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15. Juli 2011 / 09:22 Uhr

Kein Versuch, sondern Alibiaktion: Gericht stoppt Gesamtschule

Hannelore KraftEndlich einmal etwas Positives über die Gesamtschule aus unserem Nachbarland: Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen wurde nämlich einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge vor kurzem ein Versuch, die Gesamtschule über die Hintertür einzuführen, gestoppt. Die dortige rot-grüne Minderheitsregierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte vor – ganz so, wie in Österreich Unterrichtsministerin Schmied mit der "Neuen Mittelschule" (NMS) – über die Hintertür des Schulversuchs die Weichen für die integrative Gesamtschule zu stellen.

Hannelore Kraft

Hannelore Kraft

Die rot-grüne Regierung unter Hannelore Kraft scheiterte mit dem Plan,
die Gesamtschule durch die Hintertür namens Schulversuch einzuführen.
Foto: nrwspd / flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Das Konzept der integrativen Gesamtschule sieht neben sich keine anderen Schultypen vor, das heißt, die Vielfalt der Schultypen würde in diesem Fall zugunsten der Gesamtschule völlig eliminiert, die Schüler vom verhaltensauffälligen Sonderschüler bis zum Hochbegabten alle in einer Klasse sitzen. In Nordrhein-Westfalen sollte zunächst an 14 Versuchsschulen die dort so genannte "Gemeinschaftsschule" die 5. und 6. Jahrgänge der örtlichen Gymnasien, Haupt- und Realschulen ersetzen. Dieser Anlauf wurde aber inzwischen vom Oberverwaltungsgericht Münster, das in Österreich keine direkte Entsprechung hat, aber in etwa mit einem Verwaltungsgerichtshof auf Regionalebene vergleichbar wäre, als rechtswidrig erkannt.

Nun mag diese Entscheidung zwar reichlich juristisch klingen. Das Brisante an der Geschichte ist jedoch, dass auch in Österreich über die anfängliche Einführung als Schulversuch die Gesamtschule NMS zunächst nur an einigen wenigen Standorten eingeführt worden ist, denen weitere und immer mehr folgten, bis schließlich erst unlängst Unterrichtsministerin Schmied sogar einräumte, die Gymnasien sollten gänzlich in der Gesamtschule aufgehen. (Die bisherige Unklarheit, ob auch die Gymnasien zu NMS werden sollten oder nicht war übrigens auch einer der Hauptgründe, warum die Grünen mit der NMS nicht ganz zufrieden waren.)

Der Entscheid des OVG Münster erfolgte deshalb in dieser Eindeutigkeit, weil zwar die 14 betroffenen Schulen als "Schulversuche" deklariert worden waren, andererseits aber im Koalitionsvertrag von Rot und Grün klar festgehalten worden war, dass "in den kommenden Jahren 30 Prozent der weiterführenden Schulen zu Gemeinschaftsschulen verschmolzen werden" sollten. Der Versuch dient also – ähnlich wie in Österreich – nur dazu, das längst beschlossene, ausschließlich ideologisch begründete Ergebnis zu rechtfertigen.

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