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23. Juni 2011 / 01:06 Uhr

Südtirol: Vom Freiheitskampf zum Autonomiestatut

 Freiheitskämpfer Sepp KerschbaumerVom offiziellen Österreich peinlich verschwiegen gingen in Südtirol die Gedenktage zum 50. Jahrestag der „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni 1961 über die Bühne. In Fangart und auf Schloss Sigmundskron fand eine große Gedenkfeier statt, bei der sich rund 2000 Südtiroler Schützen versammelten, um dieses Ereignisses zu gedenken. Die Rede ist vom Startschuss des Südtiroler Freiheitskampfes, der nach langem, zähem Ringen im Südtiroler Autonomie-Paket mündete, welches den Tirolern auf italienischem Staatsgebiet ihr kulturelles Überleben ermöglichte.

Einige Medien wie die linksliberale deutsche Wochenzeitung Die Zeit ließen es sich nicht nehmen, die damaligen Ereignisse verzerrt darzustellen und die Freiheitskämpfer rundweg als Terroristen zu bezeichnen. Ungeachtet dessen, dass das Südtirolproblem erst durch die Bombenexplosionen in den Fokus der Weltöffentlichkeit geriet und Italien zum Einlenken gezwungen wurde, wird anderenorts gar behauptet, dass der Freiheitskampf den Autonomiebestrebungen geschadet hätte.

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Bei einer Podiumsdiskussion gab der Südtiroler Journalist Hans Karl Peterlini auf die Frage, ob es nicht andere Mittel – außer Gewalt – gegeben hätte, auf das Unrecht in Südtirol aufmerksam zu machen, folgende Antwort: ”Wenn es damals Zehntausende von Männern wie Sepp Kerschbaumer gegeben hätte, wenn sich Zehntausende gegen den fremden Staat aufgelehnt und sich gewehrt hätten, wäre vielleicht eine andere Lösung möglich gewesen. Leider war das aber nicht so, denn es fehlte damals wie heute an Leuten mit Zivilcourage. Und so war Gewalt wohl die letzte und auch richtige Lösung, um auf das Süd-Tirol-Problem international aufmerksam zu machen.”

Der Weg zur "Feuernacht"

Freiheitskämpfer Sepp Kerschbaumer

Freiheitskämpfer Sepp Kerschbaumer

Der Freiheitskämpfer Sepp Kerschbaumer gab für ein freies Ttirol sein Leben.

Vorangegangen waren seit dem Jahr 1919, als Südtirol von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs Italien zugeschlagen wurde, Jahrzehnte der Entrechtung und Unterdrückung. Südtirol glich einem Überwachungsstaat, Spitzel waren allgegenwärtig, die Justiz urteilte auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin nach Gesetzen aus der Zeit des Faschismus. Durch Kriminalisierung sollte die kulturelle Identität der Tiroler Bevölkerung mit allen Mitteln zerstört und unterdrückt werden. So war das Hissen der Tiroler Fahne und das Streichen von Fensterläden in den traditionellen Farben Rot-Weiss-Rot verboten. Ebenfalls unter Strafe gestellt war das Tragen der Tiroler Schützentracht. Um die deutsche Bevölkerungsmehrheit nach und nach zur Minderheit zu machen, wurden Italiener aus Süditalien gezielt in Südtirol angesiedelt, und gleichzeitig die angestammte Bevölkerung vom Staat diskriminiert, um sie zum Abwandern zu zwingen.

Der "Bozener Knüppelsonntag"

Nur wenige wagten es, sich gegen die italienische Staatsmacht aufzulehnen. Als am 20. Februar 1960 einige Kirchgänger in Bozen am Denkmal des Freiheitskämpfers von 1809, Peter Mayr, einen Kranz niederlegten und das Andreas-Hofer Lied anstimmten, wurden sie von den Carabinieri gnadenlos niedergeknüppelt und als Unruhestifter verhaftet. Dieser unrühmliche Tag ging als "Bozener Knüppelsonntag" in die Geschichte ein.

Die "Feuernacht"

Angesichts der Tatsache, dass die Weltöffentlichkeit von den Zuständen in Südtirol keine Notiz nahm und die italienische Regierung zu keinerlei Zugeständnissen gegenüber den Südtirolern bereit war, sogar im Gegenteil die Gangart noch weiter verschärfte und ein Ausbürgerungsgesetz beschließen wollte, sahen sich einige Idealisten in eine ausweglose Situation gedrängt. Gewalt schien das einzige verbliebene Mittel zu sein, um auf die Staatsgewalt zu antworten und auf das Martyrium des Südtiroler Volkes aufmerksam zu machen. Und diese Gewalt entlud sich  in der "Feuernacht" zum 12. Juni 1961 mit der Sprengung von 37 Hochspannungsmasten. Bis 1969 sollte der Kampf dauern. Für viele endete der Aufstand mit Haft und Folter in italienischen Gefängnissen. Der Begründer des „Befreiungsausschuss Südtirol“, Sepp Kerschbaumer, bezahlte seinen Einsatz für die Freiheit Südtirols mit dem Leben und ar bei weitem nicht der einzige.

Südtirolfrage wird Thema der UNO Vollversammlung

Unter dem Eindruck der Bombenserie beschäftigte sich die UNO 1960 und 1961 ernsthaft mit der Südtirolfrage. Mit einer Resolution wurden Italien und Österreich aufgefordert, Verhandlungen aufzunehmen. Eine 19-köpfige Kommission handelte in der Folge das Autonomie-Paket aus. Durch den hinhaltendem Widerstand Italiens dauerte es allerdings bis 1972, bis es in Kraft treten konnte.
 

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