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29. Juli 2011 / 10:34 Uhr

IGGiÖ-Präsident erzürnt muslimische Akademiker

BildDie Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat im Juni ihren neuen Präsidenten gewählt – wir berichteten bereits über eine Neuformierung der hiesigen Muslime. Der neue Vorsitzende, Fuat Sanac, möchte laut eigenen Aussagen mit Politik nichts zu tun haben. Er bezeichnet sich als Vertreter des österreichischen Islam, obwohl von den 500.000 Muslimen nicht einmal 30.000 Mitglied der IGGiÖ sind – und davon nicht einmal 20.000 an der Wahl teilgenommen hatten. Nach einem Interview begehren nun selbst muslimische Akademiker wie etwa die Türkische Kulturgemeinde gegen Sanac auf.


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Sanac' antiquierte Aussagen spalten die Muslime Österreichs.
Foto: Michael Kranewitter / wikimedia

Im Interview mit dem Standard stellte Sanac teils sehr widersprüchliche Aussagen auf. Die Kernaussage des Gesprächs war Sanac' sehr restriktive Auslegung des Korans – und seine Weigerung, sich mit kritischen Aussagen zu befassen. Auch seine Auffassung über die Mitglieder seiner Gemeinde zeugen von einem äußerst rückständigen Weltbild:

derStandard.at: Was ist, wenn eine gläubige 16-Jährige die Gebote einhalten will, aber dennoch darunter leidet, weil es sie von ihren Freundinnen isoliert?
Sanaç: Das Problem gibt es nicht. Das ist total unrealistisch. Außerdem: Es geht nicht ums Schwimmen, sondern ums Sich-Entblößen. Das ist die Vorschrift.

Sanac bezeichnet sich selbst als "härter, direkter" als seinen Vorgänger Shakfeh. Er will nichts mit Politik zu tun haben. Einen Termin mit der Innenministerin, bei dem er Forderungen stellt und Zusagen erhält, bezeichnet er als unpolitisch. Die extremistische Gruppierung Milli Görüs respektiert er – deren Aussage, Juden seien "Bakterien", sei schließlich politisch zu betrachten.

Dr. Melissa Günes, Generalsekretärin der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich, erklärt in einem ausführlichen, deutlichen Brief ihre ausdrückliche Distanzierung von Sanac's Aussagen – die Äußerungen im Interview erfüllten sie mit "Enttäuschung".

Türkische Kulturgemeinde erkennt Beleidigung der Frauen

Laut Günes sind besonders die Aussagen, die Sanac bezüglich der muslimischen Frauen tätigte, eine Beleidigung. Sie und ihre Gemeinde treten dafür ein, den Islam vor den Aussagen des IGGiÖ-Präsidenten zu schützen, der nicht als Vertreter aller Muslime auftreten dürfe. und weisen Sanac auf österreichisches Recht und die Verfassung hin, "welche als unsere Spielregeln in Österreich fungieren".

Sanac würde mit seiner "egozentrischen, traditionellen, wüstentheologischen und begrenzten Umdeutung" Wasser auf die Mühlen der Extremisten gießen und die Diffamierung der Muslime aufgrund ihrer angeblich nicht anpassungsfähigen Religion fördern. Günes ruft zu Respekt und Nächstenliebe auf. Sie weist auf die Anpassungsfähigkeit des Islam hin und verurteilt Sanac' Argumentation und erinnert an einen Koran-Vers: „Und Gott zürnt denen, die ihren Verstand nicht gebrauchen.“ Die Türkische Kulturgemeinde setzt sich aus rund 600 Mitgliedern zusammen und besteht überwiegend aus Akademikern.

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