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24. Juli 2011 / 10:11 Uhr

Südsudan unabhängig, doch Jagd auf Christen geht weiter

ReferendumZwei Wochen ist es her, dass die Spaltung des Sudan mit der Gründung der Republik Südsudan offiziell wurde. Der überwiegend christlich geprägte Süden votierte mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit, weil die Christen von den Muslimen im Norden zuletzt immer stärker terrorisiert worden waren. Doch auch nach dem Referendum ist keine Ruhe eingekehrt.

Referendum

Referendum

Das Ergebnis des Referendums war eindeutig, doch auch nach der
Unabhängigkeit ist die Gewalt gegen Christen nicht gestoppt.
Foto: Jenn Warren, USAID Africa Bureau / Wikimedia

Im Monat vor der Unabhängigkeit wurden mindestens drei Kirchen angegriffen und zwei Christen ermordet. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors, der den Grad der Verfolgung von Christen in den Staaten der Erde wiedergibt, rangiert der Norden des Sudan auf Platz 35.

Der erbitterte Völkermord an den schwarzafrikanischen Christen des Südens und der Nuba-Berge wütet im islamistischen Regime unter General Omar al-Bashir bereits seit 1983. Bisher hat er schon 1,5 Millionen Menschenleben gefordert. Im März 2000 wurden im Sudan nach langer Pause wieder Hudhud-Strafen des islamischen Strafrechts, der Scharia, angewandt: zwei Kreuz-Amputationen (eine Hand, ein Fuss) sind dokumentiert, elfmal wurde jeweils eine Gliedmaße entfernt.

Loslösung und neue Staatsgründung

Nach einem mehr als 20 Jahre währenden Bürgerkrieg hatte sich die Bevölkerung per Volksabstimmung für eine Loslösung vom Norden entschieden. Die Staatsgründung wird jedoch von Spannungen überschattet. Noch ist der genaue Grenzverlauf zwischen den beiden sudanesischen Staaten unklar. In den letzten Wochen kam es in der Region immer wieder zu Gefechten zwischen Kämpfern aus Nord und Süd. Dabei geht es auch um die Kontrolle von Rohstoffen. Drei Viertel der bekannten Ölvorkommnisse liegen im neuen Staat. Der Republik Sudan im Norden gehen nun immense Einnahmen verloren.

Der Außenminister des Sudan, Ali Karti, spielte die nach wie vor herrschende Gewalt im Zuge seines Wien-Besuches diese Woche herunter und sprach von medialem Aufbauschen. Dass in der umstrittenen Region Südkordofan so wie im nördlichen Darfur gezielt Menschen von muslimische Milizen getötet würden, stellte Karti in Abrede. Außenminister Spindelegger beschränkte sich bei dem Treffen auf Appelle: „Südkordofan darf kein zweites Darfur werden. Ich appelliere an die Regierung in Khartum, sich der politischen und humanitären Verantwortung für die Zivilbevölkerung bewusst zu sein und der Gewalt ein Ende zu bereiten", so Spindelegger.

Aufruf zur Achtung der Menschenrechte

Die Bitte an Präsident Omar al-Bashir auf, die Menschenrechte einzuhalten und die Glaubensfreiheit für alle gelten zu lassen, kommt auch von der christlichen Organisation Open Doors. Verschiedentlich wurden in den letzten Jahren Pastoren gefangen genommen und gefoltert, manche von ihnen überlebten die Tortur nicht. Open Doors sorgt sich nach der Abspaltung des Südens umso mehr um die verbliebende christliche Minderheit im Norden.

Dass am Bashir-Regime – trotz der Teilnahme des Präsidenten an der Unabhängigkeitsfeier im Südsudan – alle Aufforderungen abprallen, ist der internationalen Staatengemeinschaft jedoch seit Jahren bekannt. Die Worte des Außenministers bestärken diesen Eindruck. Immerhin spielt Bashir auch mit dem internationalen Strafgerichtshof Katz und Maus, dessen Haftbefehl völlig wirkungslos bleibt.

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