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17. Juni 2011 / 10:47 Uhr

Griechenland: Rot-schwarze Familien herrschen im Korruptionsparadies

BildObwohl Griechenland eigentlich als Wiege der alten Demokratie gilt und in der Antike Staatsphilosophen wie Aristoteles oder Platon hervorgebracht hat, ist es mit der Qualität der neuzeitlichen Demokratie nicht weit her. Bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versank Griechenland in einen jahrelangen Bürgerkrieg zwischen einer schwachen Zentralregierung und kommunistischen Rebellen, die aus Moskau und Belgrad gesteuert wurden. Getragen war die Nachkriegsdemokratie von wechselnden Vorgängerparteien des heutigen politischen Establishments. Bereits in den 50iger und 60iger Jahren blühte die Korruption.

Sieben Jahre Militärdiktatur und keine Läuterung

Nach einer innenpolitischen Krise und einem Militärputsch Im Jahre 1967 wurde Griechenland 1967 bis 1974 sogar von einer Militärdiktatur regiert. Nach Ende dieser Ära zog das politische Establishment aber nur unwesentliche Lehren aus der Vergangenheit. Vielmehr etablierte sich eine Parteienlandschaft, die wiederum an der Klüngelwirtschaft und den patriarchalischen Strukturen nahtlos anknüpfte. Mit den beiden großen Parteien, der „schwarzen“ Neuen Demokratie (N.D.) und der roten Panhellenische Sozialistische Bewegung (PA.SO.K.) setzten sich zwei politische Kräfte fest, die von Anfang an das Land in zwei Reichshälften aufteilen wollten.

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Zweiparteiensystem hat das Land im Würgegriff

Papandreou und Karamanlis

Papandreou und Karamanlis

Der aktuelle rote Premier Giorgos Papandreou (rechts)
und sein schwarzer Vorgänger Kostats Karamnlis.
Die beiden Familien beherrschen das Land.
Foto: PASOK / flickr (CC BY-SA 2.0)

Seit 1974 lösten einander die Neue Demokratie und die PASOK in regelmäßigen Abständen in der Regierung ab. So regierte bis 1981 die Neue Demokratie, 1981 bis 1990 die PASOK, 1990 bis 1993 wiederum die Neue Demokratie, 1993 bis 2004 die PASOK, 2004 bis 2009 die Neue Demokratie und seit 2009 wiederum die PASOK. Alle gegenwärtigen strukturellen Probleme Griechenlands in Wirtschaft, Verwaltung und Finanzwesen sind also ein Resultat einer über 37 jährigen Herrschaft eines rot-schwarzen Parteiensystems in diesem Land.

Familien Karamanlis und Papandreou teilen sich Griechenland

Griechenland war aber in den letzten knapp vierzig Jahren nicht nur einer Herrschaft eines ausschließlich rot-schwarzen Zweiparteiensystems ausgeliefert, es wurde auch fast ausschließlich von zwei Familien regiert, der roten Familie Papandreou und der schwarzen Familie Karamanlis. Dieser rot-schwarze Parteiadel, der fast ununterbrochen die Regierungschefs stellte, ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass Griechenland in seiner Entwicklung so weit zurückliegt. Vor allem Bürokratie, Misswirtschaft und Korruption werden dem System Karamanlis/Papandreou angelastet. So entfielen 2010 nach einer Studie der Organisation Transparency International auf jeden Griechen jährlich 1.355 Euro an Bestechungsgeld. Ob die Ausstellung eines Führerscheins oder einer Fahrzeugzulassung, das Erwirken einer Baugenehmigung, ein öffentlicher Auftrag oder das Abwenden einer Steuerprüfung, die griechische Gesellschaft läuft auch aktuell wie „geschmiert“. Insgesamt berechnete Transparency International dass in den vergangenen Jahren pro Jahr durchschnittlich 787 Millionen Euro an Bestechungsgeldern in Griechenland den Besitzer wechselten.

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