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ORF

26. Juli 2011 / 06:57 Uhr

Darabos spielt wieder einmal Gott, diesmal in der Kirche

Norbert DarabosVon Laizismus hat Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) wohl noch nie was gehört. Die Trennung von Staat und Kirche wird von den meisten Politikern auch akzeptiert, von Darabos aber nicht: Wie schon bei der unsäglichen Wehrpflicht-Debatte spielt der Minister nun auch in der Kirche Gott und mischt sich mit seinem lausbubenartigen Macho-Gehabe in klerikale Angelegenheiten ein.

Norbert Darabos

Norbert Darabos

Norbert Darabos mischt sich neuerdings in kirchliche Angelegenheiten ein.
Foto: Peter Lechner / Bundesheer

Die geplante Versetzung des Pfarrers in der Heimatgemeinde von Darbos im Mittelburgenland ist der Grund für die Aufregung. Dieser Pfarrer betreut die Gemeinden Nikitsch und Kroatisch Minihof und soll nun auf Anordnung des als konservativ geltenden Bischofs Ägidius Zsifkovics, der die Pfarren neu strukturiert, an einem anderen Ort Dienst machen. Im ORF sagte Darabos, dass er die Dialogbereitschaft des Bischofs vermisse: „Ich habe versucht, ihn zu erreichen. Er hat seit zehn Tagen jeglichen Dialog nicht stattfinden lassen. Das halte ich schon für bedenklich.“

Bischof brach sich den Arm beim Gottesdienst

Darbos verschwieg bewusst, dass Bischof Ägidius Zsifkovics außer Gefecht ist. Er ist gestürzt und hat sich einen Arm gebrochen – ausgerechnet beim Gottesdienst mit einem stigmatisierten italienischen Mönch, der die Wundmale Christi tragen soll. Zum Krankenstand kämen Urlaub und eine Pilgerreise, daher sei der Bischof bis Ende August für die Gläubigen nicht erreichbar, informierte Bischofsvikar Stefan Vukits, der zur Versetzung des Pfarrers anmerkte: „Dass es bei Veränderungen nicht ohne Probleme geht, ist verständlich.“

Glaubwürdigkeit von Darabos völlig zerstört

Als ob Darabos als Verteidigungs- und Sportminister nicht genug zu tun hätte, mischt er sich nun auch noch in Personalentscheidungen der Kirche. Nicht nur das: Er kritisiert die Entscheidung des Bischofs als „abgehoben“, vermisst „Dialogbereitschaft“ und hält das alles für „bedenklich“. Ausdrücke, die dem in der Wehrpflicht-Debatte oft und zu Recht gescholtenen Minister nicht fremd sein dürften. Genau diese Unsitten, die er nun außerhalb seines Ressorts dem Bischof vorwirft, haben Bundesheer-Vertreter ihrem Chef vorgehalten. Mit fatalen Folgen für Generalstabschef Edmund Entacher, der auf eine in der Zweiten Republik noch nie dagewesenen Art und Weise und dazu noch vermutlich widerrechtlich abberufen wurde. Der nächste Skandal waren die bestellten Zahlen zu den Bundesheer-Modellen, die die Glaubwürdigkeit des Verteidigungsministers völlig zerstört haben. Und an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten, war die Intervention von Darabos-Sprecher Stefan Hirsch bei Standard-Herausgeber Oscar Bronner: Er beschwerte sich über den Journalisten Conrad Seidl, dem eine Darabos-Pressekonferenz zu Grabungen nach SS-Opfern in der Grazer Kaserne Wetzelsdorf nur eine vierzeilige Meldung Wert war, der aber an anderer Stelle in einem Artikel zum geschrumpften Heeres-Budget anmerkte, dass sich Darabos „lieber darauf konzentrierte, die Geschichte aufzuarbeiten“, während er das aufgebrummte Sparziel einfach an das Generalstabsbüro delegiere. Seidl musste sich dafür vom Ministerspprecher mit den Machern der rechtsextremen Webseite Alpen-Donau vergleichen lassen.

Wer selbst berufliche Existenzen sorglos vernichtet (Entacher oder auch der Leiter des Bunkermuseums am Wurzenpass, Andreas Scherer), Journalisten denunzieren lässt (Seidl) und bei so wichtigen Themen wie dem Bundesheer keinerlei Dialogbereitschaft zeigt, hat schon gar nicht das Recht, bei Personalentscheidungen in der Kirche mitzureden. Das ist nicht mehr als der lächerliche Versuch, nachdem er jegliche Sympathie im eigenen Heer verloren hat, bei den Katholiken zu punkten. Ob Gott ihm dabei hilft?

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