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7. Juli 2011 / 11:56 Uhr

Gusenbauers Ich-AG: Mit Kanzlerbonus zum Millionär

BildBeobachter kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nahezu im Monatstakt kann Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) einen neuen Posten einheimsen. Jüngste Errungenschaft: "Gusi" gründete mit drei Freunden die Cudos-Gruppe, um in das Geschäft mit Risikokapital einzusteigen. Zuvor schon war der Genosse bei mindestens zehn Firmen als Berater, Aufsichtsrat oder Geschäftsführer tätig. Insider schätzen sein Jahres-Einkommen auf mindestens 500.000 Euro brutto: „Wenn er es nicht ganz blöd anstellt, kommt er sogar auf eine Million,“ sagen sie.

Alfred Gusenbauer

Alfred Gusenbauer

Alfred Gusenbauer sammelt Jobs und kassiert.
Foto: Manfred Werner – Tsui / Wikimedia

„Herr Gusenbauer, wir bewundern Sie“, schrieb Zeit-Online, nachdem Alfred Gusenbauer als kürzestdienender Kanzler der Zweiten Republik (vom 11. 1. 2007 bis 2. 12. 2008) unrühmlich den Sessel räumen musste und zum alten Job zurück kehrte: als Referatsleiter bei der Arbeiterkammer Niederösterreich mit einem Monatsgehalt von 4.000 Euro brutto. Gusenbauer sagte damals: „Ich betrachte mich als autonomes Subjekt und will meine Freiheit. Wenn ich irgendwo eine Managementfunktion angenommen hätte, wäre dies eine Einschränkung meiner Freiheit gewesen.“

Wer die damalige Aussage ernst nahm, kann nur zu den uneingeschränkten Gusi-Freunden zählen. Denn schon bald sollte sich herausstellen, dass er auch als Privatmann das Umfaller-Image pflegt. Wie als Politiker bei der Studiengebühr, die er trotz Versprechens im Wahlkampf dann als Kanzler nicht abschaffte. Nach dem öffentlichen Schauspiel in der AK folgten Managerposten am laufenden Band: Aufsichtsratschef der Strabag mit einem Salär von 50.000 Euro, Vorstand der Privatstiftung von Hans Peter Haselsteiner mit einer geschätzten Jahresgage von 200.000 Euro, als Berater der WAZ Ostholding oder Novomatic, als Beirat der Signa-Holding, in der Gusenbauer mit Casino-Boss Karl Stoss und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Passer sitzt und dafür ca. 200.000 Euro erhält, als Partner von Banker Willi Hemetsberger, als Geschäftsführer der Gusenbauer Projektentwicklung etc.

In kürzester Zeit hat Alfred Gusenbauer den Kanzlerbonus in bare Münze verwandelt, indem er sein Adressbuch versilberte. Wie viel er verdient, sagt er nicht. Bei Fragen nach seinem Einkommen gibt sich der Ex-Kanzler gegenüber Medien zugeknöpft wie ein Trappistenmönch. Herauszulocken ist ihm bloß, dass er mehr lukriert als der Bundeskanzler, dessen Jahresgehalt bei 280.000 Euro liegt.

Manager Gusi warnt vor Primat des Raubtierkapitalismus

Fixe Arbeitsplätze hat der Sozialdemokrat nicht geschaffen. „Ich vergebe für verschiedene Arbeiten Sub-Verträge, sonst bin ich eine Ich-AG“, sagte Gusenbauer in einem Format-Interview. Dort verriet er auch, wo sich seine Büros befinden. Jenes für kommerzielle Tätigkeiten befände sich in der Kanzlei des Wiener Anwalts Leo Specht. Mit ihm, dem Finanzmann Alon Shklarek und Berater Andreas Frech gründete Gusenbauer nun die Risikokapitalgesellschaft Cudos. Jener Gusenbauer, der sich immer gern als Arbeiterkind darstellte, den kommunistischen Boden in Russland küsste und seiner Mutter beim Spielen in der Sandkiste mitteilte, dass er einmal Bundeskanzler sein werde, zählt heute zu den Vertretern jenes Klientels, das er Zeit seines Lebens – so gab er es jedenfalls vor – bekämpfte. Öffentlich und als Vizepräsident der Sozialistischen Internationale tut er das immer noch: Anlässlich der Verleihung des Bruno-Kreisky-Preises im Juni dieses Jahres warnte der Ex-Kanzler vor einem neuen „Primat des Raubtierkapitalismus“. Wer, wenn nicht er, muss das wissen!

Fauxpas: Das übliche Gesudere in Donawitz

Ein Nahe-Verhältnis zum kleinen Mann war dem Arbeiterkind aus Ybbs an der Donau nicht in die Wiege gelegt. Dass Gusenbauer Wasser predigt, jedoch viel lieber Wein trinkt, kam nie besser zutage als bei seinem Wahlkampfbesuch in der Steiermark. Dort fragte er vor laufender Kamera eine SP-Funktionärin: „Und das wird heute was Ordentliches in Donawitz oder das übliche Gesudere?“ Nicht nur dieser Fauxpas wurde dem damaligen Regierungschef zum Verhängnis. Heute kann der Sozialist mit prall gefülltem Portemonnaie getrost zugeben: „Die Entscheidung, die österreichische Innenpolitik zu verlassen, habe ich nicht bereut.“

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