die deutsche Wehrmacht. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wurden über 80.000 donauschwäbische Arbeiter in stalinistische Lager deportiert.

Die rumänische Regierung entzog den 300.000 Schwaben bis 1949 alle staatsbürgerlichen Rechte und deportierte große Teile in die Baragan-Steppe, wo die meisten den widrigen Bedingungen nicht standhalten konnten. Wirtschaftliche Not und der Sozialismus veranlassten rund 40.000 von ihnen zur Umsiedelung nach Deutschland.

Auf der Potsdamer Konferenz 1945 erreichte Ungarn eine Billigung zur Aussiedelung der ansässigen Schwaben nach Deutschland. In den folgenden Jahren wurden rund 200.000 Ungarndeutsche vertrieben und ihr Vermögen beschlagnahmt. Erst im Jahre 1996 bedauerte Ungarn die Vertreibung und gewährte den Ethnien die Möglichkeit zur Selbstverwaltung. Den Donauschwaben wurde eine symbolische Entschädigung ihrer Vermögensverluste zuteil.

In Jugoslawien gerieten die Donauschwaben unter die Herrschaft des kommunistischen Marschalls Tito. Der "Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens" (AVNOJ) erklärte die deutschen Siedler kollektiv zu Volksfeinden, entzog ihnen die staatsbürgerlichen Rechte und verfügte ihre völlige Enteignung. Erschießungsaktionen sowie Einweisungen in Vernichtungslager forderten bis 1948 insgesamt 64.000 Opfer – gemäß der UN-Deklaration ein Völkermord.

Noch heute sind die seit 1943 bestehenden AVNOJ-Beschlüsse ein strittiger Punkt. Zwar wurde mit dem Denationalisierungsgesetz 1991 die Möglichkeit eröffnet, Restitutionsforderungen durchzusetzen, dennoch gilt für die vertriebenen Deutschen die Kollektivschuld – sie müssen Entlastungsbeweise vorbringen um eine Entschädigungsanspruch geltend zu machen. Kroatien hat ein 2004 geschlossenes Abkommen zur Entschädigung der Donauschwaben bis dato nicht umgesetzt. In Laibach (Slowenien) wurde heuer eine Straße nach dem überaus umstrittenen kommunistischen Staatschef Tito benannt.

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